Reinfeld. Runder Tisch organisiert Kundgebung auf Marktplatz. Mehr als 60 Vereine, Verbände, Firmen und Organisationen treten für Demokratie ein.
Für den Runden Tisch „Reinfelds Zukunft“ ist Demokratie nicht verhandelbar. Dehalb hat er den Erhalt der Demokratie zum Schwerpunktthema seines Jahresprogramms gemacht. Gerd Herrmann, Sprecher der Gruppe, sagt: „Mit unseren Veranstaltungen treten wir für Vielfalt, respektvolles Miteinander und eine demokratische Gesellschaft ein.“ Zum Auftakt ruft der Runde Tisch Reinfeld zu einer Kundgebung für Demokratie und Vielfalt unter dem Motto „Es ist 5 vor 12! Nie wieder ist jetzt!“ am Sonnabend, 23. März, um 11.55 Uhr auf dem Reinfelder Marktplatz auf. Mehr als 60 Vereine, Verbände, Organisationen, Firmen sowie politische Gruppierungen unterstützen das Vorhaben. Laut Sabine Siebler vom Runden Tisch soll es „keine parteipolitische, aber sehr wohl eine politische Kundgebung sein“.
Richard Berkowski moderiert die Veranstaltung. Reinfeldern dürfte der Radiomoderator vor allem durch seine Auftritte mit der Reinfelder Perkussion-Band Zuschlag ein Begriff sein. Der stellvertretende Vorsitzende des Handelsvereins, Armin Adib-Moghaddam, hat iranische Wurzeln und berichtet von seinen Erfahrungen. Zu den Sprechern zählen Reinfelds Bürgermeister Roald Wramp und Manfred Schönbohm, der sich beruflich mit dem Thema Erinnerungskultur befasst hat, und Elisabeth Göhlert vom Kinder- und Jugendbeirat der Karpfenstadt. Außerdem melden sich Marlies Stoldt von der Gruppe Asyl in Reinfeld, ein Vertreter des SV Preußen Reinfeld sowie Pastorin Gabriela Glombik von der evangelischen Kirche zu Wort. Zum Abschluss stimmt Harald Kranz, Mitglied des Reinfelder Kammerchores, das Bürgerlied an und wird dabei von Burghart Trepkau an der Gitarre begleitet.
Bündnis in Reinfeld sendet Appell für Demokratie
Zum Ablauf der Kundgebung sagt Gerd Herrmann: „Wir werden die Redebeiträge kurz halten und rechnen mit maximal einer Stunde für die Veranstaltung.“ Er würde es begrüßen, wenn Teilnehmer eigene Plakate mitbrächten. „Das sieht noch bunter aus.“ Und passe thematisch zur Kundgebung, in der es um den Erhalt einer bunten und offenen Gesellschaft gehe, die dafür stehe, Menschen nicht aufgrund ihrer Herkunft, ihres Aussehens oder anderer Merkmale auszugrenzen. „Wir treffen uns, um unsere Unterstützung für die Demokratie zu demonstrieren und deutlich zu machen, das ist unser Anliegen – und da wollen wir hin.“
Ausgangspunkt seien die zunehmenden Umtriebe rechtsradikaler Kreise gewesen. Das Datum für die Kundgebung haben die Organisatoren mit Bedacht gewählt: Am 23. März ist es auf den Tag genau 91 Jahre her, dass die Abgeordneten des Reichstags mit großer Mehrheit dem Ermächtigungsgesetz zustimmt haben. Das sei einer der „schwärzesten Tage für die Demokratie, Vielfalt und Freiheit in Deutschland“ gewesen, so der Runde Tisch. Auch die PiS in Polen und Fidesz in Ungarn seien durch Wahlen an die Macht gekommen., „Als Erstes versuchen sie, sich die Medien anzueignen und die Justiz abhängig zu machen, um zu verhindern, dass sie wieder abgewählt werden. Das darf in Deutschland der AfD nicht gelingen, und deshalb darf diese Partei nicht gewählt werden.“
