Bad Oldesloe. Geldinstitut investiert 5,7 Millionen Euro in Bad Oldesloe. Was die Kunden erwartet und welche Überraschungen es beim Umbau gab.

Ein großer Strandkorb dominiert den Eingangsbereich der Sparkasse Holstein in Bad Oldesloe. Er soll norddeutsches Flair und Gemütlichkeit ausstrahlen. Dieses maritime Grundprinzip zieht sich durch den gesamten Umbau der Hauptfiliale, für den die Sparkasse 5,7 Millionen Euro investiert hat. So heißen die einzelnen Räume etwa „Landgang“, „Dünenblick“ oder „Hafenkante“ und sind entsprechend gestaltet.

„Wir wollten das Lebensgefühl Holsteins auf die Straße bringen und unser gesamtes Geschäftsgebiet von Hamburg bis Fehmarn widerspiegeln“, erläutert der Vorstandsvorsitzende Thomas Piehl in seiner Rede zur Wiedereröffnung des Gebäudes. „Deshalb gibt es im Zimmer ,Speicherstadt‘ eben auch Kaffeesäcke und Backsteinwände.“ Neun Monate hat der Umbau gedauert, in denen das Tagesgeschäft an zwei Alternativstandorten bewältigt werden musste. Nun ist der große Moment endlich da.

Neue Hauptfiliale der Sparkasse Stormarn setzt auf norddeutsches Flair

Doch der offizielle Akt fehlt ja noch. Für Muße und norddeutsche Gemütlichkeit ist daher für Svantje Lieber im Augenblick noch keine Zeit. Die Sprecherin der Sparkasse Holstein hält aber bereits die Utensilien in den Händen, die jetzt besonders gefragt sind. „Scheren?“, blickt sie fragend in die Runde. „Wer braucht noch eine Schere?“

Schließlich sind alle verteilt. Ein letzter prüfender Blick von Lieber auf die Gruppe, eine letzte Mahnung („Schauen Sie in die Kamera, nicht aufs Band!“), ein kurzer Countdown und dann – schnipp, schnapp – ist das leuchtend rote „moin“-Band zur Einweihung durchtrennt.

Vier gläserne Kuben gibt es für die Kundenberatung in den vier Geschäftsfeldern Privatkunden, Mittelstand, Immobilien und Private Banking.
Vier gläserne Kuben gibt es für die Kundenberatung in den vier Geschäftsfeldern Privatkunden, Mittelstand, Immobilien und Private Banking. © Volker Gast | Volker Gast

Zum 200-jährigen Jubiläum präsentiert sich die Sparkasse Holstein also mit neuer Zentrale in Bad Oldesloe. „Die Sparkasse ist für uns mehr als eine Bank“, betont Bürgermeister Jörg Lembke. „Sie ist ein Unternehmen, das hier Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze schafft, und sie ist – das will ich nicht verhehlen – unser wichtigster Gewerbesteuerzahler.“ Die 5,7 Millionen Euro Baukosten seien „sehr sparsam angelegtes Geld“, lobt Lembke. „Das Ergebnis finde ich sehr ansprechend.“ „Dieser Bau ist auch ein Statement hinsichtlich der Stadt Bad Oldesloe“, ergänzt Stormarns Landrat Henning Görtz.

Das Ziel des Umbaus: Kurze Wege, schnelle Entscheidungen

Die Kunden erwartet im Erdgeschoss des Gebäudes ein modern gestalteter Eingangsbereich mit Geldautomaten und Service-Schaltern sowie dahinter vier große Glas-Kuben für Besprechungen in den vier großen Geschäftsfeldern des Unternehmens: Privatkunden, Mittelstand, Immobilien und Private Banking. Auch die Firmentöchter S-Immobilien und S-International sind in der Zentrale vertreten. Kurze Wege sollen die Zusammenarbeit fördern, enge Vernetzung und schnelle Entscheidungen möglich machen.

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Aber ein wenig wie im Goldfischglas fühlt es sich hinter den großen Glaswänden dann schon an. Kostet es also viel Überwindung, so auf dem Präsentierteller zu arbeiten? „Nein, das muss man wohl einfach mitbringen, wenn man sich für einen Job am Kunden entscheidet. Um Offenheit geht es ja bei dieser Konzeption“, betont Firmenkundenberater Tom Rieken, der gerade hinter einer dieser Glastüren sein künftiges Büro in Augenschein nimmt.

Jeder Mitarbeiter sucht sich den Arbeitsplatz, der ihm gefällt

Wobei: „Sein Büro“ ist nicht ganz richtig. Denn das Konzept sieht vor, dass sich jeder auf dem Arbeitsplatz mit seinem Laptop einloggt, der am besten zu seinem Tagesprogramm passt. So gibt es Stillarbeitsplätze, Räume für Gruppenarbeiten und vieles mehr. Wenn im Verlauf des Jahres die Arbeiten in den oberen Stockwerken abgeschlossen sind, werden auch noch ausgefallenere Angebote hinzukommen, beispielsweise ein „tabula rasa“-Raum für kreatives Arbeiten. „Zum Thema Mitarbeiter-Bindung gehören heutzutage eben auch attraktive Arbeitsbedingungen“, analysiert Landrat Görtz. „Die sind hier gegeben.“

Im 1. Stock hängen Kunstwerke aus den verschiedenen Kulturprojekten, die von der Bank unterstützt werden.
Im 1. Stock hängen Kunstwerke aus den verschiedenen Kulturprojekten, die von der Bank unterstützt werden. © Volker Gast | Volker Gast

So sind die Wände mit Kunstwerken geschmückt, die Bank unterstützt ja diverse kulturelle Projekte. Das Prunkstück des Gebäudes aber ist der große Konferenzsaal im ersten Obergeschoss. An der Wand ist eine riesige Karte des Geschäftsgebiets, und auch die Fehmarnbeltquerung, die wohl frühestens 2029 fertig wird, wurde vorsorglich gleich mit eingezeichnet. Die neue Sparkassen-Zentrale werde Strahlkraft über Bad Oldesloe und die Hansebelt-Region hinaus haben, hatte Piehl bei Baubeginn versprochen.

