Ahrensburg. Auf Tour mit den Ahrensburger Bürgermeisterkandidaten. Heute: Thomas Schreitmüller, der zurück in seine Heimat gezogen ist.

Es sind Wege in die Vergangenheit und womöglich in die berufliche Zukunft: Stadtspaziergang mit Thomas Schreitmüller, der Bürgermeister in Ahrensburg werden möchte und dieses Amt derzeit in Barsbüttel ausübt. Der 53-Jährige ist in der Schlossstadt aufgewachsen, wohnt seit einigen Monaten auch wieder hier. Er zeigt uns Orte seiner Kindheit und Jugend sowie jene, mit denen er sich intensiv beschäftigen würde als Verwaltungschef. Bei der Wahl am 26. September hat der parteilose Bewerber, der von der CDU unterstützt wird, zwei Konkurrenten: Die Grünen schicken ihren langjährigen Stadtverordneten Christian Schubbert ins Rennen, die SPD setzt auf ihren Ortsvorsitzenden Eckart Boege.

Zufälliges Treffen mit Gaute Kutzke am Rondeel in der City: Die beiden haben früher in einer Mannschaft Fußball gespielt.
Zufälliges Treffen mit Gaute Kutzke am Rondeel in der City: Die beiden haben früher in einer Mannschaft Fußball gespielt. © René Soukup

Zum Treffpunkt kommt Schreitmüller mit dem Rad und in legerer Kleidung: blaue Joggingschuhe, in der gleichen Farbe Stoffhose, Polo-Shirt und die Sommerjacke. Es geht zum Rathausplatz, wo Dutzende Autos geparkt sind. Pkw-Abstellmöglichkeiten sollen hier seiner Meinung nach unbedingt erhalten bleiben, wobei er Veränderungen anstrebt: „Ich würde das Gespräch mit der Denkmalschutzbehörde suchen und eruieren, wie der Platz optisch aufgewertet werden kann mit Begrünung.“ Die angedachte Tiefgarage für 251 Autos und zehn Motorräder auf dem Stormarnplatz wird wohl doch nicht umgesetzt. CDU, Grüne und Wählergemeinschaft WAB, bislang Verfechter des Großprojekts, haben einen Kurswechsel vollzogen. Es wurde ein Planungsstopp beschlossen. Der urbane Stadtpark auf einem Teil des Areals soll trotzdem entstehen. Das ist ganz nach Schreitmüllers Geschmack. Er findet ohnehin, dass es in der City zu wenig Grün gibt.

Eine autofreie Innenstadt hält der Bürgermeisterkandidat für unrealistisch. „Wir brauchen auch Kundschaft aus Reinbek und Reinfeld. Und die kommt mit dem eigenen Pkw.“ Das Zentrum mit den kleinen inhabergeführten Geschäften ist ihm wichtig. Viele Läden bereitet die Internet-Konkurrenz durch zum Beispiel Amazon Sorgen. Schreitmüller plant einen runden Tisch mit Unternehmern und Grundeignern zwecks Steigerung der Attraktivität. „Einkaufen muss ein Erlebnis bleiben“, sagt er.

Auf dem Weg zum Rondeel grüßen ihn immer wieder Menschen. Dort angekommen, erblickt Schreitmüller Gaute Kutzke. Die beiden haben früher in einem Team Fußball gespielt. Der Bürgermeisterkandidat ist noch immer aktiv: beim SSC Hagen in der Seniorenmannschaft Ü 50 – auf einem Kleinfeld, Sieben gegen Sieben. Früher hat Schreitmüller im Mittelfeld oder als Verteidiger bei den Ersten Herren gespielt, es bis zur Bezirksliga gebracht. „Er war körperlich fit und zweikampfstark“, lobt Kutzke.

Es soll ausreichend Plätze für Kinderbetreuung geben

Zeit für mehr Hobbys hat Schreitmüller nicht. Die Tätigkeit in Barsbüttel erfordert viel Einsatz, zudem muss er in Ahrensburg für sich trommeln, Das fing schon vor Wochen mir dem Aufhängen von Wahlplakaten an. 500 Stück wurden gefertigt, 2800 Euro hat er aus eigener Tasche bezahlt. Sein Slogan heißt „Da ist mehr drin … für Ahrensburg“. Der Kandidat möchte, dass die Verwaltung digital und bürgerfreundlich ist. Er verspricht, sich für nachhaltige Stadtentwicklung einzusetzen, nennt als Beispiel Streuobstwiesen als Ausgleichsflächen für Neubauten. „Ein Leuchtturmprojekt könnte ein Haus der Bildung sein mit Bücherei, Volkshochschule sowie einer kleinen Bühne mit Leinwand und 50 Plätzen“, sagt Schreitmüller.

