Glinde. Mehrheit der Politik unterstützt Vorschlag von Glindes Bürgermeister Rainhard Zug zwecks Neuausrichtung der Volkshochschule.

Die Glinder Volkshochschule stellt sich neu auf. Personell ohnehin, weil Leiterin Marlies Lehmann im dritten Quartal dieses Jahres in den Ruhestand geht, ab Januar 2022 aber auch organisatorisch. Dann wird die Einrichtung Bestandteil der Sönke-Nissen-Park-Stiftung sein. Die Integration muss von der Politik beschlossen werden. Dafür gibt es eine Mehrheit. Der Kulturausschuss soll die Sache am Montag, 29. März, auf den Weg bringen, das letzte Wort hat dann die Stadtvertretung.

Veränderungen hatte bereits das Gemeindeprüfungsamt des Kreises gefordert. In einem Bericht aus 2017 bemängelt die Behörde, dass Jahresabschlüsse der Stadt nicht vollständig sind. „Die VHS führt ihre Bücher und bewirtschaftet ihr Bankkonto außerhalb des städtischen Rechnungswesens“, hieß es. Die Stadt müsse die Buchführung der VHS unverzüglich und vollständig in das städtische Rechnungswesen und die Haushaltsplanung einbinden. Eine Option dazu war, eine alternative Betriebsform auszuwählen.

Umbenennung in Glinder Kultur- und Bildungswerk

Darauf verständigte sich die Politik und beschloss im September 2019 die Umwandlung der Volkshochschule in eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH), die im ersten Halbjahr 2020 an den Start gehen sollte. Wegen der Corona-Pandemie wurde das Projekt nicht weiter vorangetrieben. Die Beschränkungen machen der VHS schwer zu schaffen. Rund 95 Prozent der Kursangebote sind laut Stadtverwaltung in den vergangenen zwölf Monaten ausgefallen, derzeit gibt es ausschließlich Online-Seminare.

Bürgermeister Rainhard Zug prognostiziert Volkshochschulen in den kommenden Jahren wirtschaftliche Schwierigkeiten, machte sich im vergangenen Kulturausschuss für eine andere Organisationsform als die gGmbH stark. Er präsentierte dazu ein Dokument mit Gründen. Der neue Plan des Rathauschefs sieht so aus: Die VHS geht als selbstständige Sparte in die Sönke-Nissen-Park-Stiftung über als sogenanntes „Glinder Kultur- und Bildungswerk (GKB)“. Dieses ist verankert in einem Drei-Säulen-Modell mit den Bereichen Gemeinwesenarbeit, Verbraucherschutz und Schuldnerberatung sowie Kultur und Bildung. Für diese Variante ist übrigens auch Lehmann. Und das kommt nicht von ungefähr. Sie hat ihr Büro seit Juli 2020 im Gutshaus, sitzt mit der Stiftung unter einem Dach. Und die beiden Organisationen kooperieren bereits miteinander. So war zum Beispiel eine VHS-Kraft beim Frauenfrühstück involviert.

VHS-Leiterin Marlies Lehmann spricht auf SPD-Fraktionssitzung

Für das neue Konstrukt müssen Stadt und Stiftung einen Trägervertrag signieren. Eine gemeinsame Verwaltung soll kostengünstiger sein als die jetzige Konstellation. Das Rathaus hat einen Vergleich für GKB und gGmbH erstellt. Demnach bezuschusst die Stadt das „Glinder Kultur- und Bildungswerk“ mit 359.500 Euro im Jahr, wobei nur 171.800 überwiesen werden. Die Differenz ist der Verrechnung der Raumkosten zugeordnet. Bei der Überführung der VHS in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung sind 370.000 Euro gelistet plus 25.000 Euro Gründungskapital. Bei den Zahlen handelt es sich um eine Prognose.

Die SPD will den Beschluss zur Umwandlung in eine gGmbH aufheben. „Frau Lehmann hat uns diese Woche auf der Fraktionssitzung überzeugende Argumente geliefert. Wir stimmen für den Übergang in die Stiftung“, sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Marlies Kröpke. Auch die CDU hat sich beraten. Bürgervorsteher Martin Radtke ist Mitglied der Partei und sagt: „Die Masse bei uns hat sich für die Stiftungsvariante ausgesprochen.“ Rainer Neumann, Fraktionsvorsitzender der Christdemokraten, ist sich sicher: „Mit der SPD zusammen reicht das für eine Mehrheit.“

Seit 2001 hat die Volkshochschule eine hauptamtliche Leitung

Die FDP hat sich noch nicht festgelegt. Stadtvertreterin Barbara Bednarz: „Wir brauchen noch mehr Aufklärung, wollen Frau Lehmann deshalb einladen.“ Er reiche, eine Entscheidung im Mai zu treffen. So sehen es auch die Grünen. Sie werden im Kulturausschuss um eine Verschiebung der Abstimmung bitten. „Sollte das nicht gelingen, werden wir uns enthalten“, sagt die Fraktionsvorsitzende Petra Grüner. Sie will mehr Details über Struktur und Finanzen wissen.

Glindes Volkshochschule wurde 1961 gegründet, 40 Jahre später eine hauptamtliche Leitung eingesetzt. Die Bildungseinrichtung offerierte vor der Coronazeit jedes Jahr im Schnitt mehr als 400 Kurse, Einzelveranstaltungen und Studienfahrten. Per anno sind zwischen 3500 und 4000 Anmeldungen registriert. 6o Prozent der Kunden kommen aus Glinde.

Kulturausschuss Glinde, Montag, 29. März, 19 Uhr, Marcellin-Verbe-Haus, Markt 2