Rümpel. Streitigkeiten mit Vermieter offenbar eskaliert. Angeklagter (28) soll Pappe und Styropor auf heißem Herd präpariert haben.

Er soll Nachbarn und Vermieter terrorisiert und bedroht, massiv in seiner Mietwohnung randaliert, Türen zerstört, absichtlich einen Wasserschaden herbeigeführt und schließlich ein Feuer gelegt haben, bei dem nur durch pures Glück niemand zu Schaden gekommen ist.

Deshalb muss sich ein 28 Jahre alter Mann nun vor dem Landgericht Lübeck wegen versuchten Mordes verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft Sebastian L. (alle Namen geändert) außerdem vor, im Dezember 2021 und Januar 2022 mehrere Beschädigungen in der damals von ihm bewohnten Wohnung in Rümpel bei Bad Oldesloe verursacht zu haben.

Versuchter Mord: Mann soll in Rümpel Feuer gelegt haben

Er soll Ventile an Heizkörpern aufgedreht und so einen Wasserschaden hervorgerufen, außerdem im Heizungsraum des Wohnhauses die Steuerungseinheit der Heizungsanlage zerstört haben. Zudem soll er in dem Mehrfamilienhaus die Glasscheiben mehrerer Türen eingetreten und mit Klebstoff mehrere Sicherungsschalter eines Sicherungskastens blockiert haben.

Außerdem wird Sebastian L. vorgeworfen, am 11. Januar 2022 versucht zu haben, einen Brand zu legen. Er soll mehrere Gegenstände auf dem Herd in seiner Wohnung abgelegt und alle Herdplatten auf die höchste Stufe gedreht haben. Davor soll er im Hausflur die Hauptsicherungen ausgeschaltet und danach die Wohnung verlassen haben.

Taten des 28-Jährigen waren zunächst in Ahrensburg verhandelt worden

Als die Sicherungen später wieder angeschaltet wurden, sollen sich die Herdplatten in der Wohnung des Angeklagten erhitzt und die Gegenstände entzündet haben. Eine Ausbreitung des Feuers konnte verhindert werden, weil der Brand rechtzeitig entdeckt und gelöscht wurde. Der Angeklagte soll, so die Anklage der Staatsanwaltschaft weiter, in Kauf genommen haben, dass ein Brand entsteht, der sich im gesamten Wohnhaus ausbreitet.

Eigentlich hatte die Staatsanwaltschaft Lübeck gegen Sebastian L. zunächst Anklage beim Schöffengericht des Amtsgerichts Ahrensburg wegen des Verdachts der Sachbeschädigung und der versuchten schweren Brandstiftung erhoben. Im Laufe der Verhandlung jedoch kam der Verdacht auf, dass der Angeklagte durch die Brandstiftung auch den Tod anderer Hausbewohner mindestens billigend in Kauf genommen habe.

Am zweiten Verhandlungstag in Lübeck wurden Nachbarn und Vermieter gehört

Daher ist das Verfahren an das Schwurgericht des Landgerichts Lübeck verwiesen worden. Wegen des dringenden Tatverdachts des versuchten Mordes in Tateinheit mit versuchter schwerer Brandstiftung sitzt er derzeit in Untersuchungshaft. Am zweiten Verhandlungstag am Dienstag, 27. Februar, vor dem Landgericht Lübeck wurden mehrere Zeugen gehört, darunter Vermieter und Nachbarn.

Einer von ihnen war Klaus G., der an der Vermietung des Hauses beteiligt ist und eindrücklich von seinen Erfahrungen mit dem Angeklagten berichtete. Das Haus gehörte früher seinem Stiefvater, bis dieser im Spätsommer 2020 starb. Die Hinterbliebenen, auch er, kümmerten sich seitdem um die Vermietung.

Es war immer wieder zu Problemen und Streitigkeiten gekommen

In diesem Zusammenhang lernte er auch den Angeklagten kennen, der im Frühjahr 2020 mit seiner Freundin in die Wohnung eingezogen war. „Er hat sich beschwert, weil die Heizung nicht funktionierte“, sagt G. Zunächst sei der Kontakt normal gewesen. Doch danach sei es immer wieder zu Problemen und Streitigkeiten gekommen, die schlussendlich völlig eskalierten.