Thomas Schreitmüller mit Abendblatt-Redakteur René Soukup auf dem Rathausplatz.
Thomas Schreitmüller mit Abendblatt-Redakteur René Soukup auf dem Rathausplatz. © HA | Filip Schwen

Doch damit nicht genug. „Ich will gut ausgestattete Schulen und ausreichend Plätze in der Kinderbetreuung.“ Bei Letzterem hakt es gewaltig in Ahrensburg. Barsbüttel hingegen ist glänzend aufgestellt. Und das kommt nicht von ungefähr. „Wir machen jedes Jahr einen Kindertagesstättenentwicklungsplan“, sagt Schreitmüller. Bedarfe werden stetig ermittelt, damit die Politik rechtzeitig die Weichen stellen kann und den Bau neuer Kitas oder Erweiterungen beschließt.

Seine erste Amtshandlung als Rathauschef wäre das Erstellen einer Prioritätenliste mit Dingen, die von der Politik beschlossen und noch nicht umgesetzt wurden. Dazu zählt auch der Badlantic-Neubau. „Der Investitionsstau muss abgebaut werden“, sagt Schreitmüller, der mit seiner Lebensgefährtin und deren Jungen (elf und 14 Jahre) im November von Wentorf in die Schlossstadt gezogen ist. Die Familie hat ein Haus gemietet.

Er ist jetzt wieder in der Nähe seines Vaters, der als Handwerker Geld verdient hat. Die Mutter war Hausfrau, kümmerte sich um drei Kinder – die klassische Aufteilung zu jener Zeit. Schon als kleiner Steppke kickt er beim SSC, tritt dem Verein 1975 bei. Es gibt keine Umkleiden, die Jungs ziehen sich im Knick um. Er besucht die Grundschule am Hagen, danach die Heimgartenschule, war nach eigenen Aussagen mittelmäßig und schafft die mittlere Reife. Der Berufswunsch? „Irgendetwas im Büro.“ Klingt nicht wirklich nach einem ausgefeilten Plan. Schreitmüller schreibt sieben Bewerbungen, macht eine Verwaltungslehre in Großhansdorf. 1991 der Aufstieg zum Bauamtsleiter, im Mai 2000 übernimmt er das Bürgermeisteramt in Tangstedt. „Es war ein entspanntes Arbeiten, die Uhren tickten da noch langsamer“, sagt er im Rückblick. Seine erste Ansprache als Verwaltungschef war beim Mai-Singen.

Im Zuge einer Verwaltungsreform braucht die Gemeinde keinen hauptamtlichen Bürgermeister mehr. Schreitmüller tritt in Barsbüttel an, gelockt von der CDU. Dort ist er seit mehr als 14 Jahren unangefochten und in seiner dritten Amtszeit. Bei den vergangenen zwei Wahlen gibt es keinen Gegenkandidaten. In der Südkommune ist er der Konkurrenzlos-Bürgermeister. Der Austritt aus der CDU 2015 nach einem Streit um die Rathaus-Sanierung hat ihm nicht geschadet. „Ich weiß schon, was ich an Barsbüttel habe. Es ist ja keine Flucht“, sagt Schreitmüller. In seinem Alter gibt es wohl nicht mehr viele Chancen, eine bessere Position zu erlangen. Schreitmüller meint, in Ahrensburg müsse er noch strategischer arbeiten als jetzt.

In Stormarns größter Stadt entscheiden CDU und Grüne viel gemeinsam. Wie will er sich da im Wahlkampf von Christian Schubbert absetzen? Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Ich bin vom Fach und seit 21 Jahren Bürgermeister, er ist ein Politiker.“ Mehr Ausführungen dazu bedürfe es nicht.

Seit Februar gehört Labrador Luna zur Familie

An der Heimgartenschule hat der Bürgermeisterkandidat mittlere Reife gemacht.
An der Heimgartenschule hat der Bürgermeisterkandidat mittlere Reife gemacht. © René Soukup | René Soukup

Viel zu erzählen hat Schreitmüller hingegen beim Gang durch den Hagener Forst. Wir queren auf dem Weg dorthin die Brücke über die Bahnschienen. Diese ist er als Kind mit seinen Fußballfreunden immer wieder hoch- und runtergelaufen. Ein hartes Training. Weiter geht es zur Burg Arnesvelde, einer seiner Lieblingsorte. Schreitmüller und seine Lebensgefährtin gehen hier oft spazieren, ebenso im Beimoorwald sowie rund um den Bredenbeker Teich. Inzwischen mit Labrador Luna. Die Hündin gehört seit Februar zur Familie. All diese Plätze würde Schreitmüller Gästen von außerhalb bei einer Sightseeingtour zeigen – neben dem Schloss und der Innenstadt. Ahrensburg ist für ihn Heimat, hier fühlt er sich wohl. Das wird deutlich, wenn der Verwaltungsexperte über seine Jugend und die Rückkehr spricht.

Angebote von Parteien, für sie als Bürgermeisterkandidat in anderen Kommunen an den Start zu gehen, hat er in seiner Zeit als Barsbütteler Rathauschef stets abgelehnt. Sollte es in Ahrensburg nicht klappen, bleibt er auf seinem aktuellen Posten. Inzwischen hat es stark angefangen zu regnen. Schreitmüller eilt die Treppe vom Wanderweg über die Bahnschienen hinauf. Jetzt will er auch beruflich den nächsten und letzten Schritt machen. Es wäre das I-Tüpfelchen auf seiner Verwaltungskarriere.