Trittau. Gastronomen aus Stormarn berichten, warum sie trotz eigener Raucherbereiche beim Kiffen Verfechter einer Null-Toleranz-Politik sind.
Seit dem 1. April können Erwachsene in Deutschland ganz legal einen Joint rauchen. Für den Konsum von Cannabis in der Öffentlichkeit gelten aus Jugendschutzgründen zwar Beschränkungen, nicht jedoch für Kneipen und Clubs, in denen das Zigarettenrauchen ganz offiziell erlaubt ist. Können sich Besucher von derlei Etablissements also darauf verlassen, dass sie dort auch Joints rauchen dürfen? Mitnichten. Einige Wirte und Betreiber von Diskotheken und Bars in Stormarn vertreten eine ganz klare Meinung zu dem Thema. Wie kommt das beim Publikum an?
Yannik Panke ist Geschäftsführer des Fun-Parc in Trittau, einer Großraumdiskothek, die jedes Wochenende Gäste aus dem gesamten Umland anzieht. Der 24-Jährige gehört einer Altersgruppe an, die dem Cannabiskonsum gegenüber als wesentlich aufgeschlossener gilt als ältere Generationen. Doch davon ist Panke kein Freund. Die Disco verfügt sowohl drinnen als auch draußen über abgesperrte Raucherbereiche, Haschischrauch will der Betreiber dort aber keinesfalls tolerieren. Auf dem Instagram-Account des Fun-Parcs – laut Panke der „Hauptkanal, wo wir mit unseren Gästen kommunizieren“ – hat er eindeutig Stellung bezogen, dass er von seinem Hausrecht Gebrauch macht und den Cannabis-Konsum in den Clubräumen trotz Legalisierung weiterhin verbietet.
Kein Cannabis in Clubs und Kneipen: Weniger großes Thema bei Gästen als erwartet
Yannik Panke sagt: „Da wir zum Teil bereits 16-Jährigen Einlass gewähren, steht der Jugendschutz für uns an erster Stelle. Da gibt es auch keine zwei Meinungen.“ Denn der Konsum ist erst ab einem Alter von 18 Jahren erlaubt. Durch die strikte Regelung sollen sowohl das Passivrauchen als auch der illegale Handel mit Haschisch verhindert werden. Die Gäste hätten positiv auf seine Ansage reagiert, so Panke. „Wir haben dafür viel Zuspruch aus der Community bekommen“, sagt er.
Zu seinem Insta-Beitrag habe es viele Likes und lediglich zwei Nachfragen gegeben. „Wir dachten, es sei ein großes Thema für uns, aber eigentlich ist es so gut wie nicht präsent. Vielleicht liegt das daran, dass wir uns direkt positioniert haben“, mutmaßt Panke. Damit niemand etwas in die Disco schmuggelt, kontrollieren Securitymitarbeiter auch die Taschen der Gäste. Es sei erst einmal vorgekommen, dass jemand einen Joint auf der Terrasse geraucht habe. „Das wurde dann ganz schnell ohne Diskussion beendet.“ Das geringe Interesse könnte noch einen anderen Grund haben: „Der stereotypische Cannabiskonsument ist nicht der Clubgänger.“ Die meisten Clubbetreiber richteten sich nach dem Vorbild ihrer niederländischen Kollegen, glaubt Panke.
Im Bundesverband der Diskotheken zeichnet sich eine eindeutige Tendenz ab
Aurélie Bergen vom Bundesverband deutscher Discotheken und Tanzbetriebe (BDT) bestätigt die Aussage. „Wir verzeichnen bei unseren Mitgliedern eine Tendenz dazu, den Konsum nicht zu gestatten“, sagt sie. Dort, wo nach den gesetzlichen Vorschriften der Bundesländer das Rauchen noch erlaubt ist, sei auch der Cannabiskonsum grundsätzlich gestattet. „Unsere Branche setzt sich mit der Thematik auseinander. Jeder Unternehmer darf aufgrund seines Hausrechts selbst entscheiden, den Gästen den Konsum von Cannabis zu gestatten oder nicht.“ Grundlage der Entscheidung seien Konzept und Zielgruppe. Bei Diskotheken, die im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften 16-Jährigen den Zutritt ermöglichen, sei der Konsum aus rechtlichen Gründen bereits ausgeschlossen.
