Bargteheide. Sanierungsarbeiten der Trasse voraussichtlich im Jahr 2028. Der Bahnhof Bargteheide könnte bereits Ende 2024 umgebaut werden.

  • Der Bahnhof Bargteheide ist in die Jahre gekommen, einige Zugmodelle können hier an den Bahnsteigen schon gar nicht mehr halten.
  • Es wird höchste Zeit, dass die Deutsche Bahn hier saniert.
  • Dafür gibt es jetzt erste Zeitpläne, doch die dürften Pendlern so gar nicht gefallen

Wie geht es weiter mit dem Bahnhof Bargteheide? Das ist eine Frage, die nicht nur viele Pendler der Stadt umtreibt, sondern auch andere Bürger, die mehr oder weniger regelmäßig mit der Bahn unterwegs sind. Zugespitzt hat sich die Debatte spätestens seit Einführung der neuen Kiss-Doppelstocker als Expresszüge (RE) durch die Bahn Ende Januar dieses Jahres. Dass diese wegen unzureichender Bahnsteighöhen nicht mehr in Bargteheide halten können, hatte für vehemente und anhaltende Kritik gesorgt. Die letztlich vom CDU-Ortsverband aufgegriffen wurde und in eine Kampagne im Vorfeld der jüngsten Kommunalwahlen mündete. Seitdem geben sich Verkehrspolitiker und Bahnmanager verstärkt ein Stelldichein an der 158 Jahre alten Anlage. Kürzlich auch Amina Karam, Gesamtprojektleiterin für die S4 bei der Deutschen Bahn.

Deutsche Bahn: Situation nach Aus für Expresshalt soll entschärft werden

„Dass sich die Chefplanerin mit uns am Bahnhof getroffen hat, zeigt, dass die Bahn die Sorgen und Nöte der Menschen in Bargteheide und Umgebung ernst nimmt“, sagt Bürgermeisterin Gabriele Hettwer. Es sei gut, dass es mit der S4 ab 2029 eine bessere und häufiger verkehrende Schienenverbindung geben soll. „Bis dahin kann der Ist-Zustand nach dem Aus für den Expresshalt in Bargteheide aber nicht die einzige Option sein“, so Hettwer.

Das scheint auch die oberste S4-Projektleiterin Amina Karam so zu sehen. Jedenfalls avisierte sie bereits für die Zeit Ende 2024, Anfang 2025 erste bauliche Veränderungen. Ohne dabei allerdings sonderlich konkret geworden zu sein. Schließlich bedürfe der Umfang intensiver Verhandlungen mit Bund und Land.

Bahnmanagerin informierte sich bei einem Ortstermin

Stormarns Kreispräsident Hans-Werner Harmuth, zugleich CDU-Ortsvorsitzender in Bargteheide, sah während des Ortstermins bei Amina Karam jedoch die Bereitschaft, auf Fragen, Wünsche und Anregungen der Teilnehmer des Treffens einzugehen, zu denen neben der Bürgermeisterin auch Melanie Bernstein, Bundestagsabgeordnete der CDU aus dem Wahlkreis Segeberg/Stormarn-Mitte, sowie Vertreter der Bargteheider CDU-Fraktion gehörten.

Deutsche Bahn endlich pünktlich? Eine Software soll helfen

„Wir haben uns gemeinsam die Bahnsteige und auch den Verbindungstunnel zwischen der West- und der Ostseite des Bahnhofs angesehen. Dabei ist deutlich geworden, dass Frau Karam die unsererseits bestehenden Bedenken und Einwände gegen die aktuellen Planungen ihres Hauses durchaus nachvollziehen konnte“, so Harmuths Eindruck.

Bahn rechnet mit mehr als 3200 Fahrgästen täglich

Die Verlagerung eines Großteils des Passagierverkehrs auf die Ostseite, also weg vom Bahnhofsgebäude, sei ebenso kritisch hinterfragt worden wie die Kapazität des Tunnels. Das Bauwerk müsse angesichts der von der Bahn prognostizierten mehr als 3200 Fahrgäste täglich ab Start der S4 deutlich anders dimensioniert werden, als das bislang der Fall ist.

Noch drängender ist für Bürgermeisterin und CDU-Kommunalpolitiker unterdessen die Frage, wie die bestehenden Bahnsteige möglich schnell so modifiziert werden können, dass ein Halt der Expresszüge wieder möglich wird. „Eine zeitnahe Lösung wird es wohl nicht geben“, fürchtet Harmuth. Dazu seien die geschätzten Baukosten von zwei bis drei Millionen Euro einfach zu hoch.

Anpassung der Bahnsteige wird es zeitnah nicht geben

Doch wenn die Bahn den Bahnhof womöglich Ende 2024, Anfang 2025 tatsächlich in Angriff nehme, wäre das schon mal eine zeitliche Perspektive, die immerhin fünf Jahre vor der avisierten Inbetriebnahme der S4 läge. „Klar ist: Eine Anpassung der Bahnsteige allein wird es nicht geben. Sie wird sicher erst mit dem finalen Umbau des Bahnhofs realisiert“, so Harmuth.

Doch immerhin sei nun schon mal Bewegung in die ganze Angelegenheit gekommen, seit eine Delegation Anfang Mai dieses Jahres dem Staatssekretär im schleswig-holsteinischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium, Tobias von der Heide, 1600 Petitionsunterschriften übergeben habe. Inzwischen würden der CDU Bargteheide schon mehr als 2000 Signaturen vorliegen.

Deutsche Bahn: Lage ist für Berufspendler auf Dauer unzumutbar

Dabei hatte der zuständige Verkehrsverbund NAH.SH eine Wiederaufnahme von Stopps der Expresszüge in Bargteheide lange Zeit kategorisch abgelehnt, weil die regulär gar nicht vorgesehen seien. Außerplanmäßig halten RE-Züge in der Stadt nämlich nur dann, wenn die Regionalbahnen (RB) ausfallen. Außerdem würde der Begriff Expresszug ad absurdum geführt, wenn immer mehr Orte dessen Halt begehrten. Nicht zuletzt soll es bei NAH.SH Sorgen wegen der Aufnahmefähigkeit der Züge geben, die bei Einfahrt in Bargteheide oft schon sehr gut gefüllt sind.

„Leider ist die Bahnanbindung Bargteheides zurzeit alles andere als ausreichend und verlässlich“, moniert denn auch die Bundestagsabgeordnete der CDU, Melanie Bernstein. Regelmäßig komme es bei der Regionalbahn-Linie 81 zu Verspätungen und Ausfällen. Weil Expresszüge nun nicht mehr in Bargteheide hielten, seien immer mehr Menschen auf den Schienenersatzverkehr angewiesen. „Die Lage ist auf Dauer nicht tragbar und insbesondere für Berufspendler eine Zumutung“, sagt Bernstein.

Zumal absehbar noch deutlich mehr Ungemach droht. Nach Informationen des Abendblatts plant die Bahn spätestens ab 2028 Sanierungsarbeiten auf der Trasse zwischen Lübeck und Hamburg. Sie gehört zu bundesweit 40 Streckenabschnitten von sogenannten Hochleistungskorridoren mit einer Gesamtlänge von 4200 Kilometern, deren Priorisierung durch das Bundeswirtschaftsministerium unmittelbar bevorsteht.

Um die notwendigen Arbeiten möglichst schnell und effizient durchführen zu können, plant die Bahn komplette Streckensperrungen von bis zu sechs Monaten. Allerdings sei bislang noch unklar, wie die Schienenersatzverkehre konkret organisiert und wie das alles finanziert werden soll.