Bargteheide/Hamburg. Hans Peter Korff arbeitet an Memoiren. Warum seine Film-Frau doch zur TV-Serie stieß – und was Gründgens über Maximilian Schell dachte.
Schauspieler Hans Peter Korff ist einer der beliebtesten TV-Darsteller Deutschlands. Er wirkte in mehr als 160 Film- und Fernsehproduktionen mit. Einem breiten Publikum wurde der Hamburger insbesondere durch seine Rolle als Familienvater Sigi Drombusch in der Fernsehserie „Diese Drombuschs“ bekannt. Obwohl die Figur in der dritten Staffel den plötzlichen Filmtod stirbt, ist sie bei den Fans der Kultserie aus den 80er-Jahren nicht in Vergessenheit geraten. Noch heute passiert es Korff immer wieder, dass er auf der Straße als Vater Drombusch angesprochen wird.
Als er für die Rolle gecastet wurde, hatte Produzentin Katharina Trebitsch schon etliche Schauspieler ausprobiert. Schließlich rief sie Korff an, fragte, ob er Lust habe, mit den bereits besetzten Darstellern eine Szene zu erarbeiten. Korff sagte zu. „Ich war der letzte Versuch, diese Rolle zu besetzen“, sagt er. Nach der Szene, die er mit einer Frau und drei Kindern spielte, habe sich Trebitsch sehr zufrieden gezeigt. Aber: Witta Pohl sollte nicht die Mutter Drombusch spielen. Korff stellte jedoch eine Bedingung. „Ich sagte, ich würde das gern machen, aber nicht mit dieser Kollegin.“ Stattdessen habe er Witta Pohl vorgeschlagen. Damit verhalf er der Schauspielerin zu ihrer populärsten Rolle.
Vater Drombusch enthüllt: Witta Pohl sollte gar nicht mitspielen
Was sich hinter den Kulissen von Theater-, Film- oder Fernsehproduktionen abspielt, bekommen Zuschauer in der Regel nicht mit. Es sei denn, einer der Beteiligten plaudert aus dem Nähkästchen. Das dürfte im Fall von Hans Peter Korff prall gefüllt sein mit Erinnerungen und Erlebnissen aus seiner mehr als 60-jährigen Karriere. Auf diesem Schatz basiert ein gemeinsames Projekt, an dem Korff und seine Frau, die Schauspielerin Christiane Leuchtmann, seit einiger Zeit arbeiten: die Memoiren des 81-Jährigen.
Christiane Leuchtmann sagt: „Hans Peter hat die Anfangszeit des Fernsehens erlebt und es mitgeprägt.“ Korff habe beispielsweise mit Inge Meysel gespielt. In der Serie „Die Unverbesserlichen“, die Meysel den Beinamen „Mutter der Nation“ eintrug. „Das wurde noch in Schwarzweiß ausgestrahlt.“ Die Familienserie war so etwas wie ein Vorläufer der „Drombuschs“. Beide präsentierten eine bürgerliche Sicht auf die Welt. Ein bisschen zu kleinbürgerlich für den Geschmack von Korff. Dass er mit seiner Einschätzung nicht hinterm Berg hielt, hatte Folgen. „Ich hatte mich in einem frühmorgendlichen Interview beim NDR offenbar zu abfällig über die spießige Tendenz der Serie geäußert.“ Das kam deren Autor Robert Stromberger zu Ohren. „Daraufhin ließ er mich sterben.“ Nach offizieller Lesart wollte Stromberger der Geschichte mit diesem dramatischen Einschnitt eine andere Wendung geben.
„Neues aus Uhlenbusch“: Korff erschuf seine eigene Version von Onkel Heini
Aus heutiger Sicht beurteilt Korff „Diese Drombuschs“ so: „Die Serie ist immer noch aktuell und gefällt den Zuschauern heute noch, weil sie ein breites Spektrum an Verhaltensweisen in der Familie abdeckt.“ Mit Witta Pohl sei es im Prinzip eine leichte Zusammenarbeit gewesen, es habe nur hin und wieder Meinungsverschiedenheiten gegeben. Die Serie habe seine Karriere aber letztendlich weder befördert noch in eine bestimmte Richtung gelenkt.
Korff ist auch keiner, der sich in ein bestimmtes Schema pressen lässt. Eine seiner Paraderollen ist Onkel Heini, der Postbote aus der Kinderserie „Neues aus Uhlenbusch“. Wäre es nach dem Willen der Redaktion gegangen, hätte Korff den Charakter als „grenzdebilen Typen“ anlegen sollen. „Doch das wollte ich nicht spielen“, sagt er. Und erschuf einen Charakter nach seinen Vorstellungen, der das Zeug zum Sympathieträger hatte: ein bisschen naiv zwar, aber total unkonventionell avancierte Heini schnell zum Liebling der Kinder.
