Glinde/Aurich. Prozess gegen 46-Jährige aus Glinde vor dem Landgericht Aurich. Mutter soll ihre drei Töchter über Jahre gequält und missbraucht haben.
Vor dem Landgericht im niedersächsischen Aurich ist der Prozess gegen eine 46-Jährige aus Glinde fortgesetzt worden. Gemeinsam mit dem 44 Jahre alten Vater der Kinder, der ebenfalls auf der Anklagebank sitzt, soll sie die drei gemeinsamen Töchter über Jahre schwer misshandelt haben.
Am zweiten Verhandlungstag vernahm das Gericht laut einer Sprecherin neben der dritten geschädigten Tochter auch eine Stieftochter, die aus einer früheren Beziehung der Mutter stammt. Sie soll im Tatzeitraum zwischen 2011 und 2016 ebenfalls in dem Haushalt der Familie gelebt haben.
Glinderin soll Kinder jahrelang misshandelt haben: Dritte Tochter sagt aus
Die Staatsanwaltschaft wirft der Mutter sexuellen Missbrauch, Freiheitsberaubung, vorsätzliche Körperverletzung und versuchte Zwangsprostitution in 195 Fällen vor (Az. 11 KLs 35/21). Der Vater soll in zwei Fällen gegenüber den Mädchen handgreiflich geworden sein. Zum Zeitpunkt der Taten wohnte die Familie in der niedersächsischen Stadt Emden. Die jüngste Tochter soll zum Zeitpunkt des ersten Übergriffs neun Jahre alt gewesen sei, die älteste elf.
Inzwischen leben die Eltern getrennt. Die Frau ist nach Glinde gezogen und neu verheiratet. An zahlreichen Taten soll auch eine weitere Verwandte beteiligt gewesen sein, deren Fall in einem separaten Verfahren verhandelt wird.
Mutter und Verwandte wollten 15 Jahre alte Tochter an Bordell vermitteln
Laut Anklageschrift soll die Mutter die Kinder Hunderte Male geschlagen, dazu teilweise einen Holzhammer und einen Feger genutzt haben. Außerdem soll sie ihren Töchtern Schnittverletzungen an den Unterarmen zugefügt und sie in 181 Fällen gefesselt in einen Keller gesperrt haben. In einem Fall soll die Frau die Mädchen gezwungen haben, mit einer ätzenden Flüssigkeit Steine zu polieren. Gemeinsam mit der 44 Jahre alten Verwandten habe die Glinderin zudem eines der Mädchen mit einem Holzfeger vergewaltigt.
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Auch sollen die Frauen versucht haben, eine Tochter im Alter von 15 Jahren als Prostituierte an ein Bordell in Emden zu vermitteln. Dort sei das Mädchen wegen seines zu jungen Alters jedoch abgelehnt worden. Der jahrelange Missbrauch flog nach Angaben der Gerichtssprecherin erst auf, als eines der inzwischen volljährigen Mädchen sich deutlich später der Polizei anvertraute.
Eltern äußern sich am zweiten Verhandlungstag nicht zu den Vorwürfen
Am ersten Verhandlungstag hatten bereits zwei der drei Töchter ausgesagt. Der Vater hatte die ihm vorgeworfenen beiden Körperverletzungen eingeräumt. Die Mutter äußerte sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit, weil der Verdacht einer psychiatrischen Erkrankung besteht. Zum Inhalt der Einlassung macht das Gericht keine Angaben. Am zweiten Verhandlungstag hätten beide Eltern geschwiegen.
Die Richter versuchen unter anderem herauszufinden, in welchem Maße die Verwandte an den Übergriffen beteiligt war. „Es gibt divergierende Angaben dazu, wer hauptverantwortlich für die Taten gewesen sein soll“, so die Gerichtssprecherin. Außerdem sei es um die Frage gegangen, inwieweit die ältere Halbschwester ebenfalls Opfer von Übergriffen geworden sei.
Ein Sachverständiger soll die Schuldfähigkeit der Mutter beurteilen
Das Landgericht Aurich hat vier weitere Verhandlungstage bis Mitte März anberaumt. Zunächst soll das Verfahren am Donnerstag, 29. Februar, mit der Vernehmung weiterer Zeugen fortgesetzt werden. Später soll auch ein Sachverständiger zu der Frage der Schuldfähigkeit der Mutter gehört werden.