Bargteheide. Tragischer Tod: Ehrenbürger Kurt Iden stirbt 95-jährig in Hamburger Krankenhaus. Weggefährten würdigen einen herausragenden Menschen.

Zum Neujahrsempfang der Stadt am vergangenen Sonntag, 14. Januar, war er natürlich als einer der wichtigsten Ehrengäste überhaupt eingeladen. Was zu diesem Zeitpunkt aber niemand außer seiner Tochter Maren wusste: Just an diesem Vormittag ist Kurt Iden im Hamburger Amalie Sieveking Krankenhaus infolge einer Virusinfektion im Alter von 95 Jahren gestorben. „Kurt Iden hat wie kaum ein Zweiter die Entwicklung Bargteheides vom Dorf zur Stadt maßgeblich geprägt und sich bleibende Verdienste erworben“, würdigte ihn Bürgervorsteherin Cornelia Harmuth. Durch seine „verlässliche und zupackenden Art“ werde Iden immer in Erinnerung bleiben.

Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer in Bargteheide. Denn der leidenschaftliche Christdemokrat war über Parteigrenzen hinweg ein hoch angesehener und weithin beliebter Bürger der Stadt. „Kurt Iden war in Bargteheide extrem verwurzelt und hat bis zuletzt intensiv Anteil am Geschehen in seiner Heimatstadt genommen“, erklärte CDU-Fraktionschef Mathias Steinbuck und sprach von einer „herausragenden Lebensleistung“.

Ein begeisterter Handwerker und wichtiger Berater

Kurt Iden wurde am 17. September 1928 als drittes Kind von Auguste und Heinrich Iden im Bargteheide geboren. 17-jährig war er kurz vor Kriegsende noch zur Wehrmacht eingezogen worden und geriet 1945 in russische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr absolvierte Iden eine Lehre als Zimmermann bei der Baufirma Heecks in Bargteheide, anschließend eine weitere Lehre in der Schlosserei Louis & John Jensen in Hamburg.

Nach der Meisterprüfung als Schlosser im April 1956 übernahm Iden ein knappes Jahr später im Februar 1957 den Schlossereibetrieb seines Schwiegervaters Willi Knickrehm in Bargteheide und führte diesen als Inhaber zusammen mit seiner Frau Elfriede bis 1991. „Kurt Iden war ein begeisterter Handwerker. Soweit er die Dinge selbst in die Hand nehmen konnte, hat er das auch konsequent getan“, erinnert sich Ex-Bürgermeister Werner Mitsch, den bis zuletzt eine enge Freundschaft mit dem Verstorbenen verband. „Als wir ihn an seinem Geburtstag mal gesucht haben, fanden wir ihn auf einer Leiter stehend, um eine Wohnung zu renovieren. So war er“, berichtet Mitsch, der Iden als „engen Wegbegleiter“ und „wichtigen Berater“ beschreibt.

Mehr als 40 Jahre kommunalpolitisch engagiert

Besonders zu jener Zeit, als Iden als Erster Stadtrat zugleich stellvertretender Bürgermeister war. „Da hat er mir mehrfach den Rücken freigehalten. Zum Beispiel als ich 1999 auf die Philippinen fliegen wollte, um einem engen Freund aus gemeinsamen Marinezeiten beizustehen, der auf dem Inselstaat schwer erkrankt war“, erzählt Mitsch. „Flieg du nur da runter, ich halte hier die Stellung“, habe Iden gesagt, ohne lange zu überlegen.

20 Jahre nachdem Kurt Iden (3. v. l.) die Ehrenbürgerwürde verliehen worden ist, gratuliert er am 10. März 2023 Jutta Werner (4. v. r.), die erste Ehrenbürgerin der Stadt geworden war. Mit dabei waren auch die ehemaligen Ministerpräsidenten Björn Engholm (4. v. l.) und Peter Harry Carstensen (3. v. r.) sowie Landrat Henning Görtz (r.).
20 Jahre nachdem Kurt Iden (3. v. l.) die Ehrenbürgerwürde verliehen worden ist, gratuliert er am 10. März 2023 Jutta Werner (4. v. r.), die erste Ehrenbürgerin der Stadt geworden war. Mit dabei waren auch die ehemaligen Ministerpräsidenten Björn Engholm (4. v. l.) und Peter Harry Carstensen (3. v. r.) sowie Landrat Henning Görtz (r.). © HA | Manfred Giese

Von 1959 bis 2003 war Kurt Iden praktisch durchgängig in kommunalpolitischen Ämtern in Bargteheide tätig. 1959 zog er noch als Mitglied einer Bürgerlichen Wählervereinigung in die damalige Gemeindevertretung ein und trat 1966 der CDU bei. Nach Verleihung der Stadtrechte im Mai 1970 war Iden dann auch Mitglied der neuen Stadtvertretung und leitete unter anderem den Bauausschuss sowie den Wirtschafts- und Planungsausschuss. Von 1982 bis 1992 war er Bürgervorsteher und von April 1992 bis April 2003 Erster Stadtrat.

