Siek. Eineinhalb Jahre nach Ende der Sanierung ist die Hauptstraße erneut gesperrt. Wasserleitung beschädigt. Kran muss Spülfahrzeug bergen.

Es ist gerade erst gut eineinhalb Jahre her, dass auf der Hauptstraße in Siek nach elf Monaten Sperrung endlich wieder freie Fahrt herrschte. Neun Monate länger als geplant hatte die Sanierung des 1,4 Kilometer langen Teilstücks zwischen dem Kreisverkehr Am Bürgerpark und der Einmündung in die Alte Landstraße gedauert. Es hatte sich herausgestellt, dass eine Trinkwasserleitung auf einem 250 Meter langen Abschnitt erneuert werden muss.

Mehrfach verzögerte sich deshalb der Abschluss der Arbeiten. Umso größer war die Erleichterung in dem 2500-Einwohner-Ort, als die Zeit der Umleitungen im Mai 2022 endlich endete. Doch nun ist es mit der freien Fahrt auf der Hauptstraße schon wieder vorbei. Jetzt ist die Hauptverkehrsroute erneut gesperrt. Der Grund: Ein Wasserrohrbruch.

Hauptstraße in Siek muss nach Wasserrohrbruch wohl wochenlang gesperrt werden

„Einem Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr ist aufgefallen, dass im Kirchenweg mehrere Steine im Kopfsteinpflaster fehlen“, sagt Sieks Bürgermeister Andreas Bitzer (CDU). Mehr noch: „Beim genaueren Hinsehen war erkennbar, dass es unter der Lücke im Pflaster ziemlich tief nach unten geht.“

Schnell sei die Vermutung aufgekommen, dass die Straße unterspült worden sein könnte. Der Feuerwehrkamerad habe umgehend die Amtsverwaltung informiert, die ihren Sitz gleich gegenüber hat. Diese wiederum habe Hamburg Wasser eingeschaltet, den zuständigen Versorger.

Hamburg Wasser stellt Beschädigung an Schmutzwasserleitung fest

„Da nicht auszuschließen ist, dass auch Teile der Hauptstraße unterspült worden sind, wurde aus Sicherheitsgründen vorsorglich der gesamte Kreuzungsbereich mit dem Kirchenweg und dem Hoisdorfer Weg gesperrt“, sagt Bitzer. Für Autofahrer bedeutet das erneut weite Umwege. „Bis zur Amtsverwaltung ist die Hauptstraße frei, allerdings können einige Bürger ihre Grundstücke derzeit nicht auf dem gewöhnlichen Weg erreichen“, so der Bürgermeister.

Das Kopfsteinpflaster des Kirchenwegs war unter dem Gewicht des Spezialfahrzeugs zusammengesackt.
Das Kopfsteinpflaster des Kirchenwegs war unter dem Gewicht des Spezialfahrzeugs zusammengesackt. © HA | Julian geisler

Seit Donnerstag sind die Experten von Hamburg Wasser vor Ort, um den Schaden zu begutachten. Laut einer Sprecherin seien Beschädigungen an einer Schmutzwasserleitung aus dem Jahr 1978 festgestellt worden, die unter dem Kirchenweg verläuft. Zuvor waren Mitarbeiter des Unternehmens in Siek und hatten die Leitung mit einer sogenannten Farbwasserprobe auf Lecks getestet.

Bei einer ersten Überprüfung war der Schaden nicht entdeckt worden

Dabei wird farbiges Pulver in das Wasser gegeben. Tritt das gefärbte Wasser irgendwo aus, deutet das auf eine undichte Stelle hin. „Aus unbekannten Gründen war die Probe zunächst negativ, sodass wir davon ausgegangen sind, dass der Schaden nicht an der Schmutzwasserleitung, sondern an der Niederschlagsentwässerung zu finden ist“, so die Sprecherin.