Rechtsextremen nicht die Deutungshoheit überlassen
Als die ersten Demonstrationen für Demokratie in Hamburg und Lübeck angekündigt worden seien, hätten die Mitglieder des Runden Tischs überlegt, „was können wir in unserem kleinen Mikrokosmos dazu beitragen, um ein Zeichen zu setzen und zu zeigen, dass wir uns nicht wegducken und dass es nicht die Rechtsextremisten sind, die das Ganze bestimmen“. Sabine Siebler ergänzt: „Wir freuen uns auf eine friedliche Veranstaltung. Die Tatsache, dass schon einige Zeitgenossen unsere Banner und Plakate beschädigt haben, zeigt die Wichtigkeit unserer Kundgebung.“
Antje Jentz hat die Veranstaltungsplakate gestaltet. Sie sagt: „Für mich ist es selbstverständlich, mich für unsere Demokratie einzusetzen.“ Sie sei sehr überrascht über den großen Zuspruch gewesen. „Wir freuen uns, dass wir mit unserer Idee einer überparteilichen Demokratie-Kundgebung einen Nerv getroffen haben.“ Helgo Nishidal befürwortet die Aktion ebenfalls: „Ich mache mit, weil ich möchte, dass meine Kinder und Enkelkinder in einem Land leben, in dem Achtung und Mitgefühl zählen und nicht Hass und Ausgrenzung“, sagt der Reinfelder.
Demokratie und Vielfalt sind nicht umsonst zu haben
Auch Sonja Baudisch wird am Sonnabend auf dem Marktplatz dabei sein. Sie sagt: „Demokratie und Vielfalt sind – gerade in herausfordernden Zeiten – nicht umsonst. Eine eigene Haltung zu entwickeln, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und die eigene Meinung auch im Konfliktfall zu vertreten, ist wichtig, kostet Mut und kann anstrengend sein.“ Das Aushalten von Widersprüchen und Gegensätzen sowie das Aushandeln von Kompromissen gehörten dazu. Veranstaltungen wie diese Kundgebung seien nötig, um zu zeigen, dass jede einzelne Stimme zähle und jeder etwas tun könne.
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„Zusammen können wir zeigen, dass wir viele sind. Durch die Zusammenarbeit und das gemeinsame Auftreten stärken wir uns gegenseitig.“ Sie hoffe, dass „wir sowohl durch unser Engagement im Alltag als auch durch die Organisation einzelner Aktionen viele weitere Menschen motivieren können, aktiv zu werden, und darüber hinaus einige von denen erreichen, die aktuell an einem solchen Gesellschaftskonzept zweifeln“.
Sportverein ist Beispiel für Vielfalt und gelebte Integration
Adalbert Fritz meldet sich als Vorsitzender des SV Preußen Reinfeld zu Wort. Er sagt: „Für den SV Preußen Reinfeld mit seinen rund 2000 Mitgliedern ist das Thema ,Demokratie und Vielfalt‘ eine Selbstverständlichkeit.“ In den Mannschaften und Gruppen des Vereins würden Menschen verschiedenster Nationalitäten friedlich miteinander Sport treiben. „Es entwickeln sich dadurch zum Teil auch weitere Begegnungen. Dadurch trägt der SV Preußen Reinfeld einen gewichtigen Teil zur Vielfalt und gelebten Integration bei“, meint Fritz.
Zu ihren Beweggründen, an der Kundgebung teilzunehmen, äußert sich die Reinfelderin Meike Steenbock so: „Die Veranstaltung ist mir wichtig, weil in Reinfeld viele Menschen für Frieden und Demokratie laut werden sollten.“ Und setzt dann mit einem Augenzwinkern hinzu: „Ich fände es schön, wenn nur die Karpfen stumm bleiben.“