Hin und wieder seien Reparaturen an der Heizung notwendig geworden. Der Heizungsraum ist nur über die Terrasse des Angeklagten zu erreichen. Den Zutritt habe er aber nicht gewähren wollen, war mit der Störung seiner Privatsphäre nicht einverstanden, soll seinen Unmut offen kundgetan haben.

Der Angeklagte soll die Mietwohnung komplett zerstört haben

Laut der Zeugenaussage von Klaus G. sei das Verhältnis immer angespannter, Sebastian L. immer ausfallender und aggressiver geworden. 26 Polizeieinsätze soll es im Zusammenhang mit dem Angeklagten gegeben haben. Weil er keine Miete mehr zahlte und auch keine Kaution überwiesen hatte, kündigten die Vermieter ihm. Der Angeklagte aber weigerte sich, auszuziehen, ein Gerichtsverfahren dazu zog sich hin. Der heute 28-Jährige soll in der Wohnung randaliert haben. „Die Wohnung war am Ende völlig zerstört, Steckdosen waren aus der Wand gerissen, überall lag Müll“, sagt Klaus G. über den Zustand, den er kurz nach Weihnachten 2021 vorgefunden habe.

Damals sei der Angeklagte nicht mehr in der Wohnung gewesen, das Mobiliar habe gefehlt. Dafür sei die Heizung kaputt und ein Wasserschaden feststellbar gewesen. Tage später, am besagten 11. Januar 2022, funktionierte die Heizung erneut nicht. Klaus G. habe dem Angeklagten mitgeteilt, dass er für die Reparatur in die Wohnung müsse, habe eine konkrete Uhrzeit genannt.

Angeklagter soll Pappe und Styropor auf seinen Herd gelegt haben

Als Klaus G. vor Ort gewesen sei, habe er sich Zugang zur Wohnung verschafft. Dort wartete die böse Überraschung: „Ich erinnere mich noch, wie wir die Tür weggenommen haben und ich Feuer gesehen habe“, sagt Klaus G. Auf dem Herd lagen Eierkartons aus Pappe und gelbe Säcke mit Styropor. „Die Eierkartons haben gebrannt, die gelben Säcke waren angeschmolzen“, sagt er. Klaus G., der 30 Jahre lang bei der Feuerwehr war, habe die brennende Pappe mit den Händen aus der Wohnung getragen und dort ausgetreten.

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Übereinstimmend berichteten die Zeugen vom extrem aggressiven Verhalten des Angeklagten. Als Klaus G. einmal mit seinem Halbbruder Jens K., der ebenfalls für die Vermietung zuständig ist, bei der Immobilie war und mit Nachbarn geredet habe, sei der Angeklagte mit dem Auto dort vorbeigefahren und habe angehalten. „Er ist wie ein Wilder von 0 auf 100 durchgedreht“, so Klaus G. Seinen Halbbruder habe der Angeklagte umgeschubst und über ihm stehend gedroht, bis Klaus G. die Polizei gerufen habe. Diesen Vorfall bestätigte Jens K., der am Dienstag ebenfalls als Zeuge vernommen wurde.

Agenklagter sei immer wieder durch aggressives Verhalten aufgefallen sein

Auch der leibliche Bruder von Klaus G. sagte vor Gericht aus. Er habe einmal mit dem Angeklagten Kontakt gehabt, als es bereits Streitigkeiten und Probleme mit der Heizung gegeben hatte. Sie hätten sich zufällig getroffen und seien ins Gespräch gekommen „Als er gemerkt hat, dass ich quasi zur Vermieterseite gehöre, ist er höchst aggressiv geworden, hat mir Schläge angedroht und Morddrohungen ausgesprochen“, so der Zeuge.

Einer der Nachbarn schilderte, dass er mitbekommen habe, wie der Angeklagte Türen zertrümmert und versucht haben soll, in das Haus einzubrechen. Dass es immer wieder zu Stress und Streitigkeiten zwischen dem Angeklagten und dem Vermieter gekommen war, habe er mitbekommen. Der Prozess wird am Mittwoch, 28. Februar, fortgesetzt. Sechs Verhandlungstage sind geplant. Das Urteil soll am 19. April fallen.