Ohe. Trainer Matthias Wulff schwimmt mit den Stormarnern auf einer Erfolgswelle. Doch jetzt wartet die größte Herausforderung.
Jürgen Klopp hat es getan. Thomas Tuchel ebenfalls – allerdings nicht ganz freiwillig. Die beiden deutschen Fußball-Startrainer haben bereits während der Saison bekannt gegeben, ihre Klubs am Saisonende zu verlassen. Während das im Falle von Klopp und seinem FC Liverpool noch keine Auswirkungen auf den sportlichen Erfolg hat, scheint Tuchel beim FC Bayern München zur berühmten „lame Duck“ („lahme Ente“) zu mutieren. Der blutleere Auftritt des Rekordmeisters im Topspiel am vergangenen Sonnabend (30. März) gegen Borussia Dortmund (0:2) lässt jedenfalls vermuten, dass die Mannschaft dem scheidenden Übungsleiter nicht mehr folgt.
Matthias Wulff trennen Fußball-Welten von den beiden Trainern. Und doch kann sich der 41-Jährige aktuell bestens in sie hineinversetzen. Denn auch der Coach des Landesligisten FC Voran Ohe lebt seit Monaten mit der Gefahr, zu einer „lame Duck“ zu werden. Bereits Mitte Dezember hatte er seinen Abschied zum Sommer aus familiären Gründen verkündet. Danach quälten den in Altengamme wohnhaften Übungsleiter Zweifel, ob er seine Schützlinge noch wie zuvor würde erreichen können.
Was Jürgen Klopp kann, kann Matthias Wulff beim FC Voran Ohe schon lange
„Wir haben viele Gespräche geführt – auch mit dem Mannschaftsrat. Und als die Spieler dann in der Wintervorbereitung bei schlechten Witterungsverhältnissen trotzdem Vollgas gegeben haben, habe ich das Gefühl bekommen, dass die Entscheidung keinen Einfluss auf unseren eingeschlagenen Weg haben wird“, sagt Wulff.
Er sollte recht behalten. Sechs Siege aus acht Partien schlagen seit seiner Rücktrittsankündigung für die Reinbeker zu Buche. Der Rückstand auf den Tabellenzweiten HT 16 konnte so auf drei Zähler verkürzt werden. Am Freitag, 5. April (19.30 Uhr, Amselstieg), kann das „weiße Ballett“, das zudem noch eine Partie weniger als die Hamburger Turnerschaft ausgetragen hat, nun sogar an den Hornern vorbeiziehen. Voraussetzung dafür: ein Sieg mit drei Treffern Unterschied im Topspiel gegen den direkten Konkurrenten um die Vize-Meisterschaft.
Das Rennen um den zweiten Tabellenplatz ist ein Marathon, kein Sprint
„Ich habe mir mal die Fieberkurve beider Mannschaften angeschaut. Die HT 16 ist seit dem zehnten Spieltag Zweiter und wir Dritter. Es wäre also mal an der Zeit, die Plätze zu tauschen“, sagt Wulff. Als „Finale“ um Rang zwei sieht der Voran-Coach das Duell gegen die HT 16 aber nicht: „Das wird nicht das entscheidende Spiel sein. Wir werden auch danach weiter konstant punkten müssen.“
Es ist das zweite Aufeinandertreffen binnen eines Monats. Das Hinrundenspiel wurde am 9. März nachgeholt und endete 1:1. Anschließend ließen die Hamburger auch noch gegen den SC Condor (1:1) und zuletzt gegen Spitzenreiter SC Vorwärts-Wacker Billstedt (1:4) Federn, während der FC Voran drei deutliche Siege feierte. Zuletzt gab es am vergangenen Freitag einen – allerdings hart erkämpften – 3:0-Erfolg im Stormarn-Derby gegen den Oststeinbeker SV. Die Oher gehen also mit breiter Brust in die Begegnung. „Wir haben richtig Bock auf das Spiel und freuen uns darauf“, versichert Wulff.
Ob der Landesliga-Zweite aufsteigen kann, hängt an Altona 93 und dem ETV
Ein Aufstieg wäre für ihn der krönende Abschied von seiner dreijährigen Tätigkeit am Amselstieg. Doch das ist noch mit vielen Fragezeichen verbunden. Der Vize-Meister der Landesliga trifft am Saisonende in zwei Relegationsspielen um den Oberliga-Aufstieg auf den Zweiten der Parallelstaffel. Der Sieger dieser Relegationsspiele steigt aber voraussichtlich nur dann in die Oberliga auf, wenn entweder der Eimsbütteler TV den Klassenerhalt in der Regionalliga schafft (derzeit unwahrscheinlich) oder Altona 93 der Sprung in die Regionalliga gelingt.
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Unabhängig vom Ausgang dieser Saison steht aber bereits fest, dass Wulff seinem Nachfolger Andreas Ferentinos ein intaktes Team übergeben wird, das auch in der neuen Saison ein nahezu identisches Gesicht haben wird. Alle Leistungsträger haben bereits für die neue Serie zugesagt. Als Zugang steht zudem Stürmer Muhammed Özalp von der TuS Dassendorf fest. „Ich freue mich unglaublich, dass die Mannschaft zusammenbleibt. Ihre Entwicklung ist noch nicht zu Ende“, erklärt Wulff und gibt unumwunden zu: „Es fällt sehr schwer zu gehen.“
Voran-Coach Matthias Wulff: Gelingt ihm ein Abgang als strahlender Sieger?
Klingt fast so, als sei der 41-Jährige regelrecht „schockverliebt“ in sein Team. So ausdrücken würde es Wulff, der sich nur selten blumiger Worte bedient, bestimmt nicht. Ein gewisser Thomas Tuchel tat es im vergangenen Jahr. Nach einer Niederlage übrigens. Die Liebeserklärung an seine Spieler vom FC Bayern führte letztlich aber nie zu einer innigen Beziehung zwischen dem Startrainer und seinen Fußball-Millionären. Er wird wohl nicht als strahlender Sieger abtreten. Matthias Wulff vielleicht schon.