Todendorf. Bei Kontrolle fallen Mängel auf. Bereits fertige Fahrbahn muss wieder aufgefräst werden. Was das für den weiteren Zeitplan bedeutet.
- Der dreispurige Ausbau der Bundesstraße 404 soll nach knapp zwei Jahren Bauzeit sich endlich dem Ende zuneigen.
- Eigentlich sollten momentan nur noch die letzten Restarbeiten vollendet werden. Dem ist jedoch nicht der Fall.
- In der Tat muss die bereits fertiggestellte Fahrbahn noch einmal asphaltiert werden. Die zuständige Firma hat gepfuscht.
Die Arbeiten für den dreispurigen Ausbau der Bundesstraße 404 zwischen Lütjensee/Schönberg und dem Autobahnkreuz Bargteheide befinden sich in den letzten Zügen. Ende Mai soll der 6,5 Kilometer lange Abschnitt nach knapp zwei Jahren Bauzeit wieder freigegeben werden.
Eigentlich sollten zum aktuellen Zeitpunkt lediglich noch letzte Restarbeiten ausstehen. Doch stattdessen wurde die bereits fertiggestellte Fahrbahn in den vergangenen Tagen wieder aufgefräst. Der Grund: Die Baufirma hat bei den Asphaltarbeiten im vergangenen Jahr gepfuscht.
Pfusch bei Asphaltarbeiten auf B404: Fahrbahn muss erneut aufgefräst werden
Teilbereiche der vor dem Winter hergestellten Asphaltflächen hätten in Kontrollprüfungen Mängel gezeigt, so der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) auf Anfrage. Der Pfusch sei bereits bei einer Untersuchung im Herbst festgestellt worden und könne nur beseitigt werden, indem die Deckschicht in den betroffenen Bereichen ausgetauscht werde. Dies werde bei „geeigneter Witterung“ im April erfolgen. Auf den Zeitplan für die Fertigstellung wird sich das laut LBV aber nicht auswirken.
„Bei dem Mangel handelt es sich um eine nicht ausreichende Verdichtung der obersten Deckschicht“, so eine Sprecherin der Behörde. Sie erklärt: „Die Asphaltdeckschicht, in diesem Fall Splittmastixasphalt, muss einen Verdichtungsgrad von mehr als 99 Prozent beim Einbau erreichen.“ Auf den betroffenen Flächen hätte er aber nur unter 97 Prozent gelegen.
Ohne Ausbesserung würde sich die Lebensdauer der Fahrbahn erheblich verkürzen
„Dieser Mangel kann beispielsweise durch unzureichende Verdichtungsarbeit beim Asphalteinbau auftreten“, führt sie aus. Um den Verdichtungsgrad zu ermitteln, seien im vergangenen Herbst Bohrkerne aus der neuen Asphaltdecke entnommen worden. Es gebe keine Alternative als die Erneuerung der Deckschicht.
„Würde der Mangel nicht beseitigt, könnte es zur Bildung von Spurrinnen kommen. Des Weiteren können Risse entstehen, in die Wasser eindringen kann, das dann bei Frost-Tau-Wechsel die Oberfläche lockert“, sagt die LBV-Sprecherin. „Die Lebensdauer der Verschleißschicht verkürzt sich dadurch erheblich.“
Die von den Mängeln betroffene Fläche ist so groß wie vier Fußballfelder
Laut dem Landesbetrieb ist mehr als ein Drittel des Streckenabschnittes betroffen, insgesamt seien es rund 2,5 Kilometer. Die Fläche, auf der die 3,5 Zentimeter dicke Deckschicht erneuert werden müsse, betrage rund 32.000 Quadratmeter. Zum Vergleich: ein Fußballfeld misst 7140 Quadratmeter.
Nachdem der mangelhafte Asphalt bereits abgefräst wurde, soll der Sprecherin zufolge voraussichtlich noch in dieser Woche der neue Fahrbahnbelag aufgebracht werden. Der geplante Fertigstellungstermin Ende Mai werde durch Umstellungen im Bauablauf der Folgegewerke gewährleistet.
LBV kann keine Angaben zur Höhe des finanziellen Schadens machen
Wie hoch der finanzielle Schaden ist, dazu kann der LBV keine Angaben machen. Dem Land Schleswig-Holstein entstehen laut der Behörde durch die Nachbesserungen keine zusätzlichen Kosten. „Der Auftragnehmer ist gemäß Bauvertrag verpflichtet, eine mangelfreie Leistung zu liefern“, sagt die Sprecherin. Die Höhe des Schadens könne nur durch den Auftragnehmer beziffert werden.
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Die B404 gehört zu den wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen in Schleswig-Holstein. Auf dem Stormarner Teil der Bundesstraße, der die A1 und die A21 verbindet, waren vor der Sperrung täglich bis zu 21.000 Fahrzeuge unterwegs, darunter rund 3000 Lastwagen. Perspektivisch soll er irgendwann einmal zur Autobahn ausgebaut werden.
Der Abschnitt der B404 war wegen zahlreicher Unfälle als „Todesstrecke“ berüchtigt
Die wechselseitigen Überholfahrstreifen sollen den Verkehr auf dem kurvenreichen Abschnitt, der als „Todesstrecke“ berüchtigt war, sicherer machen. Um die Jahrtausendwende hatte es auf den rund 20 Kilometern in fünf Jahren 140 schwere Unfälle gegeben, bei denen elf Menschen starben.
Der Ausbau erfolgt in vier Abschnitten. Das Teilstück zwischen der Anschlussstelle Lütjensee/Schönberg und dem Autobahnkreuz Bargteheide ist der letzte von ihnen. Die Bauarbeiten haben im Mai 2022 begonnen. Zwischen Bargteheide und der Anschlussstelle Todendorf/Sprenge kommt auf vier Kilometern Länge eine Überholspur hinzu.
Die Gesamtkosten für den letzten Bauabschnitt liegen bei 19 Millionen Euro
Der übrige, zweispurig verbleibende Abschnitt weiter bis Lütjensee/Schönberg bekommt auf etwa zwei Kilometern Länge eine neue Asphaltdecke. Drei Brücken und die Entwässerung werden ebenfalls erneuert. Die bisherige Anschlussstelle Todendorf/Sprenge fällt weg. Die Gesamtkosten liegen laut LBV bei rund 19 Millionen Euro.
Für Autofahrer bedeuten die Arbeiten seit mittlerweile fast zwei Jahren weite Umwege. Aber auch in den Gemeinden entlang der Umleitungsstrecke wird das nahende Ende der Sperrung für Aufatmen sorgen. Bürger in Großensee, Lütjensee und Todendorf klagen seit Beginn der Bauarbeiten über den Verkehr, insbesondere die Lastwagen, die durch die Dörfer rollen.
Nach Beseitigung der Mängel stehen noch kleinere Restarbeiten aus
Ist die mangelhafte Deckschicht ausgetauscht, stehen laut LBV lediglich noch kleinere Arbeiten aus. Unter anderem müssen die Schutzplanken hergestellt sowie Markierungen und Schilder angebracht werden. Außerdem werden der Sprecherin zufolge noch Pflasterarbeiten an der gerade fertiggestellten Brücke über die L92 an der Anschlussstelle Lütjensee erledigt.