Trittau. Umwidmung für Teilbereich der L93 vom Tisch. Verwaltung soll über Nutzung oder Erwerb weiterer Flächen mit Anwohnern verhandeln.
Wie geht es mit der Umsetzung des Radverkehrskonzeptes in Trittau voran? Zu langsam, so der einhellige Tenor der Politiker im jüngsten Bau- und Umweltausschuss. Der Sitzung war ein gemeinsamer Antrag aller vier Fraktionen vorausgegangen, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Konkret ging es um den Abschnitt der Bahnhofstraße und Kirchenstraße, der zwischen den Einmündungen zur Großenseer Straße und Zum Riden liegt. Grundlage für die Diskussion bildete eine von der Gemeinde in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2021 zum Ausbau der L93 in diesem Bereich.
Bei Landesstraßen wie Kirchen- und Bahnhofstraße muss das Land Schleswig-Holstein für eventuelle Sanierungskosten aufkommen. Die dürften bei den immensen Fahrbahnschäden, die dort nach der frostigen Wetterlage zutage getreten sind – im Ausschuss war von bis zu einem Meter großen und bis zu 20 Zentimeter tiefen Schlaglöchern die Rede –, erheblich sein. Der Ausschussvorsitzende Jens Hoffmann (CDU) nahm dies zum Anlass, um die Umwidmung von Straßen zur Sprache zu bringen. Auf Betreiben der Gemeinde hatte der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) eine Rückstufung der Ortsdurchfahrt zur Gemeindestraße geprüft und ein weitreichendes Umstufungskonzept entwickelt.
Ausbau von Kirchen- und Poststraße: Es gibt mehrere Varianten
Als die Pläne im Oktober 2022 im Planungsausschuss vorgestellt wurden, sprach sich Bürgermeister Oliver Mesch für die Umwidmung aus. „Das ist eine Riesenchance für die Gemeinde, weil wir damit Herr im eigenen Haus werden“, so der Verwaltungschef. Dadurch würde die Einrichtung einer 30er-Zone im Zentrum und mehr Freiheit bei der Gestaltung des Zentrums ermöglicht. Doch die Politiker konnten sich nicht über das weitere Vorgehen einigen. Seitdem liegt das Vorhaben auf Eis. Hoffmann erläutert den Stillstand so: „Das Land hat erwartet, dass es von der Gemeinde einen Grundsatzbeschluss gibt.“ Bürgermeister Mesch bestätigt das: „Das Verfahren sieht vor, dass die Gemeinde grundsätzlich ihren Willen bekunden muss, damit das Land ein Gutachten zum Zustand der Straßen in Auftrag geben kann.“
Solange die Politik zu keiner Entscheidung in der Sache gekommen ist, gehen auch die Planungen für die Kirchen- und Bahnhofstraße nicht weiter. In seiner Machbarkeitsstudie hatte das zuständige Planungsbüro Waack + Dähn vier mögliche Varianten der Straßenführung erarbeitet. Zwei davon sehen entweder rot markierte Radfahrstreifen und Gehwege auf beiden Seiten vor oder beidseitig voneinander getrennte Geh- und Radwege. Doch deren Umsetzung ist aufgrund der bereits bestehenden Bebauung nicht möglich. Nach den Vorgaben des LBV muss allein die Fahrbahnbreite mindestens 6,50 Meter betragen, damit entgegenkommende Busse und Lkw problemlos aneinander vorbeifahren können. Das ist in weiten Teilen der Strecke nicht der Fall, dort beträgt die Breite lediglich 5,50 Meter. Selbst wenn man beide Fahrspuren durch eine Einbahnspur ersetzt, würde der Platz immer noch nicht ausreichen. Bleiben also nur zwei Varianten übrig: ein kombinierter Fuß- und Radweg oder ein kleiner Schutzstreifen von 1,25 Metern auf der Fahrbahn und ein separater Gehweg.
Kirchen- und Poststraße aus Umwidmungskonzept herausgenommen
„Dass es die Verwaltung innerhalb eines Jahres nicht geschafft hat, die Gespräche zum erforderlichen Grunderwerb zu führen, hat die Ausschussmitglieder geärgert“, sagt Jens Hoffmann. „Der Umwidmungsbeschluss musste erst abgewartet werden“, begründet Oliver Mesch das Vorgehen. „Jetzt, wo wir endlich den Beschluss haben, können wir auch gleich loslegen“, kündigt er an. Mit sechs zu einer Stimme sprachen sich die Ausschussmitglieder dafür aus, dass Kirchen- und Bahnhofstraße aus dem Tauschkonzept herausgenommen und 25.000 Euro für die weitere Planung bereitgestellt werden sollen.
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Bei der Poststraße halten sich die Politiker hingegen noch alle Möglichkeiten offen. Einigkeit besteht hinsichtlich einer Verbreiterung der Fahrbahn. Denn wenn sich Lkw oder Busse auf der schmalen Straße begegnen, muss einer zumeist auf den Gehweg ausweichen. Thies Grothe (SPD) sagte: „Wir kommen nicht daran vorbei, den Parkstreifen aufzulösen.“ Die Aufenthaltsqualität könne beispielsweise durch Bodenbeläge und Verschwenkungen der Fahrbahn gesteigert werden, so sein Vorschlag. Hoffmann regte an, weitere Geldmittel zur Verfügung zu stellen, um auch für die Poststraße eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Der Bauausschuss folgte seinem Vorschlag, weitere 25.000 Euro dafür bereitzustellen. Eine Entscheidung der Gemeindevertretung über diese Empfehlung steht noch aus.