Ahrensburg. Rotary Club verteilt Erlös der Benefizveranstaltung in Ahrensburg. Was Tafel, Kinderhaus und Frauenhaus mit dem Geld machen wollen.
Der Rotary Club Ahrensburg hat den Überschuss aus seinem Open-Air-Kino im Schlosspark an vier Organisationen gespendet. 17.500 Euro waren bei der dreitägigen Benefizveranstaltung mit dem Titel Kinosommer zusammengekommen. Jeweils 5000 Euro bekommen die Tafel Ahrensburg und das Kinderhaus „Blauer Elefant“ sowie die Aktion Deutschland Hilft für ihr Ukraine-Programm. 2500 Euro erhält das Frauenhaus Stormarn in Ahrensburg.
Für alle Empfänger sind die Spenden in wirtschaftlich schwierigen Zeiten besonders wichtig. Wofür der überraschende Geldsegen genau eingesetzt wird, verrieten sie bei einem Treffen mit den Rotariern im mehr als 430 Jahre alten Schloss.
Kinosommer Ahrensburg: Rotary Club verteilt 17.500 Euro
Tafel Ahrensburg: „Auf der einen Seite ist der Andrang weiterhin so groß, dass wir an drei von fünf Ausgabestellen Aufnahmestopps aussprechen mussten“, sagt der Vereinsvorsitzende Holger Pruß. „Auf der anderen Seite bekommen wir immer weniger Ware.“ Die Supermärkte und Discounter kalkulierten knapper, sodass weniger Lebensmittel übrig blieben. Allein beim Hauptsponsor sei ein Rückgang um 25 Prozent zu verzeichnen.
70 ehrenamtliche Fahrer erledigen Woche für Woche 27 Touren mit sechs Lieferwagen. Mehr als 100 Mitglieder sorgen in den Ausgabestellen für die Verteilung an 1300 Haushalte mit zusammen 3300 Menschen. Daruter sind Flüchtlinge, Arbeitslose und Rentner. Die Standorte in Ahrensburg, Bargteheide und Hamburg-Rahlstedt nehmen aktuell keine neuen Kunden an. In Ammersbek und Großhansdorf sind noch einige Kapazitäten frei. „Der Krieg gegen die Ukraine hat uns an unsere Grenzen gebracht“, so Pruß. Mit dem russischen Angriff vor knapp zwei Jahren sei die Zahl der Kunden wegen der vielen geflüchteten Menschen auf einen Schlag um 30 Prozent gestiegen – bei unverändertem Warenangebot.
Die 5000 Euro vom Rotary Club sollen zur Deckung von laufenden Kosten eingesetzt werden. Das sind unter anderem Miete und Strom, Diesel und Reparaturen für die Fahrzeuge sowie Kleidung für die Helfer.
Das Kinderhaus möchte sein verstimmtes Klavier reparieren
Kinderhaus Ahrensburg: Das 2001 im Stadtteil Gartenholz eröffnete Zentrum für Eltern und Kinder möchte das Geld gezielt in Bildung investieren. „Wir haben derzeit einige musikalisch sehr begabte Kinder, die zwar noch keine Noten lesen können, aber ein unglaubliches Gehör haben“, sagt Nina Gülzau, Leiterin des Kinderhauses Blauer Elefant. Sie könnten schon nach kurzem Hören Melodien auf dem Klavier nachspielen. Doch das Instrument sei völlig verstimmt und die Tastatur defekt. Die Reparatur kann jetzt in Auftrag gegeben und vielleicht auch noch ein Klavierlehrer stundenweise engagiert werden. „Für die Familien wäre der Unterricht finanziell nicht drin“, so Gülzau.
Außerdem braucht die Lernwerkstatt neues Material. Dort betreuen ehrenamtliche Paten besonders lerneifrige Kinder, die über den Unterrichtsstoff hinaus mehr Aufgaben lösen möchten. Schließlich soll noch der Bereich „Frühe Hilfen“ Geld erhalten. Unter anderem betreuen Familienhebammen vom Deutschen Kinderschutzbund (DKSB) Eltern mit unter drei Jahre alten Kindern bis zu ein Jahr lang. Im wöchentlichen Familiencafé kann ebenfalls über alle Fragen gesprochen werden. „So können wir Hilfe schon anbieten, bevor es zu Krisen kommt“, sagte Nina Gülzau.
„Zum großen Teil sind wir staatlich finanziert, doch für alle Extras sind wir auf Spenden angewiesen“, betonte Norbert Muras, Vorstandsmitglied im DKSB Stormarn. 17 spezielle Angebote gebe es wie beispielsweise den BonnieBus: Fachkräfte sind mit dem Beratungsbus kreisweit unterwegs, um Kinder, Jugendliche und Eltern in vertraulichen Gesprächen bei Problemen Lösungen zu zeigen.