Für diese ist das Amt Siek zuständig. Doch diese Annahme habe sich nach Untersuchungen des Bauhofs an der Regenwasserleitung als Irrtum herausgestellt. Deshalb rückten die Experten von Hamburg Wasser erneut an, um die Schmutzwasserleitung noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Spülfahrzeug bricht auf dem unterspülten Kirchenweg ein und bleibt stecken

Diesmal setzten die Spezialisten eine Kamerasonde ein, ein sogenanntes Kanalfernauge – und wurden fündig. Das genaue Ausmaß des Lecks sei allerdings noch unklar. „Die Schadenserfassung ist noch nicht abgeschlossen“, so die Unternehmenssprecherin. Das beschädigte Rohr sei zunächst stillgelegt worden. Für die etwa eine Handvoll Haushalte, die daran angebunden seien, sei oberirdisch eine provisorische Ersatzleitung gelegt worden. „Die Entwässerung ist weiterhin sichergestellt“, so die Sprecherin.

Mehr aus Stormarn

Die Arbeiten an der Schadstelle waren am Donnerstag gerade angelaufen, da gab es ein weiteres Unglück: Das Kopfsteinpflaster des unterspülten Kirchenwegs gab nach und ein Spülfahrzeug, welches die Experten herangezogen hatten, um die beschädigte Leitung zur weiteren Untersuchung zu reinigen, brach ein und blieb mit zwei Rädern stecken.

Die Hauptstraße ist derzeit an der Kreuzung direkt an der Amtsverwaltung gesperrt.
Die Hauptstraße ist derzeit an der Kreuzung direkt an der Amtsverwaltung gesperrt. © HA | Filip Schwen

Autokran muss tonnenschweres Fahrzeug aus der misslichen Lage befreien

Ein Autokran musste anrücken, um das tonnenschwere Fahrzeug zu befreien. „Das Großgerät wurde nach bisherigen Erkenntnissen nur leicht beschädigt, aber wir haben uns dennoch entschieden, es sicherheitshalber abzuschleppen“, so die Sprecherin von Hamburg Wasser.

Wie weiträumig die Unterspülung und wie groß der Schaden ist, sei noch nicht abschließend geklärt. „Die betroffene Leitung liegt in rund vier Metern Tiefe, das macht die Untersuchungen sehr herausfordernd“, sagt die Sprecherin. Fest stehe, dass im Kirchenweg eine Baugrube eingerichtet und ein Teilstück des Rohrs ausgetauscht werden müsse. „Zudem werden wir auch die restliche Leitung weiträumig untersuchen, um sicherzugehen, dass es keine weiteren Schadstellen gibt“, sagt sie.

Sieks Bürgermeister rechnet mit mehrwöchiger Sperrung der Hauptstraße

Wie es zu dem Rohrbruch kommen konnte, ist unklar. Frostschäden schließt Hamburg Wasser aus. Dafür liege die Leitung zu tief. Wahrscheinlicher seien Materialschäden. „Korrosion kann mit der Zeit dafür sorgen, dass das Material angegriffen wird“, so die Sprecherin. In Abwasserleitungen bildeten sich Gase, im Zusammenspiel mit Sauerstoff könne Schwefelsäure entstehen, die den Rohren zusetze. Der finanzielle Schaden steht noch nicht fest. Die Reparaturkosten muss Hamburg Wasser tragen.

Das Unternehmen kündigt an, die notwendigen Arbeiten schnellstmöglich abschließen zu wollen. Einen Zeitplan kann Hamburg Wasser mit Verweis auf die noch laufenden Untersuchungen aber nicht nennen. Sieks Bürgermeister geht davon aus, dass sich Autofahrer und Anlieger auf eine mehrwöchige Sperrung der Hauptstraße einstellen müssen. „Davon wird auch der Linienbusverkehr betroffen sein“, sagt Bitzer.

Dennoch, so der Bürgermeister mit Blick auf das eingebrochene Pumpfahrzeug, habe die Gemeinde Glück im Unglück gehabt: „Wäre der Schaden nicht entdeckt worden, hätte weitaus Schlimmeres passieren können.“