Konferenzsaal mit großer Videowand – aber wer kann sie bedienen?

Dominiert wird der Konferenzsaal von einer gewaltigen Videowand. Kann die eigentlich schon jemand bedienen? „Nein, bislang noch nicht, aber wir sind ja auch erst seit ein paar Stunden hier drin“, gibt Björn Lüth zu, der sich im Vorstandsstab der Sparkasse Holstein mit Svantje Lieber die Rolle des Sprechers teilt.

So ein bisschen was wird es also für die 350 Angestellten noch zu entdecken geben, die hier künftig arbeiten werden. Die große Mehrheit der insgesamt 1000 Angestellten der Sparkasse Holstein ist in anderen Filialen beschäftigt. Die Neugier war aber auch bei ihnen groß. Helge Schoof, Regionalleiter Privatkunden für den Bereich Süd, ließ sich die Wiedereröffnung nicht entgehen. Er hatte auch schon vorher einen Blick riskiert.

Böse Überraschung: Unter dem Estrich lag noch ein Estrich

„Das war schon unglaublich, als sie hier den Estrich rausgeflext haben“, erinnert er sich. „Dafür ist es jetzt doch ganz gemütlich geworden.“ Ist er also wenigstens ein kleines bisschen neidisch auf die moderne Bürowelt? „Nö“, beteuert Schoof, „einen höhenverstellbaren Schreibtisch habe ich in Ahrensburg auch.“

Vorstandsvorsitzender Thomas Piehl: „Jeder Kunde soll sicher sein, die Sparkasse gibt es auch noch in 200 Jahren.“
Vorstandsvorsitzender Thomas Piehl: „Jeder Kunde soll sicher sein, die Sparkasse gibt es auch noch in 200 Jahren.“ © Volker Gast | Volker Gast

Unter dem alten 1200 Quadratmeter großen Estrich wartete damals eine Überraschung. Da lag nämlich noch ein Estrich, was Aufwand und Kosten unerwartet in die Höhe trieb. Und noch eine Frage ploppte auf: Würde die Statik des Gebäudes die schweren Maschinen aushalten? Unter dem Erdgeschoss liegt noch eine Tiefgarage. Die Statik hielt. „Aber vorsorglich haben wir jetzt nicht mehr als 50 Leute zur Einweihung eingeladen“, scherzte Vorstandschef Piehl.

Pünktliche Wiedereröffnung. Chef Piehl: „Habe nicht daran geglaubt“

Trotz der Probleme wurde schließlich alles so weit fertig, dass die Wiedereröffnung pünktlich über die Bühne gehen konnte. „Daran habe ich nicht geglaubt“, gab Piehl zu. „Aber mir wurde versichert, es klappt alles, und so habe ich immer allen gesagt, dass alles klappt.“

Sie leiteten das Umbau-Projekt: Annette Lohff, Gebäudemanagement und Projektleiterin am Standort Bad Oldesloe, und Jürgen Mühlenbeck, Leiter im Bereich Unternehmensservice.
Sie leiteten das Umbau-Projekt: Annette Lohff, Gebäudemanagement und Projektleiterin am Standort Bad Oldesloe, und Jürgen Mühlenbeck, Leiter im Bereich Unternehmensservice. © Volker Gast | Volker Gast

Verantwortlich für die Planung waren Jürgen Mühlenbeck, Leiter für den Bereich Unternehmensservice und somit verantwortlich für alle Bauprojekte, sowie Annette Lohff, die in Bad Oldesloe die Projektleitung hatte. Gab es also schlaflose Nächte? „Nein, überhaupt nicht“, betont Mühlenbeck. „Ich habe ja ein super Team hinter mir.“

Sparkasse will künftig 100.000 Kilowattstunden Energie einsparen

So haben neun Kilometer Stromleitungen und 14 Kilometer Datenkabel ihren Platz gefunden, ebenso wie die 208 neuen LED-Leuchten und 20 E-Ladesäulen in der Tiefgarage. Photovoltaik auf dem Dach gab es seit 2020 ohnehin schon. Die Bank kalkuliert durch den Umbau mit einer Einsparung von 100.000 Kilowattstunden Energie, das entspricht dem Jahresverbrauch von 25 Vier-Personen-Haushalten.

Vor allem aber will die Sparkasse Holstein mit der Entscheidung für das Großprojekt in Zeiten, in denen viele Wettbewerber auf eine reine Internet-Präsenz setzen, in Norddeutschland Verlässlichkeit ausstrahlen. „Jeder Kunde soll sich sicher sein“, betonte Piehl mit Blick auf das Firmenjubiläum, „die Sparkasse gibt es auch in 200 Jahren noch.“