Das Frauenhaus investiert die Spende in eine Kameraüberwachung
Frauenhaus Stormarn: Die 15 Plätze in der Ahrensburger Villa waren im Vorjahr nahezu durchgängig komplett belegt. Insgesamt fanden 28 Frauen und 30 Kinder eine Unterkunft in akuten Notsituationen. Im Schnitt blieben sie für 90 Tage. „Um das Grundstück professioneller zu sichern, möchten wir eine Kameraüberwachung installieren“, sagt Mitarbeiterin Elke Mahr. Die 2500 Euro vom Rotary Club ermöglichen die Investition.
Es sei schon vorgekommen, dass sogenannte „Hochrisiko-Männer“ oder andere Familienangehörige auf der Suche nach den Frauen auf dem Grundstück umherstreiften. „In solchen Fällen informieren wir sofort die Polizei, die dann vorbeikommt“, so Mahr. Eine Videoüberwachung könne auch bei der Identifikation helfen.
Die meisten Frauen kämen ohnehin nicht aus Stormarn, da eine größere räumliche Entfernung zum bisherigen Wohnort für Abstand und Sicherheit sorge. Die Homepage frauenhaus-suche.de gibt tagesaktuell Auskunft über alle bundesweiten Aufnahmemöglichkeiten. Im Vorjahr musste das Ahrensburger Haus Anfragen von 128 Frauen mit 141 Kindern abweisen. „Eigentlich bräuchten wir 27 Plätze, doch auch die Personaldecke bei uns Mitarbeiterinnen ist ausgedünnt“, sagt Mahr.
Organisationsteam hofft wieder auf Unterstützung von Sponsoren
Für den Rotary Club hat unterdessen schon die Vorbereitung des nächsten Kinosommers begonnen. „Unser achtköpfiges Organisationsteam trifft sich regelmäßig“, sagt die Vorsitzende Catharina von Hobe. Am letzten Sommerferien-Wochenende sind von Freitag, 30. August, bis Sonntag, 1. September, wieder 40 Mitglieder fast rund um die Uhr im Einsatz, um einen reibungslosen Ablauf des Kinofestivals zu gewährleisten. Sie kontrollieren Eintrittskarten, verkaufen Getränke, Snacks und Eis, kümmern sich um die Technik. Hinzu kommen Auf- und Abbau.
- Stormarns Kinderschützer bekommen neuen Geschäftsführer
- Tafel Ahrensburg versorgt mehr als 3300 Bedürftige
- Ahrensburger Frauenhaus fordert Erweiterung
Mehr als 3000 Besucher waren im Vorjahr bei der Veranstaltung dabei, die es seit 2008 gibt. Genau 268 Kinder bis zur Größe von 1,20 Meter hatten freien Eintritt. Für sie übernimmt der Club stets die Gebühren an die Filmverleiher.
„Ohne unsere mehr als 25 Sponsoren würde ein so großes Ereignis überhaupt nicht funktionieren“, sagt der Rotary-Finanzverantwortliche Martin Zieger. Die Eintrittsgelder reichten nicht einmal aus, um die Miete für die 20 Quadratmeter große LED-Leinwand zu decken. Die ist für Ende August bereits reserviert, ebenso wie der Getränkewagen.
Wallace-Krimi „Der grüne Bogenschütze“ wurde im Schloss gedreht
Im Vorjahr unterstützte erstmals auch die Stadt Ahrensburg den Kinosommer. „Zu den Aufgaben gehört ja auch, dass in der Innenstadt etwas passiert“, sagte Citymanager Christian Behrendt. Besonders freute die Rotarier, dass auch Bürgermeister Eckart Boege auf der Schlossinsel vorbeischaute.
Dort war erstmals auch Jörg Griebel, Serviceleiter beim Autohaus Petschallies. „Das war ein tolles Erlebnis“, sagte er. „Wir helfen gern bei sozialen Projekten in der Region.“ Diese Meinung bestätigte Anneleen Albrecht, Privatkundenberaterin bei der Sparkasse Holstein. „Es ist eindrucksvoll, wie viel Engagement von allen Seiten hineingesteckt wird.“
Welche Filme beim 17. Kinosommer im Schlosspark laufen, entscheiden die Organisatoren in den nächsten Monaten. Traditionell ist am Freitagabend „Der grüne Bogenschütze“ zu sehen. Der Edgar-Wallace-Krimi wurde im Dezember 1960 am und im Ahrensburger Schloss gedreht.
Infos zum Programm und für Sponsoren: kinosommer-ahrensburg.de