Bad Oldesloe. Schabernack-Duo Ulan & Bator zündet in Bad Oldesloe ein dadaistisches Feuerwerk für Freunde des intelligent gemachten Blödsinns.

Was ist von zwei Herren im leicht fortgeschrittenen Alter zu halten, die zum Anzug bunte Bommelmützen tragen, die mit Bändern unter dem Kinn fixiert worden sind? Die Kombination von gestrickten Albtraum und Businesslook ist auf jeden Fall so absurd, dass sie im Kopf bleibt. Ein perfektes Erkennungszeichen, das sich im Konzept des Duos Ulan & Bator widerspiegelt: Die beiden Schauspieler Sebastian Rüger und Frank Smilgies präsentieren Kabarett oder vielmehr Kabarettkunst, die es in vielerlei Hinsicht auf die Spitze treibt. Die Show der Künstler ist rasant, irrwitzig, virtuos, clownesk, voller Absurditäten und sorgt immer wieder für Überraschungen. Ulan & Bator gastieren am Freitag, 12. April, mit ihrem Programm „Zukunst“ im Kultur- und Bildungszentrum (KuB) in Bad Oldesloe.

Die Wollmützen sind mehr als ein Accessoire, sie erfüllen einen bestimmten Zweck. Sobald Rüger und Smilgies sie aufsetzen, verwandeln sie sich in die beiden skurrilen Figuren. Diese beiden Alter Ego ermöglichen es den Schauspielern, sich nach Herzenslust auf der Bühne auszuleben. Dass es unter den Kopfbedeckungen dabei sehr heiß werden kann, nehmen die beiden klaglos in Kauf. Denn ohne die Mützen, darin sind sie sich einig, könnten sie nicht mehr als Ulan & Bator auftreten.

Wahnwitzig unterhaltsam: Kabarettist Sebastian Rüger parodiert Dieter Nuhr

Seinen ersten Auftritt hatte das Kabarett-Duo im März 2001 in Köln. Seitdem wurden Ulan & Bator mit etlichen Preisen ausgezeichnet: unter anderem mit dem Deutschen Kleinkunstpreis (2011), dem Deutschen Kabarett-Preis (2011/2022) und dem 1. Kölner Kleinkunstpreis (2015). Fast genau auf den Tag waren sie vor zwei Jahren in der ZDF-Politsatiresendung „Die Anstalt“ –ausnahmsweise einmal ohne ihre Mützen – zu sehen. Das Thema der Sendung, die noch bis zum 4. April in der ZDF-Mediathek abrufbar ist, ist nach wie vor so brisant wie aktuell: Es geht um den Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine.

Zwar kein gemeinsamer Erfolg, aber dafür einer mit großer Reichweite war ein Auftritt von Sebastian Rüger, in der er in die Rolle des erzkonservativen Kabarettisten Dieter Nuhr, Gastgeber und Moderator des Satireformats „Nuhr im Ersten“, schlüpfte. Die viel gelobte Parodie war eine Sendung des „ZDF Magazins Royale“, die unter dem Titel „Nuhr im Zweiten“ im März 2023 ausgestrahlt wurde. Sebastian Rüger und Frank Smilgies sind neben ihrer Zusammenarbeit auch solo als Darsteller in Theater- und Fernsehproduktionen sowie als Synchronsprecher tätig.

Projekt Ulan & Bator verschaffte dem Duo endlich künstlerische Freiheit

Erste Pläne, ein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen, schmiedeten die beiden Absolventen der Folkwanghochschule, die sich 1990 während des Schauspielstudiums in Essen kennenlernten, schon im Jahr 2000. Nach ihrem Abschluss zog es sie allerdings zunächst zum Theater: Rüger fand seinen Platz im Ensembletheater, was ihn unter anderem nach Osnabrück, Düsseldorf und Karlsruhe führte. Smilgies fühlte sich mehr im freien Theater zu Hause, hatte Auftritte bei den Hamburger Kammerspielen oder mit der Wildlife-Group in den Vereinigten Staaten.

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Doch die Schauspieler waren es irgendwann leid, immer nur die Wünsche und Anweisungen anderer umzusetzen. Die Sehnsucht nach mehr künstlerischer Freiheit und weniger Fremdbestimmung gipfelte schließlich in der Gründung von Ulan & Bator. Wobei bis heute nicht geklärt werden konnte, wer von den beiden eigentlich Ulan und wer Bator ist.

Kabarettisten unterhalten das Publikum mit vielen Spielszenen und Musik

Für seine Auftritte verzichtet das Duo komplett auf Einspieler und Effekte. Das Bühnenbild ist spartanisch, die beiden Kabarettisten füllen es mit viel Fantasie. Die einzigen Requisiten sind zwei Stühle. Alles andere wäre auch im Weg, wenn sie in verschiedenen Spielszenen als tanzende Fabrikarbeiter nach Art von Pina Bauschs Tanztheater bewegen oder obskure Begegnungen zwischen „Breaking Bad“-Fans oder Nachbarn mimen.

Ulan & Bator präsentieren in ihrem Programm „Zukunst“ einen Mix aus darstellerischem Können, musikalischen Einlagen, szenischer Komik und kunstvoll inszeniertem Unsinn mit Anspruch. Die Zuschauer erleben außerdem einen Käse, der auf sein Bleiberecht pocht, und ein Wiedersehen mit dem legendären Balletttänzer Rudolf Nurejew, politische A-cappella-Minisongs, dem Stuhlkonzert und weiteren Klassikern. Im KuB können die Zuschauer sich mit den beiden anarchischen Künstlern auf eine unterhaltsame Reise nach Absurdistan begeben – und das bei vollem Bewusstsein und völlig risikolos.

Ulan & Bator Fr 12. April, 20 Uhr, KuB, Beer-Yaacov-Weg 1, Tickets zu 23,50/17,50 Euro (erm.) im Vorverkauf in der Stadtinfo im KuB und unter kub-badoldesloe.de, Reservierung unter Tel. 04531/504-199, Karte an der Abendkasse 25,50/19,50 Euro (erm.)