Ahrensburg. Verein wertet Ahrensburger Entscheidung, das Kunstwerk zurückzugeben, als Erfolg im Kampf gegen Geldverschwendung. Die Gründe.

„Eine gute Lösung für alle Beteiligten“: Mit diesem knappen Fazit feiert der Bund der Steuerzahler in Schleswig-Holstein den Abtransport des Muschelläufers aus Ahrensburg. Die umstrittene Skulptur, die seit Mitte 2005 mitten in der Stadt auf dem Rondeel stand, hat es noch einmal in das Schwarzbuch für Steuerverschwendung geschafft. Diesmal allerdings in der Rubrik „Erfolge“.

Mit der „letzten Reise für den Muschelläufer“ sei die Forderung erfüllt worden, das Kunstwerk an seinen Schöpfer Martin Wolke zurückzugeben. Denn im Herbst 2020 hatte der Steuerzahlerbund die jahrelange Debatte in Ahrensburg im deutschlandweit veröffentlichten Schwarzbuch aufgegriffen und die Reparaturkosten in fünfstelliger Höhe gerügt. „Auch ein geschenktes Kunstwerk kann für die Stadt teuer werden“, so der Bericht.

So landete der Ahrensburger Muschelläufer im Schwarzbuch

Denn die Skulptur hatte der Rotary Club Ahrensburg anlässlich seines 25-jährigen Bestehens spendiert. Doch der Kunststoffmann mit dem blauen Anzug und den blonden Haaren, der auf einer Schnecke stand, sorgte mit seinem Aussehen von Anbeginn an nicht nur für hitzige und oft emotional geführte Auseinandersetzungen. Die Figur, auf der Kinder gern herumkletterten, wurde immer wieder beschmiert und beschädigt. Um die Ausgaben für die ständigen Reparaturen (mehr als 30.000 Euro zahlt Ahrensburg über die Jahre), aber auch um den Standort entbrennt ein Streit zwischen Stadt und Künstler.

Fast 15 Jahre stand der Muschelläufer auf dem Rondeel im Zentrum von Ahrensburg.
Fast 15 Jahre stand der Muschelläufer auf dem Rondeel im Zentrum von Ahrensburg. © Birgit Schücking | Birgit Schücking

Nach fast 15 Jahren auf dem Platz im Herzen von Ahrensburg wird der Muschelläufer im Februar 2020 in eine Ecke vom Bauhof abgeschoben. Er sei nicht mehr standsicher, könne spielende Kinder gefährden. Eine Spezialfirma veranschlagt die Wiederherstellung auf rund 30.000 Euro – was bei einem Anschaffungspreis von 25.000 Euro einem Totalschaden entspricht.

Die Stadt und Bildhauer Martin Wolke schlossen einen Vergleich

Nach einer jahrelangen Hängepartie einigen sich die Stadt und der Kieler Bildhauer schließlich Anfang dieses Jahres. Wolke nimmt die knapp vier Meter hohe Skulptur zurück. Er stellt keinerlei Ansprüche mehr. Ahrensburg verzichtet im Gegenzug auf sämtliche Eigentums- und Nutzungsrechte und übernimmt die Transportkosten von rund 2000 Euro.

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Die Stadtverordneten billigen den Vergleich einstimmig. Und auch der Bund der Steuerzahler ist zufrieden, weil aus seiner Sicht eine weitere Geldverschwendung verhindert wurde. Der Muschelläufer 2.0, wie er jetzt heißt, hat unterdessen ein beschauliches Zuhause in dem 200-Einwohner-Dorf Bissee (Kreis Rendsburg-Eckernförde) zwischen Kiel und Neumünster gefunden. Dort war er Teil einer Landschaftsgalerie, mit der der Verein „Skulptur in Bissee“ seine 25-jährige Arbeit beendete.

Der Muschelläufer 2.0 ist jetzt von Kopf bis Fuß olivgrün

Martin Wolke hat die Fiberglasfigur komplett in Olivgrün angestrichen. Die neue Farbe solle „reichhaltigen Interpretationsmöglichkeiten“ Raum geben, sagte er im Mai. Außerdem wecke sie Assoziationen mit den kleinen grünen Plastiksoldaten aus den 1950er-Jahren. Damit positioniere sich der Muschelläufer in der weltpolitischen Lage als „präzise aktuell“. Zudem funktioniert das Lautsprechersystem wieder, das bei einer Böllerattacke in Ahrensburg zerstört worden war.

Alle Verschwendungsfälle listet die Rechercheplattform www.schwarzbuch.de mit Updates und Diskussionsfunktion auf. Ein gedrucktes Exemplar kann kostenlos angefordert werden beim Bund der Steuerzahler Schleswig-Holstein unter Telefon 0431/99 01 65-0.