Matthias Klühn ist Betreiber des Reinbeker Beerpub John o’ Groats. „In meinen Betrieb darf überall geraucht werden“, sagt er. Zigaretten wohlgemerkt, keine Joints. Sonst müsse er mit einem Umsatzrückgang rechnen. „Aber das ist jetzt nicht meine größte Sorge“, so Klühn. „Ich persönlich rauche kein Cannabis und finde die Entscheidung, es so zu legalisieren, nicht richtig.“ Er und seine Mitarbeiter hätten gegenüber den Gästen zudem eine Sorgfaltspflicht. „Wenn sie beispielsweise betrunken noch Auto fahren wollen. Wie soll ich das dann auch noch kontrollieren, wenn jemand Marihuana konsumiert hat?“, fragt er.
In Ahrensburg ist Haschischrauchen sogar in der Raucherkneipe untersagt
In der einzigen sogenannten Raucherkneipe in Ahrensburg, dem „Asche“, sind Kiffer ebenfalls unerwünscht. Für Soleiman Garb von der „Zahara Shisha Bar“ im Stadtzentrum stellt sich die Frage aufgrund seines Geschäftsmodells gar nicht erst. „In meiner Bar gibt es nur Wasserpfeifentabak, keine anderen Sachen“, sagt er. Einzige Ausnahme: Zigaretten. „Das ist ja Eigenbedarf, da kann ich ja nicht einfach sagen, dass unsere Gäste das nicht rauchen dürfen.“
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Ein paar Häuser weiter an der Großen Straße liegt der N1Club, der nach Angaben von Geschäftsführerin Andrea Skorzyk mit einer abgetrennten Raucherlounge mit separater Lüftungsanlange ausgestattet ist. Die Bandbreite der Veranstaltungen, die im Club stattfinden, ist groß und reicht von Events zur Vorfinanzierung von Abi-Feiern ab 16 Jahre bis zu Ü40-Partys. „Wir möchten gern eine Location für jede Altersklasse sein und uns nicht auf ein Zielpublikum beschränken“, so Skorzyk. Dem Konsum von Cannabis erteilt die Geschäftsführerin eine Absage. Die Befürchtung: Andere Gäste könnten sich durch die spezielle Geruchsentwicklung während des Konsums belästigt fühlen. Wie der Fun-Club hat sich der N1Club in den sozialen Medien davon distanziert. Mit demselben Ergebnis: „Der Post hat großen Anklang gefunden und nach kurzer Zeit sehr viele Likes erhalten.“ Schilder weisen vor Ort auf das Verbot hin. Kontrollgänge von Security und Servicepersonal sollen sicherstellen, dass sich alle an die Regeln halten.
Im Oldesloer Seh-Sie weisen Aushänge auf ein generelles Verbot von Drogen hin
Gäste, die zu Axel Sesiani in den Oldesloer Tanzclub Seh-Sie kommen, können in einem abgetrennten Bereich rauchen. Altersmäßig dürfte das die breiteste Zielgruppe eines Stormarner Clubs sein: Sie umfasst nach Angaben von Sesiani alle Altersstufen zwischen 20 bis 70 Jahren. Seiner Einschätzung nach sind höchstens wenige Cannabis-Konsumenten darunter. Das ist auch gut so, denn „wir sind gegen Drogen“, sagt Sesiani. Aushänge im Eingangsbereich besagten, „dass in der gesamten Diskothek keine Drogen konsumiert werden dürfen“. Zigaretten ja, Bubatz nein. So konsequent, wie die Wirte bei Cannabis sind, so wenig gelten die Verbote für eine legale andere Droge: Alkohol.