Polizei in Elmshorn nahm den Barsbütteler Verwaltungschef fest. Er verbrachte eine Nacht in der Zelle. Seine Frau habe ihn angezeigt, so die Ermittler.
Das Polizeirevier in Elmshorn, ein rotes Backsteingebäude an der Moltkestraße am Rande der Innenstadt. Hier hat Arno Kowalski, Barsbüttels noch bis Januar amtierender Bürgermeister, die Nacht zu Mittwoch in der Zelle vebracht - festgenommen wegen des dringenden Tatverdachts der Vergewaltigung. Nach Angaben der Polizei in Elmshorn sind die Beamten am Dienstag in die Wohnung seiner Ehefrau Ute gerufen worden, woraufhin sie den Bürgermeister mit zur Wache nahmen. Mittlerweile ist der 42-Jährige wieder auf freiem Fuß. Die Staatsanwaltschaft Itzehoe verzichtete darauf, einen Haftbefehl zu beantragen, da keine Fluchtgefahr bestehe. Der Beschuldigte verfüge über einen festen Wohnsitz. Der liegt allerdings nicht mehr in Barsbüttel, dort hat sich der vor knapp zwei Wochen abgewählte Bürgermeister abgemeldet. Er konnte der Polizei aber glaubhaft machen, künftig wieder bei seiner Mutter in Bad Orb bei Offenbach zu wohnen.
Ute Kowalski, die Kowalski erst im August geheiratet hatte, arbeitet in Elmshorn als selbstständige Gartengestalterin und besitzt eine Doppelhaushälfte. Hierhin hat sich Kowalski nach Angaben der Staatsanwaltschaft zurückgezogen, nachdem er die Stichwahl um das Bürgermeisteramt verloren hatte. Wie das Abendblatt berichtete, ermittelt auch die Polizei in Glinde gegen Kowalski, nachdem seine Frau zu Protokoll gegeben hatte, er habe sie mehrfach verprügelt.
Was sich im Haus von Ute Kowalski am Dienstagmittag zwischen den Eheleuten abspielte, versucht derzeit die Kriminalpolizei herauszufinden. Fakt ist: Die Staatsanwaltschaft hat gegen Kowalski ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Vergewaltigung eingeleitet (Aktenzeichen AZ 315 JS 29552/06). "Wir gehen von einem dringenden Tatverdacht aus", bestätigt Friedrich Wieduwilt, Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Itzehoe.
Demnach soll die Ehefrau die Polizei gerufen und Anzeige gegen Kowalski erstattet haben. Die Beamten nahmen den amtierenden Bürgermeister mit zur Wache, wo er vernommen wurde. "Er hat sich zur Sache geäußert, stellt das Tatgeschehen jedoch in einer Weise dar, die nicht als umfassendes Geständnis zu werten ist", so Wieduwilt weiter. Nach Abendblatt-Informationen soll Kowalski einen "sexuellen Kontakt der groberen Art" eingeräumt haben, dieser sei jedoch in gegenseitigem Einvernehmen erfolgt. Die Staatsanwaltschaft will in Kürze das Opfer richterlich vernehmen lassen. Ute Kowalski wollte sich gestern gegenüber dem Abendblatt nicht zu dem Vorfall äußern, ihr Mann war nicht erreichbar.
Unterdessen hat die Nachricht von Kowalskis Festnahme die Politiker in Barsbüttel schockiert. "Ich bin zutiefst betroffen", sagte Holger Rump (CDU), der Bürgervorsteher der Gemeinde. "Das wäre das abscheulichste Verbrechen, das ich mir vorstellen kann. Ich kann es kaum glauben."
Stormarns Landrat Klaus Plöger, der in Barsbüttel wohnt, sagte: "Ich bin einfach nur erschüttert." Margarete Hoffmann von der Wählergemeinschaft BKA sagte: "Der Mann gehört dringend in eine Therapie." Hermann Hanser, der SPD-Fraktionsvorsitzende in der Gemeindevertretung, fand: "Herr Kowalski ist unberechenbar - und offenbar gefährlich."
Arno Kowalski war seit 2000 Barsbütteler Bürgermeister und von Beginn an wegen seiner Amtsführung umstritten. Ein Abwahlverfahren gegen ihn scheiterte allerdings - die Mehrheit der Barsbütteler bestätigte ihn im Amt. Nicht nur seine Ehefrau hatte ihn bezichtigt, sie mehrfach geschlagen zu haben. Auch eine Exfreundin bestätigte dem Abendblatt, dass sie von ihm verprügelt worden sei. Kowalski ist seit seiner Wahlniederlage krankgeschrieben. Da er noch Resturlaub hat, wird er bis zum Ende seiner Amtszeit am 13. Januar wohl nicht mehr im Rathaus erscheinen.