Ahrensburg/Barsbüttel. Beiräte starten Petition: Vorbild ist Mecklenburg-Vorpommern, wo ältere Menschen nur 29 statt 49 Euro monatlich zahlen müssen.

Die älteren Menschen im Kreis Stormarn fühlen sich ein weiteres Mal übergangen. Viele Bevölkerungsgruppen bekommen das Deutschlandticket, mit dem man bundesweit Bus und Bahn fahren kann, erheblich vergünstigt oder sogar kostenlos. Doch Rentner müssen den regulären Preis von 49 Euro monatlich zahlen. Um nicht länger benachteiligt zu werden, rufen alle Seniorenbeiräte im Land zum Unterzeichnen der Petition „Faires Deutschlandticket für Seniorinnen und Senioren“ auf. Damit soll das Thema in den Landtag von Schleswig-Holstein gebracht werden.

Mindestens 2000 Unterschriften sind nötig, damit sich der Petitionsausschuss in Kiel mit dem Anliegen beschäftigt. Initiator ist der Seniorenbeirat Norderstedt, den alle weiteren Vertretungen im Land unterstützen. „Auch für uns ist das ein wichtiges Thema, über das intensiv diskutiert wird“, sagt Christine König, Vorsitzende des Barsbütteler Seniorenbeirats. Als der Stormarner Kreistag jüngst für die Ausweitung von kostenlosen Schülertickets stimmte, habe sie die Abgeordneten daran erinnert: „Es gibt auch noch Senioren.“ Schon bei der Abschaffung der Bargeldzahlung im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) sei nicht ausreichend an ältere Menschen gedacht worden.

Deutschlandticket: Vergünstigungen für viele Gruppen, nicht aber für Senioren

Sogar die aktuelle Petition sei ein Beispiel dafür, wie ein großer Teil der Bevölkerung ausgeschlossen werde. „Die Mitzeichner können nur entweder mit Unterschriftenlisten oder online erfasst werden, nicht aber auf beiden Wegen gleichzeitig“, sagt sie. Die Norderstedter Kollegen hatten sich für die digitale Variante entschieden. „Ich hätte mich ja auch auf den Markt gestellt und Unterschriften gesammelt, aber das ist gar nicht möglich“, sagt König. Es sei traurig, dass damit die vielen Menschen ausgeschlossen würden, die im Umgang mit Smartphone und Computer nicht so fit seien.

Volle Rückendeckung für die Petition äußert auch der Ahrensburger Seniorenbeirat. „Während es für so viele andere Gruppen Ermäßigungen beim Deutschlandticket gibt, gehen die Alten bislang leer aus“, sagt die Vorsitzende Anne-Marie van Oosterum. Das sei nicht der einzige Bereich. Etliche Beschäftigte bekämen vom Arbeitgeber einen steuerfreien Inflationsausgleich von bis zu 3000 Euro und deutliche Lohnsteigerungen, wogegen man Rentner im Juli mit einer Erhöhung um 4,57 Prozent abspeise.

Beschäftigte des Landes zahlen nur knapp 17 statt 49 Euro

Schüler und Studierende, Beamte und Angestellte: Nahezu alle Gruppen bekommen vom Staat oder dem Arbeitgeber teils hohe Zuschüsse zum Deutschlandticket. So müssen Beschäftigte des Landes Schleswig-Holstein lediglich rund 17 Euro selbst zahlen. Das Bildungsticket für Schüler, Lehrlinge und Freiwilligendienstleistende soll 29 Euro kosten. Auf ähnlichem Niveau liegt künftig der Satz für Studentinnen und Studenten.

Dass Generation 65plus außen vor bleibe, ist aus Sicht der Seniorenbeiräte in Zeiten steigender Altersarmut eine Ungerechtigkeit. . Viele ältere Menschen haben weniger als 1250 Euro im Monat zur Verfügung. Die Zahl der über 65-Jährigen, die in Schleswig-Holstein Grundsicherung beziehen, ist laut Statistikamt Nord im Jahr 2022 um neun Prozent auf 24.600 gestiegen.

Das Land Mecklenburg-Vorpommern gewährt 20 Euro Zuschuss

„Ein vergünstigtes Deutschlandticket würde die Mobilität und Unabhängigkeit der Seniorinnen und Senioren fördern“, heißt es im Text der Petition. „Zusätzlich würden mehr ältere Menschen auf das Auto verzichten.“ Dies trage wiederum dem Umwelt- und Klimaschutzgedanken Rechnung. Außerdem würde die Möglichkeit, soziale Kontakt aufrechtzuhalten, gefördert. Das wirke der Vereinsamung entgegen. Und ein günstigeres Deutschlandticket könnte auch als Anerkennung für die langjährigen Beiträge zur Gesellschaft dienen.

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Ein Vorbild ist für die Seniorenbeiräte in Schleswig-Holstein ist das Nachbarland Mecklenburg-Vorpommern: Dort gibt es das Deutschlandticket für Menschen ab 65 Jahren bereits seit dem vergangenen Sommer für 29 Euro. Die 20 Euro Differenz übernimmt das Land. Das wünschen sich auch die Organisatoren der Petition: „Da inzwischen viele Bevölkerungsgruppen, unabhängig vom Einkommen, Vergünstigungen auf das Deutschlandticket erhalten, bitten wir die Landesregierung im Sinne der Gerechtigkeit und der Gleichbehandlung, den Seniorinnen und Senioren des Landes Schleswig-Holstein ein faires Deutschlandticket anzubieten.“

2000 Unterstützer sind nötig, damit die Forderung der Seniorenvertretungen Erfolg haben kann. Die Frist endet am 22. April. Bislang haben sich 745 Bürger eingetragen (Stand Mittwoch, 10. April). Wer das Anliegen ebenfalls unterstützen möchte, kann dies online unter www.landtag.ltsh.de/petitionen/faires-deutschlandticket-fr-seniorinnen-und-senioren/ mit Angabe seiner Personalien tun. Der 13-köpfige Petitionsausschuss des Landtags behandelt das Anliegen in öffentlicher Sitzung.