Barsbüttel. Thomas Schreitmüller strebt in Barsbüttel vierte Amtszeit an. Zweimal hatte er keine Gegenkandidaten. Das könnte sich jetzt ändern.

Thomas Schreitmüller hat sich entschieden. Der 56 Jahre alte Bürgermeister strebt in Barsbüttel seine vierte Amtszeit an. Die Wahl ist am Sonntag, 9. Juni. Letzte Zweifel daran, dass er wieder kandidiert, sind weggewischt nach Gesprächen mit der Politik. Voraussetzung war für ihn nämlich eine breite Unterstützung. Die hatte ihm zuerst die CDU garantiert. Die Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB) sowie die Grünen haben jetzt binnen einer Woche nachgezogen. Mit der SPD trifft sich der Rathauschef am 19. Februar. Bei dem Votum der Bürger in vier Monaten könnte es spannender werden als bei den Abstimmungen 2012 und 2018. Beide Male gab es keine Kontrahenten. Jetzt haben sich zwei Personen Vordrucke für eine Bewerbung zusenden lassen.

„Ich wäre enttäuscht gewesen über fehlenden Rückhalt aus der Politik, hätte in diesem Fall die Konsequenzen gezogen“, sagt Schreitmüller, der seit Januar 2007 an der Spitze der Verwaltung steht. Derzeit verdienen 233 Menschen ihr Geld bei der Gemeinde, dazu gehört auch Personal in den Kindertagesstätten. „Das attraktive Angebot in diesem Bereich und an Schulen aufrechtzuerhalten sowie die Finanzsituation in den Griff zu bekommen, sind die größten Aufgaben in den kommenden Jahren“, so der Bürgermeister-Dino. Barsbüttel hat mehr als 23 Millionen Euro Schulden und muss weitere Kredite aufnehmen für neue Feuerwehrwachen, die Schwimmhallensanierung und den Ausbau von Lehranstalten.

Schreitmüller ist Landesvorsitzender des Schleswig-Holsteinischen Gemeindetags

„In der derzeit schwierigen Haushaltsphase, in der viele Investitionen anstehen, kommt es mehr denn je auf verwaltungsseitigen Sachverstand an“, sagt Grünen-Fraktionschefin Angela Tsagkalidis. Schreitmüller stehe für ein hohes Maß an Erfahrung und eine offene, vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit. Auch der BfB-Fraktionsvorsitzende Rainer Eickenrodt lobt den Amtsinhaber: „Dass er den Job kann, hat er bewiesen. Wir haben ihn bei den Wahlen immer unterstützt. Auch diesmal wurde das einstimmig beschlossen.“ Sein Pendant von der CDU, Henri Schmidt, klingt ähnlich: „In unserer Situation erfordert es einen Verwaltungsprofi. Das ist er zweifelsohne.“ Der Christdemokrat nennt in diesem Zusammenhang Schreitmüllers Funktion als Landesvorsitzender des Schleswig-Holsteinischen Gemeindetags (SHGT). Dieses Amt übt er seit 2016 aus, vertritt dabei mehr als 1040 Kommunen, 83 Ämter und über 50 Zweckverbände.

Die Sozialdemokraten lassen sich noch nicht in die Karten schauen zwecks Unterstützung. Fraktionschef Hermann Hanser sagt mit Blick auf das Treffen mit Schreitmüller: „Wir werden mit ihm über Dinge sprechen, die uns wichtig sind. Wir erwarten von einem Bürgermeister, dass er künftig noch klarer seine Meinung vertritt und die Probleme der Gemeinde aktiver angeht als bisher.“ Einen eigenen Kandidaten werde die SPD nicht aufstellen. Siemer Rosenwinkel, einziger Gemeindevertreter der FDP, will derzeit keine Empfehlung aussprechen. Er warte noch ab, ob es Alternativen gebe.

Rund 10.500 Barsbütteler sind diesmal wahlberechtigt

Schreitmüller ist fest verwurzelt in Stormarn. Er wuchs in Ahrensburg auf und machte nach der Realschule eine Verwaltungslehre in Großhansdorf. In der Waldgemeinde baute er die Umweltabteilung auf, wurde Leiter des Bauamts und im Mai 2000 Bürgermeister in Tangstedt. Dort sorgte er unter anderem für den Bau eines Nahversorgungszentrums, musste sich aber umorientieren, weil die Gemeinde im Zuge einer Verwaltungsreform seit 2008 keinen hauptamtlichen Bürgermeister mehr benötigt. So kam Schreitmüller nach Barsbüttel. 2006 setzte er sich gegen drei Kandidaten durch, in der Stichwahl hatte Vorgänger Arno Kowalski das Nachsehen.

Die beiden folgenden Abstimmungen waren ein Selbstgänger. Erst 90,8 und schließlich 92,8 Prozent der Stimmen entfielen auf den Amtsinhaber. Das sagt einiges aus über die Beliebheit des Bürgermeisters, unabhängig davon, dass es keiner mit ihm aufnehmen wollte. Diesmal haben die rund 10.500 Wahlberechtigten womöglich andere personelle Optionen. Matthias Naterski, Inhaber einer Immobilienfirma mit Sitz am Soltausredder, ist aus der CDU ausgetreten und liebäugelt mit einer Kandidatur als parteiloser Einzelbewerber. Gleiches gilt für Nico Lemke, der in Barsbüttel aufgewachsen ist und inzwischen in Mecklenburg-Vorpommern lebt. Er war auch Gast beim Neujahrsempfang.

Einzelbewerber müssen 115 Unterschriften sammeln zwecks Zulassung

Die beiden haben noch Zeit, die Dokumente im Rathaus einzureichen. Die Abgabefrist endet am 15. April um 18 Uhr. Eine Ausbildung in der Verwaltung ist keine Voraussetzung, um die Position des Bürgermeisters zu übernehmen. Sechs Jahre dauert eine Amtsperiode. Bewerber, die nicht von einer Partei ins Rennen geschickt werden, müssen 115 Unterschriften von wahlberechtigten Barsbüttelern sammeln, um zugelassen zu werden für die Wahl.

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Schreitmüller hofft indes, dass seine Sympathiewerte in der Bevölkerung nicht zurückgegangen sind wegen des geplanten vorzeitigen Abgangs nach Ahrensburg. Der Parteilose war von der CDU nominiert worden und ging im Oktober 2021 als Favorit in die Stichwahl mit SPD-Kandidat Eckart Boege um den Posten des Verwaltungschefs. Jener kam auf 6409 Stimmen, 5979 Bürger votierten für Schreitmüller. Die bittere Niederlage hat er abgehakt: „Ich habe große Lust auf die Aufgabe in Barsbüttel, bin mit dem Herzen dabei. Das ist nicht nur so dahergesagt.“

Dass ihm der Wechselwunsch nicht zum Nachteil ausgelegt wird in der öffentlichen Wahrnehmung, dafür will Grünen-Chefin Tsagkalidis trommeln. Sie sagt: „Ich hätte Herrn Schreitmüller den Sieg in Ahrensburg gegönnt, das wäre mit einem Aufstieg verbunden gewesen. Wir als Politik müssen kommunizieren, dass eine angestrebte berufliche Veränderung wie in diesem Fall total verständlich ist. Unser Bürgermeister hat sich in Ahrensburg beworben, obwohl er auch hier glücklich war.“