Gustaf Gründgens hielt nichts von Maximilian Schells darstellerischen Fähigkeiten
Ein Vierteljahrhundert später wurde die TV-Serie „Der Fürst und das Mädchen“ produziert. Korff gehörte zum Cast, die Hauptrolle spielte Exzentriker Maximilian Schell. Jeder Darsteller am Set habe gewusst, dass Schells Figur sterben würde, so Korff. Nur Schell hätte keine Ahnung davon gehabt. Er sei zum Drehort gekommen und hätte ein Probeliegen in einem Sarg gemacht. „Er hielt es wohl für einen Scherz. Erst Tage später wurde ihm klar, dass das sein Sarg war. Er muss da was verschlafen haben“, sagt Korff mit einem Schmunzeln.
Eine weitere Anekdote über Schell stammt aus Korffs Anfangszeit beim Theater. Er hatte eine kleine Sprechrolle im „Hamlet“ ergattert, Gründgens führte Regie, Schell spielte Hamlet. „Gründgens liebte Schell wegen seines guten Aussehens.“ Das war dann aber auch schon alles. So sei dem Regisseur hinter der Bühne angesichts der schauspielerischen Leistung des Mimen die Bemerkung „Mein Gott, ist der schlecht“ entfahren. „Das sind Geschichten, die einfach pur sind“, sagt Christiane Leuchtmann. „Hans Peter ist jemand, der sie so unverhohlen auf den Punkt erzählen kann.“ Korff erzählt und seine Frau bringt seine Erlebnisse zu Papier.
Christiane Leuchtmann und Hans Peter Korff lernten sich am Theater kennen
Sowohl Leuchtmann als auch Korff kommen vom Theater. Doch im Gegensatz zu ihrem Mann ist Leuchtmann durch und durch Theaterfrau. „In meiner Schauspielschulzeit hatte ich bereits sehr viele Fernsehangebote, die ich auch teilweise angenommen habe.“ Doch während der Dreharbeiten sei ihr bewusst geworden, dass die Herausforderungen bei Theaterstücken ein wesentlich höheres Level hätten. „Man lernt erst am Theater sein Handwerk und kann sich nur dort sprachlich, emotional und geistig so stark weiterentwickeln.“ Man habe damals beim Fernsehen viel mehr verdient, „aber darauf kam es mir nie an“, sagt sie.
Korff fuhr zweigleisig. „Als ich ihn kennenlernte – wir waren beide an den Staatlichen Schauspielbühnen engagiert – konnte ich es nicht fassen, dass er nach Hawaii flog, um zu drehen.“ Da für sie das Theater Priorität gehabt habe, hätte sie Dreharbeiten zur gleichen Zeit abgesagt. „Aber Hans Peter rief aus Hawaii in der Disposition an und fragte, ob es etwas Neues gibt.“ Die Angestellten seien aus allen Wolken gefallen, „denn an eine Umdispo war ja nun nicht mehr zu denken“.
Schauspieler-Paar widmet Leseperformance den Werken von Joachim Ringelnatz
Bei gemeinsamen Bühnenauftritten zeigt sich das Paar publikumsnah. „Selbstverständlich gehen wir auf die Wünsche nach Selfies und Autogrammen ein“, sagt Leuchtmann. „Das ist unser Publikum, die Menschen, für die wir das alles machen, was wir machen.“ Die nächste Gelegenheit, die Schauspieler live zu erleben, gibt es am Sonntag, 11. Februar, um 19 Uhr im Kleinen Theater Bargteheide (Hamburger Straße 3). Dort sind die beiden mit ihrer Leseperformance „Ringelnatz – Ich hab dich so lieb“ zu Gast.
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„Das ist eine Mischung aus darstellerischem und sprachlichem Können“, erläutert Leuchtmann. „Sowie wir die Bühne betreten, gehen wir in den Dialog mit dem Publikum. Der Saal wird nie ganz abgedunkelt, um die Zuschauer zu sehen, sie direkt ansprechen und mit ihnen spielen zu können.“ Warum Ringelnatz? Korff: „Er war in erster Linie ein Satiriker seiner Zeit und ein verkannter großer Dichter.“ Er kenne keinen Literaten, der so viele Facetten habe und dessen Poesie ihn so im Inneren berühre. „Diesen Tiefgang kann man sich nur leisten, wenn man in die Gewölbe und Keller in sich selbst hinabsteigt“, meint Leuchtmann.
Gefragt, was wohl Sigi Drombusch oder Onkel Heini von Ringelnatz gehalten hätten, sagt Korff: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Vater Drombusch am Abendbrottisch Ringelnatz zitiert. Aber Onkel Heini hätte mit seinen Geschichten etwas anfangen können.“
Karten im Vvk. 20,–/18,– gibt‘s in der Arkaden-Buchhandlung (Bahnhofstraße 5), der Bargteheider Buchhandlung (Rathausstraße 25), in Ahrensburg in der Buchhandlung Stojan (Hagener Allee 3a) und unter kleines-theater-bargteheide.de