Reinbek. Patienten, die im St. Adolf-Stift Reinbek ein künstliches Gelenk bekommen haben, sind sehr zufrieden. Weshalb, belegt ein Zertifikat.
Mehr als 400.000 Menschen bekommen in Deutschland Jahr für Jahr ein künstliches Gelenk. Die meisten Operationen erfolgen an Hüfte und Knie. Zu den auf solche Eingriffe spezialisierten Krankenhäusern zählt auch das St. Adolf-Stift in Reinbek. Die dortige Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie wurde jetzt von EndoCert, einer Initiative der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), als eines von nun vier EndoProthetikZentren der Maximalversorgung (EPZmax) in Schleswig-Holstein zertifiziert.
Das nächste Zentrum im Land liegt mehr als 100 Kilometer entfernt in Kiel. Und auch in Hamburg gibt es nur zwei Zentren mit dieser Auszeichnung, die sich an Fallzahlen sowie Struktur- und Prozessqualität bemisst.
St. Adolf-Stift bekommt Zertifikat für Hüft- und Knie-Operationen
Für das Reinbeker Krankenhaus selbst ist das Zertifikat ein „Meilenstein“. Chefarzt Prof. Andreas Niemeier sagt: „Wenn die Diagnose und Indikation individuell richtig gestellt und die Operation mit großer Routine durchgeführt wird, dann ist der Einsatz einer Endoprothese, also eines Hüft- oder Knieersatzes, eine der erfolgreichsten Operationen überhaupt.“ Erfolgreich heiße für die Patienten: Schmerzfreiheit, Rückgewinnung der Beweglichkeit und Langlebigkeit, keine Komplikationen.
„Für ein hervorragendes Ergebnis benötigt es in allen Berufsgruppen und Fachdisziplinen eine hohe Expertise, die wir in Reinbek nun auch von extern sorgfältig geprüft und bescheinigt bekommen haben“, so Niemeier weiter. Das freue die Klinik sehr für alle Patienten und die gesamte Gesundheitsregion südöstliches Hamburg und Schleswig-Holstein. So lobten die Auditoren in ihrem Bericht: „Es zeigt sich ein sehr gut strukturiertes EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung, bei dem alle Mitarbeitenden offensichtlich an einem Strang ziehen.“
Chef- und Oberarzt leiten jeweils mehr als 100 Operationen im Jahr
Die Anforderungen seien hoch. Mindestfallzahlen spielen eine wesentliche Rolle, und zwar nicht nur pro Zentrum, sondern pro Operateur. Gelenkersatzoperationen an Knie und Hüfte dürfen in einem Zentrum der Maximalversorgung nur von Ärzten operiert werden, die mehr als 50 Eingriffe pro Jahr selbst leiten. Prof. Niemeier und sein Oberarzt Privatdozent Dr. Tobias Schmidt müssen als sogenannte „Senior-Hauptoperateure“ persönlich sogar mehr als 100 Eingriffe pro Jahr erledigen.
Tobias Schmidt hält es für richtig, Mindestfallzahlen pro Operateur als Qualitätskriterium zu bewerten. „Nur wer etwas häufig macht, macht es wirklich gut“, sagt er. „Das gilt für das gesamte Team, seien es die Pflegekräfte im OP und auf den Stationen, unsere Physiotherapeuten oder unsere Anästhesisten und Radiologen, die durch ihren täglichen Einsatz zum optimalen Ergebnis beitragen.“
Zufriedenheit der Patienten liegt in Umfrage bei 100 Prozent
Viele Patienten mit Gelenksarthrose seien alt und hätten Begleiterkrankungen. „Sie profitieren am St. Adolf-Stift von der Erfahrung unserer Anästhesisten, die jeden Tag schwerkranke Patienten mit Herz- oder Nierenproblemen behandeln, für alle Komplikationen gewappnet sind und sie gut durch die Narkose bringen“, sagt Schmidt. Dies sei für ältere Patienten sicher ein Vorteil gegenüber einer reinen Fachklinik, in der es zum Beispiel keine Intensivstation, Gefäßchirurgie oder Kardiologie gibt und wo auch nicht alle Geräte wie Dialysemaschinen oder ein CT rund um die Uhr vorgehalten werden. Chefarzt Niemeier ergänzt: „Somit bietet unser Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung besonders älteren Patienten zusätzliche Sicherheit und eine hohe Wahrscheinlichkeit für ein gutes Gelingen der Operation.“
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Ein weiteres wesentliches Kriterium für die Zertifizierung ist, die Patienten gut in die Behandlung einzubinden und die Zufriedenheit zu messen. Eine Befragung aus dem Jahr 2023 ergab bei den in Reinbek operierten Hüft- und Knie-Patienten nach Schulnoten über alle Kategorien eine Durchschnittsnote von 1,67. Und alle operierten Patienten würden die Klinik weiterempfehlen: Die Zufriedenheitsrate lag bei 100 Prozent.
Oberstes Ziel ist das vermeiden von Infektionen
Zu den hohen Anforderungen von Andreas Niemeier zählt, das Restrisiko für eine Infektion im Gelenk so gering wie möglich zu halten. Denn ein Infekt rund um eine Endoprothese ist eine gefürchtete Komplikation, die Wechseloperationen erforderlich macht – mit allen Belastungen wie einer erneuten Narkose und Reha.
Der Maßnahmenkatalog zur Vorbeugung von Infektionen gehe in Reinbek weit über die Empfehlungen der Fachgesellschaften hinaus. Die Waschungen zur optimalen Vorbereitung der Patienten und etwa die Kontrolle des Blutzuckerspiegels vor, während und nach der Operation beruhten auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und würden in Reinbek nach einem besonderen Regime sehr stringent durchgeführt. Niemeier: „Die Zahlen geben uns recht: Gemessen am Schweregrad der Begleiterkrankungen unserer Patienten haben wir durch unsere speziellen Hygienemaßnahmen vergleichsweise wenig Infektionen und damit Komplikationen.“
Professor Niemeier ist gefragter Referent bei Kongressen
Der Professor ist gefragter Referent bei Kongressen, organisiert außerdem Fort- und Weiterbildungen für die Mitarbeitenden des St. Adolf-Stifts sowie Fortbildungsveranstaltungen für Fachärzte und Spezialisten wie Orthopäden und Unfallchirurgen. Das nächste Symposium zur Knie-Endoprothetik ist am Sonnabend, 20. Januar, in Hamburg. Niemeier: „Für die beste Patientenversorgung ist es wichtig, dass nicht jeder sein eigenes Süppchen kocht, sondern sich die Experten untereinander austauschen. Nur so kann man es immer noch etwas besser machen.“
Sorgen vor Konkurrenz oder der anstehenden Krankenhausreform hat der Reinbeker Chefarzt nicht. „Wir haben uns hier in Reinbek seit Gründung der Klinik für Orthopädie im Jahr 2018 bei niedergelassenen Ärzten und vielen der behandelten Patienten einen exzellenten Ruf erworben“, sagt Niemeier. „Die Etablierung des Endoprothetikzentrums der Maximalversorgung wird uns helfen, weiter zu wachsen.“ Dieser Schritt passe sehr gut zur Gesamtentwicklung des Krankenhauses und zum Konzept der zunehmenden Spezialisierung in Orthopädie und Unfallchirurgie. Dazu gehöre explizit auch die Schulterendoprothetik.