Reinbek. Im Waldstück Vorwerksbusch werden viele Bäume abgeholzt. Förster Maximilian Scheel erklärt, was Spaziergänger beachten müssen.
In den vergangenen zwei Wochen war Maximilian Scheel oft mit einer Spraydose im Wald unterwegs. Wer dort aktuell spazieren geht, dem wird auffallen, dass viele der Bäume im Waldstück Vorwerksbusch in Reinbek mit pinker Farbe besprüht sind. Er ist aber kein Randalierer, und er will den Bäumen auch nichts Schlechtes – ganz im Gegenteil.
Maximilian Scheel ist Förster der Försterei Reinbek bei den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. Sein Ziel ist es, den Wald zu schützen und fit für die Zukunft zu machen. Seine Ausflüge mit der Spraydose sind Teil einer umfassenden Durchforstung, die den Wald auf lange Sicht stabiler und widerstandsfähiger zum Beispiel gegen Klimawandel und Extremwetter machen sollen.
Bäume im Reinbeker Waldstück Vorwerksbusch werden gefällt
Eine Durchforstung ist eine waldbauliche Pflegemaßnahme, bei der aus einem Baumbestand eine größere Anzahl Bäume gezielt entnommen wird. So kann unter anderem die Zusammensetzung der Baumarten gelenkt werden. Mit der pinken Farbe hat Scheel auf einer Fläche von rund 20 Hektar jene Bäume markiert, die vom Harvester und den Forstwirten gefällt werden sollen.
„Das Ziel ist langfristig ein Mischbestand“, sagt Scheel. Aktuell seien noch zu viele Nadelbäume auf der Fläche. Die meisten wurden nach dem Zweiten Weltkrieg gepflanzt und sind bald 80 Jahre alt. Tatsächlich mutet das Erscheinungsbild der etwa gleich hohen und gleich dicken Bäume noch recht homogen an, obgleich sich immer mehr Laubbäume unter Fichte, Tanne und Co. mischen.
Ziel der Durchforstung ist eine stärkere Durchmischung von Laub- und Nadelbäumen
Durch die Durchfostung soll eine noch stärkere Heterogenität erreicht werden – nicht nur das Verhältnis von Nadel- und Laubbäumen soll zugunsten der Laubbäume geändert werden. „Auch eine horizontale Mischung ist das Ziel“, so Scheel. Bedeutet: Im Idealfall sind nicht alle Bäume gleich, sondern unterschiedlich alt und hoch.
„Aktuell haben wir hier an Nadelbäumen Fichte, Lärche, Tanne und Douglasie und an Laubbäumen Eiche, Ahorn, Buche und Birke“, sagt der Förster. Das sei nicht schlecht, aber da gehe noch mehr. Im Vorwerksbusch sollen bis Ostern alle markierten Bäume gefällt sein. Das sind etwa zehn Prozent des Gesamtbestandes auf der betroffenen Fläche. Danach wird das Holz abtransportiert und vermarktet. Maximilian Scheel rechnet damit, dass etwa in einem Monat alle Arbeiten abgeschlossen sein werden.
Das gefällt Holz wird zu Dachstühlen, Paletten oder Papier verarbeitet
Was mit dem gefällten Holz passiert, hänge von der Qualität ab. „Der Großteil wird Bauholz“, sagt Scheel. „Also zum Beispiel Balken und Bretter. Fichte ist zum Beispiel für Dachstühle sehr begehrt.“ Aus dem etwas weniger hochwertigen Holz werden zum Beispiel Paletten gemacht. Anderes wird kleingehäckselt und zu Pressholz verarbeitet. Aus dem schlechtesten Holz wird Papier hergestellt.
Neu gesät werden soll auf der Fläche wohl voraussichtlich nichts oder nur in geringem Maße. Das ist nämlich auch gar nicht nötig. „Zum Beispiel der Ahorn sät sich von selbst aus, das passiert auch jetzt schon“, sagt Scheel. Der Förster kann sich also entspannt zurücklehnen und die Durchmischung des Waldes der Natur überlassen. Wer genau hinsieht, der erkennt zwischen den dicken Nadelbäumen auch jetzt schon junge Laubbäume mit dünnen Stämmen, die nach und nach größer werden.
Bis sich das Erscheinungsbild spürbar verändert, wird es Jahrzehnte dauern
Bis sich das Erscheinungsbild des Waldes spürbar verändert, wird es wohl Jahrzehnte dauern. Denn Bäume wachsen langsam. „Anders als in der Landwirtschaft sehen Förster die Ergebnisse ihrer Arbeit nicht sehr schnell“, sagt Scheel. Deshalb müsse man weit in die Zukunft denken. „Mein oberstes Ziel ist es, den Wald langfristig zu erhalten. Es soll ihn auch in 100 Jahren und darüber hinaus noch geben“, sagt Scheel.
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Laut Landesforstgesetz und Bundeswaldgesetz erfüllt ein Wald im Wesentlichen drei Funktionen: „Die Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion“, sagt Scheel. Er dient als Erholungsort für die Bevölkerung, als Lebensraum für Tiere und Pflanzen und ist Produzent des wichtigen Rohstoffes Holz. Auch die Industrie ist auf den Fortbestand des Waldes angewiesen. Damit also auch in Zukunft Dachstühle gebaut werden können, Spaziergänger und Hundebesitzer frische Luft atmen und Rehe, Hasen und Co. ein Zuhause haben, müssen jetzt die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden.
„Derartige Maßnahmen finden alle fünf bis zehn Jahre statt“, sagt Maximilian Scheel. Während die Baumfällarbeiten andauern, bittet der Förster Spaziergänger um Verständnis und Vorsicht. Scheel: „Bürgerinnen und Bürger sollten sich an Absperrungen halten und zu den Maschinen einen Sicherheitsabstand wahren.“