Glinde. Vorstand plant Liquidation zum 31. Dezember 2024. Jetzt ist die Politik gefragt, damit das Angebot aufrechterhalten werden kann.
Es ist eine Erfolgsgeschichte, das Wirken der seit 1984 existierenden Musikschule Glinde. Jedes Jahr werden im Schnitt 500 Kinder an zum Beispiel Klavier, Blockflöte, Gitarre und Schlagzeug herangeführt. Der hauptamtliche Leiter Dieter Teske ist ein Vollprofi. Man kooperiert mit dem Gymnasium, Honorarkräfte geben der Orchesterklasse nachmittags Intrumentalunterricht. Bei der Organisationsform handelt es sich um einen Verein. Und dem geht auf Sicht offenbar die Puste aus. „Es gibt keine nachrückenden Mitglieder“, sagt Schatzmeister Matthias Sacher. Die ehrenamtlich geführte Körperschaft, deren stellvertretender Vorsitzender der frühere Bürgermeister Hans-Peter Busch ist, überaltert. Bleibt das so, dürfte es schwer werden, dauerhaft Vorstandsposten zu besetzen. Zum 31. Dezember dieses Jahres ist die Auflösung angedacht. Das Angebot soll aber aufrechterhalten werden.
Der geschäftsführende Vorstand hat sich Gedanken gemacht, wie die Musikschule gerettet und zukunftssicher aufgestellt werden kann. Vertretern aller Fraktionen und der Stadtverwaltung wurde in geheimer Runde ein Plan vorgestellt mit Zeitpunkten, wann was zu entscheiden ist. Demnach soll die Einrichtung Bestandteil der Sönke-Nissen-Park-Stiftung werden als eigenständige Säule. So wurde bereits mit der Volkshochschule verfahren, die jetzt offiziell „VHS Glinder Kultur- und Bildungswerk“ heißt und ihren Sitz im Gutshaus an der Möllner Landstraße hat. Die Integration wurde von der Politik beschlossen. Das ist auch im aktuellen Fall nötig, schließlich bezuschusst die Stadt sowohl Stiftung als auch die Musikschule. Letztere erhält pro Jahr 25.000 Euro.
Musikschule Glinde: Verein steht vor der Auflösung
Bei einer Neuaufstellung und dem damit verbundenen Trägerwechel schlägt der aktuelle Vorstand eine Förderung in Höhe der Personalkosten vor. 2022 beliefen sie sich auf rund 42.800 Euro. Neben Mitbegründer Teske gibt es eine hauptamtliche Bürokraft unter anderem für Buchhaltung, die von einer Kollegin auf Minijobbasis unterstützt wird. Die Musikschule ist im Schulzentrum am Oher Weg beheimatet und hat eine Zweigstelle in der Grundschule Klosterbergen in Reinbek. Derzeit unterrichten 19 Freiberufler nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene.
Teske, ein pensionierter Pädagoge und inzwischen 76 Jahre alt, will die Leitung abgeben. Er bleibt der Musikschule aber erhalten, seine Chöre betreut der Senior dann als Honorarkraft. An Nachfragen mangelt es nach seinen Angaben nicht: „Auch die Grundschule in Neuschönningstedt wünscht sich eine Kooperation.“ Nachfolger soll Ian Mardon werden, ein kanadischer Violinvirtuose und künstlerischer Leiter der Glinder Gutshaus-Konzerte. Die Musikschule möchte ihn im August einstellen, wobei Teske für maximal zwölf Monate unterstützt.
20 Personen stimmen über Auflösung des Vereins ab
Im zweiten Quartal soll laut Zeitplan, der den Kommunalpolitikern vorgestellt wurde, die Mitgliederversammlung für die Auflösung des Vereins mit seinem Haushaltsvolumen von rund 300.000 Euro votieren. 20 Personen können abstimmen. Ein weiterer Eckpunkt des Papiers: Die Musikschule vollzieht nach Eingliederung in die Stiftung keinen Standortwechsel ins Gutshaus. Büro und Unterrichtsräume bleiben im Schulzentrum. Zudem wird die Gründung eines Fördervereins angeregt. Durch Implementierung eines Beirats oder Kuratoriums ist ein Mitwirken der Kommunalpolitik gewährleistet. Solche Organe haben die Aufgabe, die Enwicklung beratend zu begleiten, und darüber hinaus eine Kontrollfunktion.
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Andere Varianten einer Partnerschaft erachtet der Vereinsvorstand für wenig sinnvoll. Etwa die Übernahme der Trägerschaft durch die Stadt oder einen Zusammenschluss mit einer weiteren Musikschule. Bei letzterem Modell sind keine Synergieeffekte zu erwarten, heißt es. Die Stiftung selbst ist offenbar nicht abgeneigt, wenn die Bedingungen stimmen. Sie will durch eine neue Sparte keinesfalls finanziell belastet werden. So wurde es dieser Redaktion zugetragen. Jetzt sind also die Parteien gefragt. Zuerst wird das Thema im Kulturausschuss behandelt.
CDU-Chef Claus Peters: „Übertritt in Stiftung ist ein gangbarer Weg“
„Wir müssen irgendetwas tun und arbeiten an Lösungen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Lauterbach. Ende dieses Monats sei ein Gespräch in vertraulicher Runde bei Bürgermeister Rainhard Zug terminiert. Der Verwaltungschef betont die große Bedeutung der Musikschule für die Stadt: „Sie hat an Relevanz gewonnen, gerade Kinder sammeln hier viele positive Erfahrungen.“ Er sei optimistisch, dass es eine Regelung für den Fortbestand geben werde. Der CDU-Vorsitzende Claus Peters wird da schon deutlicher: „Der Übertritt in die Stiftung ist ein gangbarer Weg.“
Der Tenor ist also einhellig: Man will die Musikschule retten. Das dürfte insbesondere Dieter Teske, den musikalischen Motor der Stadt, bestärken. Er war von 1976 bis 2012 Realschullehrer für Deutsch und Musik am Schulzentrum, organisierte Dutzende Kulturwochen, unzählige Konzerte mit seinen Chören und Ensembles in der Region und international in Partnerstädten. Nicht zu vergessen Aufnahmen mit dem NDR und Rolf Zuckowski. Der Mann lebt Musik und vermittelt anderen Menschen Spaß daran. Für den Einsatz erhielt er die Goldene Ehrennadel der Stadt, der Bund zeichnete ihn mit der Verdienstmedaille aus.