Ammersbek. Kinder und Lehrerinnen sollen im Sommer 2024 umziehen. Warum der Bürgermeister froh ist, dass ein alter Brauch nicht überlebt hat.
Über dem Neubau der Grundschule Bünningstedt weht jetzt der Richtkranz im Wind. So können auch die mehr als 160 Schüler und ihre Lehrkräfte aus dem Altbau auf der anderen Seite des Parkplatzes sofort sehen, dass die nächste Etappe geschafft ist. Im Sommer 2024 sollen sie in das moderne Gebäude umziehen.
„An diesem Ziel halten wir fest“, sagte Bürgermeister Horst Ansén, „auch wenn es in diesen ungewissen Zeiten noch eine lange Strecke ist.“ Trotz weltweiter Lieferengpässe sind die Handwerker bisher zügig vorangekommen. Der Verwaltungschef erinnerte daran, dass im Februar 2022 das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein das Baugrundstück noch nach Resten historischer Siedlungen abgesucht hatte. Da die Forscher jedoch keine relevanten Nachweise zutage förderten, gaben sie die Fläche frei.
Arbeiten für die Grundschule Bünningstedt begannen im Mai 2022
Im Mai vergangenen Jahres begannen die Erschließungsarbeiten. Im Oktober wurde der Grundstein gelegt. Wenn jetzt das Dach komplett ist, kann der Innenausbau beginnen. Parallel ist ab Mitte Juni auch die Gestaltung des Außengeländes vorgesehen.
Etwa 65 Prozent der Aufträge sind vergeben, so Bauamtsleiter Frank Thiemann. „Da rund 80 Prozent der Leistungen EU-weit ausgeschrieben werden müssen, ist das Verfahren sehr zeitintensiv und auch für die Bieter aufwenig“, sagt er. Das Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GM.SH), eine Anstalt öffentlichen Rechts in Kiel, übernimmt die Verfahren. Noch offen ist unter anderem die sogenannte Technische Gebäudeausrüstung (TGA).
Baukosten wurden zuletzt auf 12,9 Millionen Euro geschätzt
„Aus diesem Grund lassen sich die Gesamtkosten zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht genau beziffern“, sagte Thiemann. Die jüngsten Schätzungen lagen bei 12,9 Millionen Euro, was auch den immensen weltweiten Preissteigerungen in der Baubranche geschuldet ist. Das Land zahlt einen Zuschuss von 2,1 Millionen Euro. Vom Bund kommen weitere 1,7 Millionen Euro für die besondere Energieeffizienz.
Angesichts solcher Summen erinnerte Bürgermeister Ansén an die Ursprünge des Richtfestes im 14. Jahrhundert. „Damals war die zu dem Anlass vereinbarte Biermenge noch Bestandteil des Lohns“, sagte er. Zugleich zeigte er sich erleichtert, dass auch andere Bräuche sich nicht gehalten haben. So wurde der Bauherr einst auf den letzten Holzsparren gesetzt und mit reichlich Schnapspausen dreimal um den gesamten Bau getragen… Dieses zweifelhafte Vergnügen blieb dem Bürgermeister erspart.
Altbau stammt zum großen Teil noch aus den 1950er-Jahren
Zimmermann Kim Meyer von der Firma Holzbau Schnackenberg aus Zeven (Niedersachsen) beließ es beim Richtspruch bei einem lauten „Prost“ und einem kleinen Korn. Dann schmetterte er eine Glasflasche vom Gerüst zu Boden, um mit den Scherben das nötige Glück zu wünschen.
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Der Neubau ersetzt die größtenteils noch aus den 1950er-Jahren stammende alte Schule, die sanierungsbedürftig und zu klein ist. Das künftige Gebäude wird dank Erdwärme und PV-Anlage auf dem Dach klimaneutral betrieben. Es bietet acht Klassenräume, Mensa und Küche, Musik-, Kunst- und Werkraum, Multifunktions- und Technikraum sowie Platz für Ganztagsangebote.
Entscheidung über eine neue Turnhalle fällt Anfang Mai
Ob die Grundschule auch eine neue Sporthalle bekommt, entscheidet sich kommende Woche. Dann beraten die Kommunalpolitiker über den Neubau einer sogenannten Einfeldhalle für schätzungsweise 3,9 Millionen Euro. Nach Protesten der Parteien gegen eine sechs Millionen Euro teure größere Lösung hat die Verwaltung den Entwurf deutlich reduziert.
Um eine aus dem Landesprogramm „Impuls 2030 II“ zugesicherte Förderung von einer Million Euro abzurufen, muss der konkretisierte Antrag noch im Mai eingereicht werden. Die Halle könnte Ende 2025 stehen. Über einen neuen Sportplatz soll getrennt erst später beraten werden.
„Die Grundschule ist ein schönes Beispiel für kommunale Entscheidungen“, sagte Bürgermeister Horst Ansén, „denn der Beschluss wurde nicht in Kiel oder Berlin gefasst, sondern nach vielen Sitzungen von der Gemeindevertretung hier bei uns im Pferdestall.“ Deshalb sollte jeder Bürger sein Recht nutzen und seine Stimme bei der Kommunalwahl am 14. Mai auch abgeben.