Steinburg. Unternehmen will acht Windräder bei Eichede aufstellen. Einwohnerversammlung kurzfristig abgesagt. Bürgermeister reagiert verärgert.

Die dänische Momentum-Gruppe möchte östlich des Steinburger Ortsteils Eichede einen Windpark errichten. Zu dem Vorhaben war eigentlich für Mittwoch, 14. Februar, eine Einwohnerversammlung in der Gemeinde geplant, bei welcher Vertreter des Unternehmens die Pläne vorstellen sollten. Doch die fällt nun aus. Der Grund: Die Verantwortlichen bei Momentum haben kurzfristig abgesagt. Steinburgs Bürgermeister Wolfgang Meyer (CDU) reagiert verärgert.

„Es gab eine klare Absprache, insofern hat mich diese Absage sehr überrascht“, formuliert Meyer seinen Unmut. „Eine Einwohnerversammlung ist mit einigem organisatorischen Aufwand verbunden, es gibt viele Formalitäten, die eingehalten werden müssen“, sagt der Bürgermeister und spricht von einer „äußerst unglücklichen Situation“.

Windpark bei Eichede: Investor sagt Einwohnerversammlung kurzfristig ab

Momentum möchte die vorhandenen, 2004 errichteten vier Windräder zwischen Eichede und der lauenburgischen Nachbargemeinde Schiphorst durch moderne, leistungsstärkere Modelle ersetzen. Außerdem will das Unternehmen vier weitere Anlagen aufstellen. Künftig gäbe es dann acht Windräder in Steinburg.

Die neuen Windräder sollen deutlich höher sein als die derzeitigen Modelle, die knapp 100 Meter messen. Ihre Nachfolger würden es laut Bürgermeister Meyer auf eine Nabenhöhe von 150 Metern bringen. Wenn die Rotorblätter senkrecht stehen, wären es rund 200 Meter. Das wäre nicht ganz die Höhe des Hamburger Fernsehturms.

Neues Gesetz bietet Gemeinden mehr Spielraum bei der Planung

Die Fläche für den geplanten Windpark ist in Privatbesitz und liegt in einem Landschaftsschutzgebiet. Sie ist bislang nicht als Vorranggebiet für Windenergieerzeugung ausgewiesen. Dass in Steinburg dennoch über einen neuen Windpark diskutiert wird, hängt mit einer Ausnahmeregelung zusammen, die die Bundesregierung beschlossen hat, um die Energiewende voranzutreiben.

Die sogenannte Gemeindeöffnungsklausel bietet Kommunen die Möglichkeit, Windenergieflächen unter bestimmten Bedingungen auch außerhalb von Vorranggebieten zu planen. Steinburg müsste dafür einen Antrag bei der Landesplanungsbehörde stellen. Grundeigentümer oder Planungsbüros sind nicht antragsberechtigt, sodass Momentum auf die Zustimmung der Steinburger Lokalpolitik angewiesen ist.

In der vergangenen Woche gab es bereits eine Versammlung in Eichede

Bislang hat diese allerdings noch nicht über das Projekt beraten. „Der Investor ist auf uns als Gemeinde zugegangen, im November hat es ein erstes Gespräch gegeben“, sagt Meyer. Noch sei nicht ausgemacht, dass die Windräder gebaut werden. „Die Überlegungen sind in einer frühen Phase“, betont der Gemeindechef.

In Absprache mit dem Unternehmen habe man bewusst entschieden, die Bürger frühzeitig über das Vorhaben zu informieren und einzubeziehen. Geplant waren zwei Einwohnerversammlungen. Eine gab es bereits am vergangenen Mittwoch im Sportlerheim des SV Eichede für die Bewohner dieses Ortsteils. An diesem Mittwoch wollte die Gemeinde die Bürger aus den anderen beiden Ortsteilen, Mollhagen und Sprenge, informieren.

Anwohner befürchten Lärm, optische Beeinträchtigung und „Blinklichter“

Es ist naheliegend, dass der plötzliche Rückzieher der Verantwortlichen bei Momentum die Konsequenz aus den Erfahrungen der ersten Veranstaltung ist. Mehr als 50 Bürger waren vergangenen Mittwoch in das Sportlerheim gekommen, die meisten äußerten sich ablehnend zu dem geplanten Windpark.

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„Kritikpunkte waren natürlich das Aussehen und die weiträumige Sichtbarkeit dieser doch sehr hohen Anlagen“, sagte Meyer nach der Versammlung. Auch habe es Bedenken wegen möglichen, durch die Windräder verursachten Lärms gegeben. Weiteres Thema seien die nächtlichen „Blinklichter“ für die Flugsicherung gewesen, so der Bürgermeister. Die Grundstimmung sei „sehr skeptisch“ gewesen.

Ob es einen Nachholtermin geben wird, ist noch unklar

Momentum teilte auf Anfrage zu den Gründen der kurzfristigen Absage mit, man wolle sich für den zweiten Termin besser vorbereiten, damit man den Bürgern mehr Informationen und auch Visualisierungen des Vorhabens anbieten könne. Das Unternehmen stellt einen neuen Termin „voraussichtlich vor der Sommerpause“ in Aussicht.

Laut Steinburgs Bürgermeister Meyer ist noch vollkommen unklar, ob und wann es einen Nachholtermin gibt. Die Begründung der Verantwortlichen für die Absage kann er nicht nachvollziehen. „Es war erwartbar, dass es bei einer solchen Versammlung Kritik geben würde und nicht alle Bürger das Vorhaben positiv sehen“, sagt er.

Bürgermeister beschreibt Umgangston bei Versammlung als fair und sachlich

Seiner Wahrnehmung nach sei die Versammlung in Eichede „recht fair“ verlaufen, der Umgangston überwiegend sachlich gewesen, so Meyer. „Wenn dann so eine Absage einseitig und ohne Rücksprache erfolgt, bleibt uns nichts anderes übrig, als das zur Kenntnis zu nehmen.“