Ammersbek. Gemeinde hebt Änderung des B-Plans auf, weil Investor keine Initiative zeigt. Was bedeutdet das für die Kirche?
Die Gemeinde Ammersbek legt das Wohnbauprojekt „Kirchenpark an der Lottbek“ nach drei Jahren Planung zu den Akten. Die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Hoisbüttel wollte einen Teil ihres Grundstücks verkaufen, damit dort ein dreigeschossiger Block mit zwölf bis 15 Mietwohnungen errichtet werden kann. Dagegen hatten Nachbarn heftig protestiert. Nun schlägt die Verwaltung den Kommunalpolitikern vor, den vor knapp zwei Jahren initiierten Bebauungsplan komplett zu stoppen. Der Investor habe zuletzt kein Interesse mehr an dem Vorhaben gezeigt.
„Da es derzeit nicht absehbar ist, dass das in 2022 begonnene Bauleitplanverfahren abgeschlossen wird, soll der Aufstellungsbeschluss aufgehoben werden“, so die Empfehlung aus dem Rathaus. Das schaffe Klarheit und Transparenz für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde, dass derzeit nicht an einer Änderung des Planrechts für das Kirchengrundstück gearbeitet werde.
Wohnungsbau auf Kirchengrundstück: Anwohner sollten mitreden
Mit der Ausarbeitung eines Bebauungsplans hat das Bauamt bisher nicht begonnen, da unter anderem ein vom Investor versprochenes Workshopverfahren zur Beteiligung der Anwohner nicht abgeschlossen wurde. Diese Bürgerbeteiligung hatten die Parteien zur Bedingung für alle weiteren Schritte gemacht. „Da noch keine Planungsleistungen beauftragt wurden, sind auch keine externen Honorarkosten entstanden“, sagt Bürgermeister Horst Ansén.
Zunächst berät der Bauausschuss über die Einstellung des Verfahrens. Das Gremium trifft sich am Mittwoch, 27. März, um 19.30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus (Am Gutshof 1). Die finale Entscheidung trifft die Gemeindevertretung.
Es ist bereits der zweite Versuch der Kirche für Wohnungsbau
Damit scheitert mit großer Wahrscheinlichkeit auch der zweite Versuch, das rund 3000 Quadratmeter große Kirchengrundstück an der Straße An der Lottbek zu bebauen. Denn schon 2017 hatte es einen Vorstoß gegeben. Ein Unternehmen wollte das gesamte Areal in Erbpacht übernehmen. Dort sollte nach dem Abriss der Kirche ein vierstöckiger Block mit 35 Wohneinheiten und Tiefgarage sowie ein sogenanntes Quartierszentrum unter anderem für Gottesdienste entstehen.
Damals wie heute rief die „Interessen-Gemeinschaft erhaltenswertes Lottbek“ (Igel) mit Erfolg zum Protest auf. Nachbarn hatten sich in der Bürgerinitiative zusammengeschlossen, um die mehrgeschossige Bebauung in dem von kleinen Siedlungshäusern geprägten Viertel zu verhindern. Ihre Sorge: Ein höherer Neubau könnte den Straßenzug und die Natur im Grüngürtel am Bächlein Lottbek für immer massiv verändern. Wenn überhaupt, sollte maximal eine eingeschossige Bebauung erlaubt werden, die der Umgebung entspreche.
Große Mehrheit der Anwohner ist gegen dichtere Bebauung
In kurzer Zeit sammelte die Initiative auch diesmal mehr als 1000 Unterschriften gegen das Projekt, die sie im Mai 2022 dem Bürgermeister übergab. In einer Umfrage unter den Haushalten in der Straße sprach sich zudem die große Mehrheit gegen eine Änderung des aus dem Jahr 1976 stammenden B-Plans aus.
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Was der Stopp ihres Zukunftsprojektes für die Kirchengemeinde Hoisbüttel bedeutet, ist noch unklar. Der Verkauf des hinteren Grundstücksteils sollte das vom Sparkurs des Kirchenkreises hart getroffene Gotteshaus sichern. Von dem Erlös sollten Wohnungen im Neubau gekauft werden, um durch die Mieteinnahmen wiederum die tägliche Arbeit zu finanzieren. Das vordere Areal wollte die Kirche behalten.
Kirche wollte mit Einnahmen ihr Bestehen sichern
„Ohne Umsetzung des Projekts werden wir finanziell nicht überleben“, hieß es in einem „Gemeindebrief Extra“ im Mai 2022. Die sinkenden Kirchensteuerzuweisungen reichten schon damals nicht, um die Aufwendungen zu decken. Die Verluste wurden aus der Rücklage gedeckt. „Spätestens im Jahr 2024 würde diese Rücklage komplett aufgebraucht und damit die Kirchengemeinde Hoisbüttel nicht mehr zahlungsfähig sein“, so der Ausblick. Dann würden in der Kirchengemeinde Hoisbüttel „die Lichter ausgehen“.
Die „Kirchenpark an der Lottbek GmbH“, die mit dem Slogan „Wir retten die Kirche in Hoisbüttel!“ für ihr Projekt warb, war für eine Stellungnahme bislang nicht zu erreichen. Geschäftsführer Mike Hemmerich dürfte allerdings auch ohne das Ammersbeker Projekt reichlich zu tun haben: Ende vergangenen Jahres hat er die Position des CEO beim traditionsreichen Möbelhersteller Hülsta übernommen. Das Unternehmen hatte zuvor ein Insolvenzverfahren erfolgreich abgeschlossen.