Reinfeld. Neue Brücke an der Anschlussstelle Reinfeld ist fertig. Kosten steigen auf 7,2 Millionen Euro. Nächste Großbaustelle wartet.
Wenn der Verkehrsfunk am Gründonnerstag die langen Staus im Osterreiseverkehr aufzählt, fehlt ein sicherer Kandidat aus dem Kreis Stormarn. Denn die Autobahn 1 ist im Bereich der Anschlussstelle Reinfeld nach 13-monatiger Bauzeit in Richtung Ostsee endlich wieder dreispurig frei. Das Nadelöhr mit zwei eingeengten Fahrbahnen und einem Tempolimit von 80 km/h soll bereits am Mittwochmorgen, 27. März, aufgehoben werden. Am Donnerstag, 28. März, folgt die Freigabe des Reinfelder A1-Anschlusses in Richtung Lübeck, der seit März 2023 komplett gesperrt ist.
„Alle Beteiligten sind sehr froh, dass wir vor den Feiertagen so weit gekommen sind“, sagt Carsten Butenschön, Direktor der Niederlassung Nord der Autobahn GmbH des Bundes, bei einem abschließenden Baustellenrundgang. Denn das Wetter habe bei dem gesamten Projekt mehrfach für Verzögerungen gesorgt. Mal sei es zu windig für die Montage der Brückenträger gewesen, dann wieder zu nass für die Markierungen.
A1 bei Reinfeld nächste Woche auch in Richtung Süden wieder frei
In Richtung Hamburg bleibt es bis in die kommende Woche hinein bei den beiden verengten Fahrspuren. Die Warnbaken und weiteren Verkehrssicherungen werden nach und nach während der verkehrsarmen Zeit in den Nachtstunden abgebaut. Voraussichtlich am Freitag, 5. April, sind in Richtung Süden wieder sämtliche drei Spuren regulär frei. „Uns und auch allen beteiligten Firmen ist es wichtig, auf gute Qualität zu achten“, sagt Butenschön. Das sei wichtiger als eine übereilte Freigabe.
Der beste Beleg für diese Einschätzung ist die Vorgängerbrücke aus dem Jahr 1978: Weil bei routinemäßigen Kontrollen erhebliche Korrosionsschäden („Betonkrebs“) ans Licht kamen, war das Bauwerk nach nur 45 Jahren so marode, dass die akute Gefahr einer Sperrung für Lkw bestand. „Diese massiven Schäden waren schon ein großer Schreck“, so Carsten Butenschön. Im Nachhinein sei der Abriss und Neubau die beste Lösung gewesen.
Unternehmer forderten vergebens eine provisorische Anschlussstelle
Im Vorfeld hatte es massive Kritik von etlichen Unternehmen aus dem nahen Gewerbegebiet sowie Rettungsdienst und Feuerwehr gegeben. Sie forderten eine Behelfsausfahrt an der Ostseite der A1, da sonst lange Umwege nötig seien. Ein Provisorium wurde aber aus zeitlichen und finanziellen Gründen abgelehnt.
„Dreiviertel des Gewerbegebiets lebt von Kunden und Geschäftspartnern, die über die Autobahn kommen“, sagt Reinfelds Bürgermeister Roald Wramp. Mit den Monaten hätten sich dann alle an die Ausnahmesituation gewöhnt. „Nun wollen wir nach vorn schauen. Auf der anderen Seite erwarten wir ja auch, dass die Infrastruktur in Ordnung ist“, so Wramp weiter.
Auch die E-Highway-Teststrecke kann wieder komplett genutzt werden
Nicht nur das Caravan- und Reisemobil-Zentrum Auto & Freizeit Nord, das UPS-Paketzentrum und die Spedition Bode können aufatmen, weil sie wieder gut erreichbar sind. Dasselbe gilt für das Schnellrestaurant McDonald‘s, Bäckereien, Tankstellen, Waschanlagen und die im Februar eröffnete Filiale des Fahrradhandels B.O.C.
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Die fünf Kilometer lange E-Highway-Teststrecke zwischen Reinfeld und dem Kreuz A1/A20 ist nun ebenfalls wieder in beiden Richtungen zu nutzen. Fünf Hybrid-Lkw der Spedition Bode pendeln zum Lübecker Hafen und zurück, laden ihre Batterien beim Fahren an den Oberleitungen auf. Außerdem ist ein vollelektrischer Lkw von Deutscher Post und DHL dort unterwegs. Der Bund hatte das Pilotprojekt bis Ende 2024 verlängert.
Kosten sind von kalkulierten 6,3 auf 7,2 Millionen Euro gestiegen
In den vergangenen Monaten setzten die Baufirmen in Reinfeld nicht nur eine Brücke aus 300 Tonnen Stahl millimetergenau ein. Die Rampen der Anschlussstelle wurden ebenfalls saniert. Unter anderem erneuerten die Arbeiter Entwässerung und Leitplanken.
Die Gesamtkosten für das Projekt liegen bei circa 7,2 Millionen Euro. Die ursprüngliche Kalkulation war von 6,3 Millionen ausgegangen, doch wie in der gesamten Baubranche gab es Preissteigerungen. Zudem dauerten die Arbeiten länger als gedacht. Beim Baustart hatten die Verantwortlichen noch gehofft, schon vor Weihnachten 2023 fertig zu sein.
Die nächste Großbaustelle ist schon in Sicht
Der Bund zahlt mit rund 6,6 Millionen Euro den Großteil. Die Stadt Reinfeld beteiligt sich für ihren Straßenabschnitt, der durch die Autobahn GmbH mitsaniert wurde, mit etwa 620.000 Euro. Die neue Brücke soll auf jeden Fall deutlich länger halten als ihr Vorgänger: Die Bundesanstalt für Straßenwesen gibt die Lebensdauer mit 80 bis 100 Jahren an.
Die nächste Großbaustelle auf der A1 ist allerdings schon in Sicht. Im Mai beginnen die Arbeiten zum Austausch der Brücke der A21/B404 über die A1 im Bereich des Autobahnkreuzes Bargteheide. Der Abriss des alten Bauwerks ist für September/Oktober vorgesehen und die Fertigstellung für Ende 2025. Wie in Reinfeld sind mehrtägige Vollsperrungen unumgänglich.