Bad Oldesloe. Stadt erhöht Miete für Verein auf mehr als 10.000 Euro im Jahr. Doch der kämpft mit Mitgliederschwund und sinkenden Einnahmen.
Die Oldesloer Bühne ist aus der kulturellen Landschaft der Kreisstadt nicht wegzudenken. Seit 58 Jahren lautet der Anspruch des Vereins, allen Bürgern – ungeachtet ihres finanziellen Hintergrunds – kulturelle Teilhabe zu ermöglichen. Das große ehrenamtliche Engagement der Mitglieder, die pädagogische Arbeit und Projekte, bei denen alle Generationen gemeinsam auf der Bühne stehen, zeichnen die Arbeit des Vereins aus.
Doch es fragt sich, wie lange die Bretter der Oldesloer Bühne noch tragfähig sind. Denn die Stadt hat die Säge am finanziellen Fundament angesetzt und die Mietzahlung für den Theaterverein um drastische 43 Prozent erhöht. Eine böse Überraschung für den Verein: Im Jahr bedeutet das einen Anstieg um 3124 auf 10.324 Euro. Für die Vereinsvorsitzende Heike Gräpel steht fest: „Das können wir nicht zahlen.“ Sollte die Stadt an ihrer Forderung festhalten, befürchte sie den finanziellen Kollaps der Oldesloer Bühne.
Steigende Kosten für Oldesloer Bühne: Umzug ins KuB beendet finanzielle Unabhängigkeit
Bis zum Umzug ins Kultur- und Bildungszentrum KuB war der Verein 50 Jahre lang finanziell unabhängig. Geprobt wurde in einem Kulissenraum, in Schulen, im Kindergarten. Die Aufführungen fanden in der Festhalle und in Turn- oder Mehrzweckhallen an unterschiedlichen Orten statt. Im KuB sollte die Oldesloer Bühne nach eigenen Angaben eine zweistöckige Theaterwerkstatt mit Platz für zwei Probenbühnen und weiteren Räumen für die Kinder- und Jugendarbeit erhalten. „Doch leider wurde die Werkstatt aus Kostengründen ohne Zwischendecke gebaut“, heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Die Folge: höhere Energie- und Heizkosten. „Eine anteilige Kostenbeteiligung stand bis zum Einzug im August 2016 nicht fest. Von der Verwaltung bekamen wir nur die Zusicherung, ,wir sollten uns keine Sorgen machen‘“, so der Verein weiter.
Für die Theaterwerkstatt wurde ein Miet- und Fördervertrag mit der Stadt geschlossen. Die Oldesloer Bühne habe von sich aus angeboten, einen freiwilligen monatlichen Beitrag von 600 Euro zur Miete zu leisten. An der Höhe des Betrages änderte sich auch nichts, als immer mehr Mitglieder während der Corona-Pandemie den Verein verließen. Die Zahl schrumpfte um fast ein Drittel von 150 (im Jahr 2016) auf aktuell 108. Die fehlenden Mitgliedsbeiträge bedeuteten für die Bühne finanzielle Einbußen – bei gleichzeitig steigenden Kosten. Das betrifft die Ausgaben für Versicherungen, Textbücher und den Druck der Veranstaltungsplakate, Eintrittskarten und Flyer ebenso wie die Gema- und Aufführungsgebühren der Verlage.
CDU und FBO sprechen sich für eine Anhebung der Nebenkosten aus
Gräpel erläutert, dass die Stadt dem Verein die Finanzierungsvereinbarung jedes Jahr aufs Neue zur Unterzeichnung zukommen lässt. Dass es zu einer Erhöhung kommen würde, zeichnete sich spätestens seit der Oktobersitzung des Sport-, Bildungs-, Sozial- und Kulturausschusses ab, in der die Politiker sich unter anderem mit der Neuordnung der Raumnutzungskosten im KuB befassten. Rainer Wilken von der Oldesloer Bühne brachte damals die derzeitige Situation des Vereins zur Sprache. CDU und FBO beeindruckte sein Vortrag nicht: Die beiden Fraktionen beschlossen gegen die Stimmen der SPD (bei Enthaltung der Grünen), die Nebenkosten anzuheben.
