Ammersbek. Ammersbeker Politiker fällen mehrheitlich einen wegweisenden Beschluss. Der sorgt bei einigen aber auch für Verwunderung.

Die Erleichterung über die gerade erlebte Abstimmung der Ammersbeker Gemeindevertretung spiegelte sich in den Gesichtern von einer Handvoll Mitglieder des Hoisbütteler Kleingärtnervereins Neue Heimat wider. Die Schrebergärtner können sich jetzt sicher sein: Sie dürfen auf ihrem angestammten Platz an der Ecke Hamburger Straße/Bültenbarg bleiben. Denn die Kommunalpolitik lehnt die Petition von mehreren Grundstückseigentümern ab, dort ein Neubaugebiet zu ermöglichen.

Der Beschluss aus dem Jahr 1988 für das „Dauerkleingartengelände“ wird nicht aufgehoben. Mehr noch: Die Gemeindevertreter strichen den Satz „Dies erfolgt unter der Voraussetzung, dass die Angelegenheit in die Betrachtung zur Überplanung des Schulgeländes einbezogen wird“. Der für die Petition zuständige Bauausschuss hatte zuvor einstimmig beschlossen, das Kleingartengelände bei der Neuplanung rund um die benachbarte Grundschule Hoisbüttel zu berücksichtigen. Die Mitte der 1960er-Jahre eröffnete Schule muss saniert und erweitert oder neu gebaut werden. Die angrenzenden freien Flächen (unter anderem Bolz- und Sportplatz) bieten sich für Wohnungsbau an.

Kleingärtner in Hoisbüttel bekommen Sicherheit für das gepachtete Areal

Der Nachsatz wurde mit elf Stimmen von Grünen, SPD und Wählergemeinschaft UWA gegen sieben Stimmen von CDU und FDP wieder aufgehoben. „Das ist doch eine gute Nachricht“, sagte ein Beobachter aus dem Kreis der Vereinsmitglieder, die nach Sitzungsschluss vor dem Dorfgemeinschaftshaus standen. Über die genaue Formulierung zur Ablehnung der Eingabe wird der Bauausschuss ein weiteres Mal beraten. Bei den politischen Mehrheitsverhältnissen dürfte das wohl nur eine Formsache sein.

„Wir möchten den Pächtern die Sicherheit geben, dass mit ihren Flächen nichts passiert, was sie nicht wollen“, sagte Gemeindevertreter Tim Grevenitz (Grüne). „Der letzte Satz lässt jedoch eine Hintertür offen, deshalb werden wir ihn streichen.“ Das sahen auch die anwesenden SPD- und UWA-Vertreter so.

Kommunalpolitiker heben zuvor vereinbarten Passus wieder auf

Dieser Meinungsumschwung löste allerdings auch Verwunderung aus. „Nach eingehender zweimaliger Diskussion im Bauausschuss haben wir den Satz doch extra eingefügt“, sagte Christiane Maas (CDU). Und Heiko Steenhagen (CDU) ergänzte: „Wenn wir etwas in Betracht ziehen, heißt dies doch noch lange nicht, dass wir die Kleingärten auflösen wollen.“

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Hans-Hinrich Sönksen (FDP) nannte einen weiteren Grund, warum die Fläche nicht außen vor bleiben sollte. „Wenn auf dem alten Sportplatz mehr als 100 Wohnungen gebaut werden, hat das auch erhebliche Auswirkungen auf den Bültenbarg“, sagte er. Autoverkehr und Lärm werden deutlich zunehmen. „Die Emissionen sollten auch mit Blick auf die Kleingärten überprüft werden“, so Sönksen.

Vor drei Jahren gab‘s einen Plan für 32 neue Reihenhäuser

Der Pachtvertrag für die Kleingärten wurde bereits 1950 von den damaligen Eigentümern mit dem Vereinsvorstand geschlossen. Die aktuellen Besitzer möchten die Grundstücke lieber für Wohnungsbau nutzen und bieten den Schrebergärtnern den Umzug auf ein benachbartes Feld an – was der Verein nicht will. Die Petition ist der bislang letzte Versuch, die verhärteten Fronten aufzuweichen.

Vor drei Jahren präsentierte ein Bauunternehmen sogar schon einen konkreten Plan. Die Deutsche Reihenhaus AG (DRH), die nebenan auf dem ehemaligen Betonwerk Feddern ein Projekt fertiggstellt hatte, stand bereit. Sie wollte 32 Reihenhäuser auf einem rund 9100 Quadratmeter großen Teil des Vereinsgeländes errichten. Den betroffenen Kleingärtnern sollte unter anderem der Umzug von 18 der rund 30 Parzellen mit neuen Lauben sowie einem Gemeinschaftshaus mit Strom und Duschen finanziert werden. Doch die Verhandlungen scheiterten.