Reinfeld. Brücke in Reinfeld wird abgerissen. Firmen und Feuerwehr fordern Behelfsauffahrt. Das sagt die Autobahn GmbH.

Die Brücke über die A 1 bei Reinfeld ist so marode, dass sie schnellstens abgerissen und erneuert werden muss. Die Autobahn GmbH des Bundes lässt die Arbeiten im kommenden Jahr erledigen. Dafür muss die Anschlussstelle Reinfeld in Richtung Norden voraussichtlich vom 23. Januar bis zum 6. Oktober komplett gesperrt werden. Zudem ist die Auffahrt in Richtung Hamburg über mehrere Monate nicht möglich. Unternehmen aus den nahen Gewerbegebieten fühlen sich abgehängt: Sie befürchten Staus und Mehrkosten, Kundenverluste bis hin zu Existenzproblemen. Ihre Forderung nach einem provisorischen Autobahnanschluss in der Nähe blieb bisher erfolglos.

„Der Zustand des Bauwerks verträgt keinen Aufschub der Sanierung“, sagt Susann Sommerburg, Sprecherin der Außenstelle Lübeck der Autobahn GmbH. Wenn nicht sofort gehandelt werde, bestehe die Gefahr, dass die 44 Jahre alte Brücke „abgelastet“ werde. Das würde eine Sperrung für den Lkw-Verkehr bedeuten. Die Autobahn GmbH, eine Gesellschaft in Verantwortung des Bundesverkehrsministeriums, übernahm die Verwaltung aller Autobahnen in Deutschland Anfang 2021.

A1: Gesamtkosten für die Sanierung liegen bei 5,5 Millionen Euro

In Reinfeld müssen auch die Widerlager für die Brücke und die Mittelstütze saniert werden. Zudem nutzen die Verantwortlichen die Zeit, um die südliche Rampe mit der Ein- und Ausfahrt in Richtung Lübeck gründlich instand zu setzen. Die Gesamtkosten liegen voraussichtlich bei rund 5,5 Millionen Euro. Die Stadt beteiligt sich mit 410.000 Euro.

Alle Verkehrsteilnehmer müssen auch auf der Autobahn mit Einschränkungen rechnen. Im Baustellenbereich wird die Zahl der Fahrspuren je Richtung von drei auf zwei reduziert. Außerdem gilt ein Tempolimit. „Während der Arbeiten am Widerlager der Fahrtrichtung Süden muss auch die Auffahrt in Richtung Hamburg gesperrt werden“, sagt Susann Sommerburg. Nach den bisherigen Planungen ist dies von Mitte Februar bis Mitte April sowie von Mitte Juni bis Mitte August der Fall.

An zwei Wochenende muss die A 1 sogar komplett gesperrt werden

Hinzu kommen mehrere kurzzeitige Sperrungen der A 1 in dem Abschnitt. Für den Abbruch und das Einsetzen der neuen Brücke muss die Autobahn an je einem Wochenende im Februar und Mai komplett gesperrt werden. Weiterhin sind aus Gründen der Verkehrs- und Arbeitssicherheit während der Ausschalung der Kappen nächtliche Vollsperrungen erforderlich, die voraussichtlich Ende August zu erwarten sind.

Für Autofahrer aus dem Norden Stormarns bedeutet die mehrmonatige Schließung der Anschlussstelle Umleitungen und erhebliche Zeitverluste. Wer aus Richtung Süden kommt, muss bis zum Autobahnkreuz Hamberge fahren, dort einige Schleifen drehen und umkehren, um in Reinfeld abfahren zu können. Die einzige Alternative zum Erreichen der Karpfenstadt ist die B 75: Auf der kurvenreichen Bundesstraße dürfte es sowohl in Bad Oldesloe als auch in Hamberge eng werden.

Lastwagen kommen nicht mehr auf die E-Highway-Teststrecke

„Wenn das tatsächlich so kommt, wäre es für viele Firmen im Gewerbegebiet eine Katastrophe“, sagt Kai Bode, Geschäftsführer der Spedition Bode. Die Unternehmen haben sich zusammengetan und eine Übergangslösung vorgeschlagen. Vom Kreisel im Gewerbegebiet Reinfeld/Stubbendorf könnte über die Barnitzer und die Lokfelder Straße sowie eine neu einzurichtende Behelfsstraße der südliche Autobahnanschluss weiterhin erreicht werden. „Wir alle hoffen, dass dieses Provisorium doch noch kurzfristig realisiert wird“, sagt Bode. Dass schnelle Reaktionen auch in einem Staat voller Vorschriften möglich sind, zeigt für ihn das LNG-Terminal in Wilhelmshaven. Bei der Eröffnung der ersten Flüssigerdgas-Anlage am Wochenende lobte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) das „neue Deutschland-Tempo“ als Vorbild für Infrastrukturprojekte.

Die Spedition Bode ist auch am E-Highway-Pilotprojekt des Bundes beteiligt. Fünf Hybridlaster pendeln zum Lübecker Hafen, laden ihre Batterien beim Fahren an den Oberleitungen der Versuchsstrecke zwischen Reinfeld und dem Autobahnkreuz Hamberge auf. Der Testlauf wird voraussichtlich um zwei Jahre bis Ende 2024 verlängert – doch nach dem jetzigen Stand bleibt die eine Hälfte der fünf Kilometer langen Strecke für neun Monate ungenutzt. Erhebliche Schwierigkeiten befürchten weitere Firmen wie Tankstellen, das UPS-Paketzentrum oder „Auto & Freizeit Nord“, wo gerade erst Nordeuropas größtes Caravan- und Reisemobil-Zentrum eröffnet wurde.

A1: Reinfelds Bürgermeister verweist auf längere Einsatzzeiten bei Unfällen

Unterstützung erhalten die Unternehmer von Reinfelds Bürgermeister Roald Wramp. „Ein weiterer Aspekt, der in der Debatte berücksichtigt werden muss, sind die Einsatzzeiten von Freiwilliger Feuerwehr und Rettungsdienst“, sagt der Verwaltungschef. Darauf habe die Reinfelder Feuerwehr schon im September hingewiesen. Wenn die Retter nicht mehr auf die Autobahn kommen, müssen die Kollegen aus Bad Oldesloe und aus Lübeck den Abschnitt mitbetreuen. Dadurch kann sich die Zeit bis zum Erreichen einer Unfallstelle auf bis zu 30 Minuten verdoppeln. Das gelte auch bei technischen Defekten an Fahrzeugen, die gerade in der Hauptreisezeit im Sommer häufig erhebliche Auswirkungen haben.

Nach mehreren Treffen zum Thema macht die Autobahn GmbH den Gewerbetreibenden allerdings wenig Hoffnungen. Die Errichtung von provisorischen Auf- und Abfahrten an unterschiedlichen Standorten sei umfangreich geprüft worden. „Neuere, aktuelle Vorschriften zur Sicherung des Verkehrs, zu den passiven Schutzeinrichtungen, zu den Arbeitsstättenrichtlinien und den Richtlinien und Gesetzen zum Naturschutz und Wasserrecht erlauben keine schnelle Umsetzung einer temporären Anschlussstelle“, sagt Sprecherin Sommerburg.