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Ein Schockmoment für die Vereinsspitze. Doch aufgeben wollte sie nicht. Weil die Bühne selbst keinen Antrag im Ausschuss einbringen konnte, wendete sie sich an dessen Vorsitzenden Carsten Stock (SPD). Er habe daraufhin in der Sitzung am 6. März das Anliegen des Theatervereins erneut auf die Tagesordnung gesetzt, so Stock. Der Verein schlug vor, den bisherigen Eigenanteil in den Jahren 2024 und 2025 jeweils um zehn Prozent zu erhöhen und 2026 erneut zu verhandeln. Laut Stadtsprecherin Agnes Heesch wurden die Beratungen darüber in den nicht öffentlichen Teil der Sitzung verlegt. Zum Ergebnis sagt Stock: „Auch in zweiter Instanz war es dasselbe. Die Erhöhung kommt rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres.“ Zur Konsolidierung des Haushalts sei der Bürgermeister gezwungen, neue Vorschläge zur Kostenersparnis einzubringen. „Der Fall ist somit beschlossen.“
Vorschläge zur Erzielung höherer Einkünfte lehnt Oldesloer Bühne ab
Um Vorschläge, wie der Verein höhere Einkünfte erzielen könnte, ist die Politik nicht verlegen. Gut überlegt sind sie nach Gräpels Einschätzung nicht unbedingt. „Es hieß, wir müssten die Beiträge erhöhen, doch genau das wollen wir nicht“, sagt sie.. „Bisher konnten sich auch geringer Verdienende, Familien und Rentner unser Vereinsleben leisten.“ Damit wäre dann Schluss, befürchtet Gräpel. Auch die Idee, die Eintrittspreise zu erhöhen, kommt bei ihr nicht gut an. Dann könne sich beispielsweise eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern das Weihnachtsmärchen nicht mehr leisten, gibt sie zu bedenken. Außerdem rechtfertige die Aufführungsstätte keine höheren Eintrittspreise. Die Toilette liege über dem Hof, und es sei ihnen vertraglich untersagt, die nackten Betonwände zu streichen oder zu schmücken.
Eine Untervermietung der Räume sei ebenfalls keine Option. Zum einen schließe der Mietvertrag das aus, zum anderen habe der Verein mehr als 48.000 Euro in die Theaterwerkstatt aus eigenen Mitteln, größtenteils Spenden, für Schwerlastregale, eine Gastroküche, das Bühnenkabinett und die gesamte Technik investiert. Die komplette Einrichtung und alles, was sich dort befinde, sei Eigentum des Vereins. Eine Nutzung durch andere berge Risiken, die nicht abgesichert seien. Außerdem würden die Räume von den verschiedenen Gruppen wie Bühnenbau, Bühnenzwerge, Jugend, die Sketchgruppe, die Plattdeutschen, junge Erwachsene und Erwachsene selbst benötigt.
Bad Oldesloe kündigt mehrtägige Schließungen der Theaterwerkstatt an
Was der Verein sich hingegen vorstellen kann, ist das Sponsoring durch einen solventen Partner, wie das auch bei Fußballvereinen oft der Fall ist. Doch der ist bislang nicht in Sicht.
Für Empörung sorgt außerdem ein Schreiben des Bürgermeisters, das dem Verein Ende Februar zugegangen ist. Darin wird angekündigt, dass das KuB aus Energiespargründen vom 3. bis 6. Oktober, 31. Oktober bis 3. November und 24. bis 29. Dezember geschlossen bleibt. „Für uns heißt das, dass wir die Werkstatt in diesen Zeiträumen nicht nutzen können.“ Doch gerade die Wochenenden, wenn alle frei hätten, würden für Treffen und Proben genutzt.
Die Oldesloer Bühne hat jetzt einen Steuerberater mit einer Liquiditätsprüfung beauftragt. Nach der Einschätzung des Kassenwarts „können wir das vielleicht noch bis August oder September schaffen, aber dann wären wir bis zum Jahresende weg“, so Gräpel. „Wir würden uns sehr wünschen, dass die Verwaltung und die Politik ihren Entschluss noch einmal überdenken.“