Glinde. Unternehmen hatte das Areal 2017 von der Stadt übernommen. Projekt verzögerte sich. Wie viel Mieter für den Quadratmeter zahlen.
Es herrscht Wildwuchs auf dem Areal an der Straße Holstenkamp im Glinder Stadtteil Wiesenfeld gegenüber der kleinen Ladenzeile. Das Gestrüpp ragt an einigen Stellen mindestens zwei Meter in die Höhe, der große Sandhügel ist komplett begrünt. Das wird sich bald ändern, verspricht das Unternehmen D.R.S. Bauregie Dresden mit Sitz in Hamburg. „Wir gehen davon aus, dass die Bagger in den nächsten zwei bis drei Monaten hier zum Einsatz kommen“, sagt Projektleiter Rainer Schwanbeck. Auf dem Gelände mit angrenzender Kindertagesstätte entstehen 37 Sozialwohnungen mit Mieten von 6,80 und 8,50 Euro kalt pro Quadratmeter.
Das Vorhaben wurde nicht nur einmal verschoben. Diesmal scheint ein Rückzieher ausgeschlossen. Laut Schwanbeck sind ein Teil der Aufträge vergeben. „Wir machen das in zwei Paketen.“ Ende Mai wisse er auch um das Investitionsvolumen. Vor drei Jahren war es auf 8,1 Millionen Euro beziffert. Das sei wegen höherer Materialkosten und Lohnsteigerungen im Baugewerbe nicht mehr zu halten, so der Projektleiter. Er rechnet jetzt mit einer Summe zwischen neun und zehn Millionen Euro.
Glinde hat das Grundstück für 99 Jahre per Erbpacht vergeben
Die Stadtverwaltung hat natürlich großes Interesse an einer Umsetzung. Auf einer Warteliste für öffentlich geförderte Wohnungen sind rund 300 sogenannte Fälle registriert. Im Rathaus wird dieser Begriff verwendet, weil sich dahinter nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Familien verbergen. Die Kommune hat das Vorschlagsrecht bei der Auswahl der Mieter. Sie nennt dem Investor drei Kandidaten pro Wohnung, der dann einen bestimmt. Bernd Mahns, Amtsleiter für Bürgerservice, hatte sich vor Wochen über die Planungen bei D.R.S. Bauregie Dresden erkundigt. „Ich wurde mündlich in Kenntnis gesetzt, dass etwas passiert“, sagt er.
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Bürgermeister Rainhard Zug sagt, es dauere viel zu lange für ein Bauprojekt. „Man muss jetzt mal Taten folgen lassen.“ Diese Äußerung tätigt er mit Blick auf die Ankündigungen in der Vergangenheit. Das Unternehmen hatte das mehr als 5500 Quadratmeter große Grundstück 2017 von der Stadt per Erbpacht übernommen. Der Vertrag gilt für 99 Jahre. Es wurde vereinbart, dass der Investor auf dem hinteren Teil des Areals auch eine Kindertagesstätte baut. Einweihung der Betreuungseinrichtung, deren Träger die Arbeiterwohlfahrt (Awo) ist, war im November 2020. Kosten: 3,9 Millionen Euro. Das Gebäude hat drei Geschosse und 1090 Quadratmeter Nutzfläche inklusive der 174-Quadratmeter-Dachterrasse. Bei diesem Projekt lief ebenfalls nicht alles wie am Schnürchen. Die Nähe zum Schönningstedter Graben sorgte für Verzögerungen. Dieser wurde auf 90 Metern Länge verrohrt und an anderer Stelle als Ausgleich entrohrt.
Wohnungen sind zwischen 40 und 86 Quadratmeter groß
Im Frühjahr 2021 sollten dann die Wohnungen angegangen werden. Doch es gab Probleme, zum Beispiel beim eingereichten Förderantrag für die Bleiben bei der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH), weil das Unternehmen auch das Kita-Gelände aufgeführt hatte. Also mussten die Grundstücke neu zugeschnitten werden. Deshalb wurde auch der städtebauliche Vertrag novelliert. Zudem riefen Handwerksfirmen Preise auf, die für D.R.S. Bauregie Dresden nicht akzeptabel waren.
Nun will man das Versprechen endlich erfüllen. Auf dem vorderen Teil des Areals hin zum Holstenkamp entstehen zwei viergeschossige Objekte mit 18 und 19 Wohnungen samt Balkon oder Terrasse. Zwei Wohnungen haben vier Zimmer, die anderen zwei oder drei. Größen: von 40 bis 86 Quadratmeter. 35 Einheiten werden nach dem ersten Förderweg vergeben. Mieter zahlen 6,80 Euro pro Quadratmeter. Beim Rest sind es 8,50 Euro. Die Häuser werden mit rotem Klinker versehen und durch ein Blockheizkraftwerk mit Wärme versorgt. An dieses wird auch die Kindertagesstätte angeschlossen. Projektleiter Schwanbeck plant mit einer Bauzeit von 18 bis 21 Monaten.