Hamburg. Angeklagter soll zwei bewaffnete Überfälle innerhalb weniger Stunden begangen haben. War das Opfer ein Mann oder eine Frau?

Man war sich einig, so schien es: Sex gegen Geld. Doch plötzlich entwickelte sich ein Geschehen, das die Prostituierte offenbar in Angst und Schrecken versetzte: ein gewaltsamer Übergriff, bei dem eine Schusswaffe auf sie gerichtet wurde. Und schließlich raubte der Freier alles Bargeld, das er finden konnte, darüber hinaus zwei Handys – und machte sich aus dem Staub.

So erzählte es die Sexarbeiterin wenige Minuten nach dem mutmaßlichen Raubüberfall vom 1. Januar vergangenen Jahres einem Polizisten. Und so lauten jetzt auch die Vorwürfe, die Emal F. (Name geändert) auf die Anklagebank im Prozess vor dem Landgericht Hamburg gebracht haben.

Prozess Hamburg: Prostituierte soll mit Schusswaffe bedroht worden sein

Dem 26-Jährigen wird schwerer Raub in zwei Fällen vorgeworfen. Nur zwei Stunden nach dem ersten Übergriff soll der Angeklagte eine zweite Prostituierte bedroht und beraubt haben.

Name, Alter, Geburtsort, Familienstand: Die Miene, mit der Emal F. Angaben zu seiner Person macht, ist zugewandt. Doch bei diesen eher sparsamen Informationen bleibt es von seiner Seite aus am ersten Prozesstag. Eine Einlassung zur Sache werde später erfolgen, teilt der Verteidiger des Angeklagten dem Gericht mit. Ob die Vorwürfe bestritten oder eingeräumt werden sollen, ließ der Anwalt offen.

Prostituierte wurde laut Anklage auf das Bett geschubst und bedroht

Laut Staatsanwaltschaft hat sich der Raubüberfall in den Abendstunden des Neujahrstages vergangenen Jahres zugetragen. Demnach hat sich Emal F. für den Abend mit einer Prostituierten in einer Modellwohnung an der Kieler Straße in Stellingen verabredet. Dort übergab er ihr den Ermittlungen zufolge 150 Euro. Doch dann wurde es laut Anklage brutal: Als die Frau ihren Freier aufforderte, sich auszuziehen, schubste er sie unvermittelt aufs Bett, zog eine Schusswaffe aus seiner Jacke und hielt sie der Prostituierten an den Kopf.

Nun soll er sie aufgefordert haben, sich hinzuknien, und verlangt haben, dass sie Geld herausgibt. Anschließend habe der 26-Jährige die Wohnung durchsucht, insgesamt 2150 Euro Bargeld an sich genommen und zwei Handys geraubt, eins davon intakt, eins kaputt.

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Etwa zwei Stunden später dann der nächste, ähnlich gelagerte Überfall, für den Emal F. verantwortlich sein soll. Hier habe der 26-Jährige mit einer Sexarbeiterin an der Langenhorner Chaussee Dienstleistungen für 150 Euro vereinbart und diese auch in Anspruch genommen. Dann soll er eine schwarze Pistole gezückt, das Opfer aufs Bett geschubst und 800 bis 900 Euro geraubt haben. Bevor er die Modellwohnung verließ, nahm der Freier laut Ermittlungen auch noch ein Handy an sich.

Mann oder Frau? So eindeutig ist das nicht

Ein Polizist bestätigte am ersten Verhandlungstag als Zeuge, dass die Prostituierte ihm die Tat entsprechend der Anklage geschildert habe. Das Opfer habe ja wohl „auch männliche Attribute gehabt“, sagt die Vorsitzende Richterin mit Blick auf die Ermittlungsakten. Das bestätigte der Zeuge. „Aber sie sagte, dass sie sich als Frau sieht.“ Eine Aussage des mutmaßlichen Opfers wird für Ende des Monats erwartet. Für den Prozess sind bislang sechs Hauptverhandlungstage anberaumt.