Reinbek. SPD Stormarn ehrt im Schloss Reinbek Omas gegen rechts für ihr Engagement gegen Rechtsextremismus mit dem Olof-Palme-Friedenspreis.
Noch am Sonntag trafen sich die „Omas gegen rechts von Hamburg-Bergedorf und Drumrum“ auf dem Rosenplatz in Reinbek, um gemeinsam gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. Jetzt wurden sie für ihr Engagement mit dem Olof-Palme-Friedenspreis im Schloss Reinbek ausgezeichnet. „Die Menschen sind die Brandmauer gegen rechts“, sagte SPD-Kreispolitiker Reinhard Mendel in seiner Laudatio. Traditionell wurde der Preis auch dieses Jahr am 28. Februar verliehen, dem Todestag des schwedischen Politikers Olof Palme. Unter den Gästen waren unter anderem die Bundestagsabgeordnete Nina Scheer und die deutsch-schwedische Schauspielerin und Kolumnistin Peggy Parnass. Jan Philipp Reemtsma hielt die Festrede.
Seit 1987 verleiht die SPD in Stormarn den Olof-Palme-Friedenspreis an Personen und Gruppen aus dem Kreis, die sich ehrenamtlichen für ein friedliches Miteinander einsetzten. Olof Palme war ein schwedischer Sozialdemokrat, der sich zu Lebzeiten für internationalen Frieden starkgemacht hat. Der damalige Ministerpräsident wurde im Jahr 1986 nach einem Kinobesuch auf offener Straße ermordet. In Kooperation mit der Walter-Jacobsen-Gesellschaft will der SPD-Kreisverband seiner gedenken und soziales Engagement für ein friedliches Miteinander fördern.
„Omas gegen rechts“ erhalten Olof-Palme-Friedenspreis für ihren Einsatz
„Nie wieder ist jetzt“, sagte Marion Meyer, Kreisvorsitzende der Stormarner SPD, schon bei der Begrüßung der Gäste. Die diesjährige Verleihung stand unter dem Motto „Gemeinsam gegen rechts“. Meyer lobte den Protest der Bürger aus Stormarn gegen den erstarkenden Rechtsextremismus. „Diejenigen, die laut sind, wenn andere leise sind“, machten ihr Hoffnung, sagte Marion Meyer. Mit dem Friedenspreis sollen genau solche Menschen gewürdigt werden. Ein siebenköpfiges Kuratorium entscheidet, welche Personen und Gruppen den Preis für ihre ehrenamtlichen Aktionen erhalten. Vier Organisationen aus Stormarn waren dieses Jahr in der engeren Auswahl.
Die „Omas gegen rechts von Hamburg-Bergedorf und Drumrum“ bekamen mit der Ehrung auch 2000 Euro Preisgeld. Die Gruppe aus Omas (und drei Opas) hat zurzeit um die 20 Mitglieder, die in Reinbek, Ahrensburg, Glinde, Bergedorf und der näheren Umgebung wohnen. Sie sammelten seit Anfang 2023 Unterschriften, um im Schloss Reinbek Versammlungen von rechten Organisationen zu verbieten. Insbesondere eine Veranstaltung im November 2022 der Desiderius Erasmus Stiftung hatte die Omas gegen rechts verärgert. Damals demonstrierten sie vor dem Schloss gegen das Treffen der AfD-nahen Stiftung. Mittlerweile haben sie ihr Ziel erreicht: Im Reinbeker Schloss dürfen keine extremistischen, antisemitischen und antidemokratischen Veranstaltung mehr abgehalten werden; die Satzung wurde entsprechend geändert. „Wir sind alt, aber wir schweigen nicht“, sagte Inga Stöckmann, die sich bei den Omas engagiert.
Reemtsma hält eine bewegende Rede und erzählt aus seinem Leben
„Damit, dass wir den Preis gewinnen, haben wir gar nicht gerechnet“, sagte Uwe Roggmann nach der Verleihung. Er ist einer der wenigen Opas gegen Rechts. Die Gruppe sei sehr dankbar für die Auszeichnung. Alle finanzierten ihr Engagement aus eigener Tasche oder durch Spenden. Die 2000 Euro können die Omas gegen rechts jetzt gut verwenden. Sie wollen zum Beispiel noch mehr Flugblätter drucken lassen und weiterhin Aktionen wie Infostände auf Wochenmärkten oder gezielte Proteste organisieren.
Auch interessant
- Wieder detoniert Böller vor Jugendhaus in Bargteheide
- Lkw mit Strom: Projekt E-Highway zieht Zwischenbilanz
- „Traum von Amsterdam“: Schlagerstar schreibt Kinderbuch
Festredner Jan Philipp Reemtsma, Hamburger Sohn eines Zigarettenfabrikanten und Sozialwissenschaftler, hielt in seiner Rede ein flammendes Plädoyer für Frieden. „Waffen sind Geräte des Unglücks“ – mit diesem Satz begann der 71-Jährige. Er ging auf aktuelle Konflikte wie den Ukraine- und den Gaza-Krieg ein, wurde aber auch sehr persönlich.
Nachdem er seine drei Halbbrüder im Krieg verloren hatte und sein Vater verwundet worden war, sei es damals für ihn logisch gewesen, einen pazifistischen Blick auf die Politik zu haben. „Der Krieg sei darin schlimm, dass er mehr Böses macht, als dass er wegnimmt“, zitierte er Kant. Er schilderte, wie im Laufe der Jahre seine Sicht differenzierter geworden sei. Als Pazifist bezeichne er sich heute nicht mehr. Trotzdem verurteilt er die Gewalt. „Der Tod von Tausenden ist durch nichts zu rechtfertigen.“