Trittau. Abfallanalyse im Kreis Stormarn ergab zu hohen Anteil an Fehlwürfen. Zu viele organische Stoffe landen in falscher Tonne.

In den Restmülltonnen im Kreis Stormarn landen noch immer zu viele Wertstoffe, die dort nicht hingehören. Das ergab eine Abfallanalyse des Witzenhausen-Instituts im Auftrag der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH). „Während der Anteil an Fremdstoffen in den Biotonnen nur noch rund zwei Prozent beträgt, ist die Fehlwurfquote im Restmüll mit 55,3 Prozent noch immer viel zu hoch“, sagt Dennis Kissel, Geschäftsführer der AWSH. Deshalb sei beim wichtigen Thema Mülltrennung noch viel Luft nach oben. „Es geht hier um wertvolle Stoffe und damit in letzter Konsequenz um Ressourcen- und Klimaschutz, dessen sollten sich alle bewusst sein“, so Kissel.

Im Frühjahr und im Sommer sind diverse Bio- und Restmülltonnen an ausgewählten Standorten in ländlich-dörflichen, kleinstädtischen, städtischen und in Gebieten mit Mehrfamilienhäusern bei einer anonymisierten Sammlung gesondert abgeholt worden, um deren Inhalt genau zu analysieren. „Dabei ist sowohl maschinell als auch manuell nach 40 verschiedenen Fraktionen sortiert worden“, so AWSH-Prokurist Olaf Stötefalke.

Auch in Nobelvierteln schlechtes Trennverhalten

Das sei zwar äußerst mühsam gewesen, der Aufwand habe sich aber gelohnt. Zu den wichtigsten Erkenntnissen zählten etwa, dass in Haushalten, die bewusst auf eine Biotonne verzichten, statistisch gesehen die meisten Bioabfälle im Restmüll landen. „Und dass in Nobelvierteln das Trennverhalten ähnlich verbesserungswürdig ist wie in Quartieren mit Mehrfamilienhäusern und Geschosswohnungsbau“, berichtet Kissel.

Aufschlussreich sei indes auch die Detailanalyse der Fremdstoffe gewesen, insbesondere der Fehlwürfe beim Restmüll. „Diese Fraktion bleibt leider das Schmuddelkind der Abfallwirtschaft. Es muss für alles herhalten, was nicht separat gesammelt wird“, so Kissel. Dabei biete das in Stormarn etablierte System mit den verschiedenen Tonnen beste Voraussetzungen, es besser zu machen.

15 Prozent aller Objekte haben keine Biotonne

Trotz des Angebots der preiswerten Biotonne, über die 85 Prozent aller 130.000 Objekte in Stormarn und dem Herzogtum Lauenburg verfügen, sind die Restmülltonnen zu fast einem Drittel mit organischen Stoffen gefüllt, allen voran mit Küchenabfällen (16,6 Prozent). „Das ist ein Hinweis darauf, dass die oft behauptete Eigenkompostierung beim Verzicht auf die Biotonne offenkundig nicht funktioniert“, erklärt Kissel. Für ihn sei hier der Gesetzgeber gefordert, eine Verbindlichkeit herzustellen, die bislang fehle.

In der Bioabfallvergärungsanlage Trittau werden jährlich 38.000 Tonnen Grün- und Bioabfälle in Strom und Kompost verwandelt.
In der Bioabfallvergärungsanlage Trittau werden jährlich 38.000 Tonnen Grün- und Bioabfälle in Strom und Kompost verwandelt. © HA | Lutz Kastendieck

„Mit 8,4 Prozent ist allerdings auch der Anteil an noch verpackten Lebensmitteln noch immer viel zu hoch“, ergänzt Stötefalke. Trotz finanziell angespannter Zeiten durch deftig gestiegene Verbraucherpreise werde in vielen der 220.000 Haushalte anscheinend nicht bedarfsgerecht eingekauft. „Warum man den abgelaufenen Käse oder die überlagerte Wurst dann aber nicht wenigstens von der Verpackung trennen kann, erschließt sich mir nicht“, so Stötefalke.

Bioabfall birgt ein großes Energiepotenzial

Im Restmüll finden sich zudem massenweise Papier, Pappe, Kartonagen, Glas und sogenannte Leichtverpackungen (10 Prozent), Textilien (3,4) sowie Metall und Kunststoffe (3,0), die normalerweise in die gelbe Wertstofftonne gehören. Positiv sei immerhin, dass sich das Restmüllaufkommen seit der letzten Abfallanalyse im Jahr 2015 trotz steigender Einwohnerzahlen in beiden Kreisen deutlich reduziert habe. In Stormarn um rund 1500 auf jetzt 41.255 Tonnen, im Herzogtum um etwa 900 auf jetzt 31.629 Tonnen. Der Restabfall pro Kopf ist von 175 auf 164 Kilo gesunken.

Deutlich gestiegen ist hingegen die Bioabfallmenge: in Stormarn von 21.105 auf 30.666 Tonnen, im Herzogtum von 15.768 auf 24.136 Tonnen. Das entspricht einem Pro-Kopf-Zuwachs von 85,7 auf 123,1 Kilo pro Jahr. „Hier sind wir auf einem guten Weg, weil Bioabfall ein großes Energiepotenzial birgt“, sagt Kissel. Mit einer Fremdstoff-Quote von nur zwei Prozent könne sich der Kreis im bundesweiten Vergleich ohnehin sehen lassen.

Mit verstromtem Biogas werden 3000 Haushalte versorgt

Wolfram Gelpke, Geschäftsführer des Abfallwirtschaftszentrums Trittau (AWT), vor dem Gasspeicher der Vergärungsanlage.
Wolfram Gelpke, Geschäftsführer des Abfallwirtschaftszentrums Trittau (AWT), vor dem Gasspeicher der Vergärungsanlage. © HA | Lutz Kastendieck

Der größte Anteil der Fehlwürfe im Bioabfall entfällt auf Glas und Metall (1,28 Prozent), gefolgt von verpackten Lebensmitteln (0,45), Kunststoffen (0,26) und biologisch abbaubaren Müllbeuteln (0,01). „Nein, die sogenannten BAW-Beutel sind bei der Aufbereitung des Biomülls ebenso ein lästiges Ärgernis, wie gewöhnliche Plastiktüten“, sagt Wolfram Gelpke, Geschäftsführer des Abfallwirtschaftszentrums Trittau (AWT), die in der Gemeinde im Auftrag der AWSH eine Vergärungsanlage betreibt. Wer etwa Küchenabfälle sammeln wolle, möge dazu bitte Papier verwenden. Zudem fänden sich im Bioabfall erstaunlich viele Scheren und Kartoffelschäler, mit denen sich bei einer ernsthaften Sammlung womöglich ein schwungvoller Handel betreiben ließe.

Die Errichtung der Bioabfallvergärungsanlage mit angeschlossener Kompostierung von Grünabfall, Baum- und Strauchschnitt im Jahr 2013 bezeichnet AWSH-Chef Dennis Kissel als weitsichtige, kluge und mutige Entscheidung. 39.000 Tonnen Bioabfall würden hier pro Jahr aufbereitet. Mit dem erzeugten Strom aus Biogas können schon heute 3000 Haushalte versorgt werden. „Da ginge aber noch deutlich mehr, wenn Abfall noch sauberer getrennt würde“, so Kissel. Deshalb wolle die AWSH die Tonneninhalte künftig noch häufiger kontrollieren.