Für die Aussöhnung mit den Nachbarn eingesetzt

„Als Unternehmer hatte er aber auch eine starke soziale Ader und ein großes Herz für die Menschen der Stadt“, sagt Schleswig-Holsteins ehemaliger Justizminister Claus Christian Claussen. Dessen Vater, Ex-Bürgermeister und Ex-Minister Karl-Eduard Claussen, hatte Iden als „großartigen Weggefährten“ bezeichnet, der viel für Bargteheide geleistet habe.

So setzten sich Kurt Iden und Karl-Eduard Claussen gemeinsam für die Aussöhnung mit den europäischen Nachbarn ein und waren maßgeblich am Zustandekommen der Städtepartnerschaften mit Déville-lès-Rouen (Frankreich) 1969 und Żmigród (Polen) beteiligt. Als Mitglied im Beirat für europäische Zusammenarbeit und im Europaverein der Stadt förderte Iden den Erhalt und den Ausbau der freundschaftlichen Beziehungen.

Zwölf Jahre lang als CDU-Abgeordneter im Kreistag

Von 1970 bis 1982 gehörte Iden zwölf Jahre lang als CDU-Abgeordneter dem Stormarner Kreistag an. „Iden war eine Paradebeispiel für ehrenamtlichen Einsatz, engagierte er sich doch darüber hinaus in der Militärischen Kameradschaft, im Schützenverein und in verschiedenen Berufsverbänden des Handwerks. Im Ehrenamt fand er die Erfüllung seines Lebens“, ist Landrat Henning Görtz überzeugt.

Das honorierte seine Heimatstadt, als sie Kurt Iden 2003 nach Ex-Bürgermeister Julius Gercken (1959) und dem langjährigen Déviller Bürgermeister Michel Cozette (1985) zum dritten Ehrenbürger von Bargteheide ernannte. 140 Gäste hatten dem 74-Jährigen seinerzeit die Ehre erwiesen, darunter Schleswig-Holsteins damaliger Innenminister Klaus Buß sowie Karl-Eduard Claussen, der sieben Jahre später 2010 zum vierten Ehrenbürger gekürt worden ist.

20 Jahre später auch der ersten Ehrenbürgerin gratuliert

„In unermüdlichem Einsatz widmete er sich mit ganzer Kraft und persönlicher Hingabe den Geschicken zum Wohle seiner Heimatgemeinde und deren Menschen“, würdigte Iden beim Festakt die damalige Bürgervorsteherin Jutta Werner (SPD). Sein von hoher Sachkompetenz getragenes Wirken, sein ausgeprägter Gemeinsinn und die hohe Achtung von Werten menschlichen Miteinanders hätten ihn zu einem Vorbild in Bargteheide werden lassen.

Natürlich ließ es sich Kurt Iden nicht nehmen, 20 Jahre später auch Jutta Werner von Herzen zu gratulieren, als diese im März des Vorjahres zur ersten Ehrenbürgerin der Stadt ernannt wurde ist. Trotz erheblicher Probleme beim Laufen hatte er dem feierlichen Akt mit zwei Gehilfen beigewohnt.

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Seit 7. November hatte Iden dann wegen einer Beinverletzung im Krankenhaus gelegen. „Diese hatte er im Grunde fast auskuriert, als er sich mit dem Norovirus infizierte“, berichtete Tochter Maren Eggers unserer Redaktion. Geschwächt durch die langen Wochen im Krankenbett, habe er sich von dieser tragischen Infektion nicht mehr erholen können.

Für Bargteheides aktuelle Bürgermeisterin Gabriele Hettwer, die von Iden im Wahlkampf unterstützt worden war, verliert die Stadt einen „ortsprägenden und stets aktiven Menschen, der mit seiner Lebenserfahrung und seinem uneigennützigen Engagement viel bewegt“ habe. „Mit seinem unerschütterlichen Optimismus und seiner stets um Ausgleich bemühten Art, auch über Parteigrenzen hinweg, ist er zu einem unvergesslichen Vorbild geworden“, erklärte Hettwer.