Bad Oldesloe. Regen, Glätte, Dunkelheit: Radfahrer sind im Straßenverkehr momentan besonders gefährdet. Expertentipps für sicheres Vorankommen.
Zugegeben: Die ganz langen Fahrradtouren unternimmt Reiner Hinsch momentan nicht. „Das macht im Sommer einfach mehr Spaß“, sagt der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Stormarn. Trotzdem ist der Oldesloer das ganze Jahr hindurch mit dem Rad unterwegs, nutzt sein Lieblingsverkehrsmittel fast jeden Tag im Alltag zum Einkaufen oder für andere Erledigungen. Er hat einige Expertentipps parat.
Doch wer in der dunklen, kalten Jahreszeit mit dem Fahrrad fährt, ist einer größeren Gefahr ausgesetzt als im Sommer. Nicht nur kann es leichter passieren, dass Autofahrer oder andere Verkehrsteilnehmer die Radfahrer übersehen. Nasskaltes Wetter erhöht auch die Rutschgefahr, wodurch es schneller zu Unfällen kommen kann.
Expertentipps zum Radfahren im Winter: Zu schlechtes Wetter gibt‘s nicht
Die gute Nachricht aber lautet: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Ausrüstung. Wer einige Tipps beherzigt, kann auch im Winter sicher in die Pedale treten. Welche das sind, hat Experte Reiner Hinsch im Gespräch mit unserer Redaktion verraten.
„Wer sein Fahrrad regelmäßig zur Inspektion bringt, stellt sicher, dass es verkehrstüchtig ist“, so Hinsch. Bei einer Wartung werden zum Beispiel der Luftdruck in den Reifen, die Kette oder die Bremsbeläge geprüft. Apropos Bremse: „Ich empfehle eine hochwertige Scheibenbremse“, sagt Hinsch. Der Bremsweg ist kürzer als bei Felgenbremsen. Bei Eis und Glätte sollte man frühzeitig und maßvoll bremsen. Noch besser ist es, das Fahrrad ausrollen zu lassen.
Radfahren im Winter: Eine gute Beleuchtung ist Pflicht, sonst droht ein Bußgeld
Auch eine gute Beleuchtung am Fahrrad sei gerade in der dunklen Jahreszeit absolute Pflicht. Korrektes Licht am Fahrrad hinten und vorn ist auch gesetzlich vorgeschrieben. Sonst droht ein Bußgeld. „Ein Nabendynamo ist besser als ein Seitenläuferdynamo“, so der ADFC-Vorsitzende. Wer Letzteren an seinem Fahrrad hat, dem empfiehlt Hinsch, nachzurüsten. Denn: „Nabendynamos funktionieren immer“, so der Experte.
Sie sind wetter- und schmutzbeständig und funktionieren auch bei Nässe einwandfrei. Außerdem verschleißen sie kaum und erzeugen gleichmäßigeres Licht als Seitenläuferdynamos. Auch Lichter mit Akkubetrieb sind möglich. Bei Dunkelheit und schlechter Sicht sollte vor jeder Fahrt geprüft werden, ob die Leuchten vorn und hinten funktionieren.
Für mehr Haftung kann etwas Luft aus den Reifen gelassen werden
Wenn es nicht nur dunkel und kalt ist, sondern auch noch Eis und Schnee dazukommen, sollten die Reifen auf die Glätte vorbereitet sein. Hinsch: „Ein Trick ist, weniger Luft in die Reifen zu pumpen beziehungsweise etwas Luft abzulassen.“ Dadurch erhöht sich die Auflagefläche, und die Reifen habe mehr Haftung.
Wem das nicht reicht, der kann sein Fahrrad auch mit sogenannten Spikes-Reifen ausstatten. Die Winterreifen fürs Fahrrad sind mit kleinen Metallstiften ausgestattet. „Damit bin ich selbst schon gefahren, das ist wirklich eine tolle Sache, weil man nicht wegrutscht“, sagt Hinsch. Spikes-Reifen bekomme man schon ab 30 Euro, je hochwertiger, desto teurer. „Es ist schon eine kleine Investition, aber immer noch besser, als wenn man stürzt und sich ernsthaft verletzt.“
Im Ernstfall kann ein Fahrradhelm Leben retten
Sollte es doch dazu kommen, kann ein Helm lebensrettend sein. Eine Helmpflicht für Radfahrer gibt es in Deutschland nicht. Hinsch: „Trotzdem rate ich dringend dazu, einen zu tragen.“ Wer einen Helm kauft, sollte sich im Fachhandel beraten lassen. „Wichtig ist nicht nur, dass der Helm gut sitzt, sondern auch, dass er gefällt. Nur so trägt man ihn auch wirklich.“ Ein weiterer Pluspunkt eines Helmes: „Er bietet nicht nur Sicherheit, sondern ist gleichzeitig ein Wetterschutz“, so Hinsch. Wem es ohne Mütze unter dem Helm zu kalt wird, der könne auf eine dünne Jerseymütze zurückgreifen.
Damit Radfahrer auch bei Dunkelheit nicht übersehen werden, sei auch die richtige Kleidung von großer Bedeutung. Hell und auffällig sollte sie sein. „Oft hat Fahrradkleidung bereits neonfarbene, reflektierende Bestandteile“, sagt der ADFC-Vorsitzende. Sollte das nicht der Fall sein, rät er Radfahrern, eine Warnweste und zusätzliche Reflektoren zu tragen. Reflektorbänder, die man sich um Arme und Beine schnallen kann, gibt es im Fachhandel.
Damit Radfahrer sicher unterwegs sind, sind auch andere Verkehrsteilnehmer gefragt
Bei allem, was der Radfahrer selbst tun kann, seien aber auch die Gegebenheiten im Verkehr entscheidend in Sachen Sicherheit. Wenn es schneit, sollten Radfahrer nur auf geräumten Wegen fahren und melden, wenn es bei der Räumung Probleme gibt. Sollte ein Radweg nicht geräumt sein, entfällt auch bei entsprechender Beschilderung die Nutzungspflicht. Radfahrer dürfen dann auf die Straße ausweichen. Langsames, vorsichtiges Fahren seien immer empfehlenswert, wenn die Bedingungen witterungsbedingt schlechter sind.
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Und: Damit Radfahrer sicher unterwegs sind, sind nicht nur die Radfahrer selbst gefragt. „Gegenseitige Rücksichtnahme bei allen Verkehrsteilnehmern ist angeraten“, so Hinsch. Autofahrer sollten 1,5 Meter Abstand halten, wenn sie Fahrradfahrer überholen. „Die Gemeinde Trittau macht mit einer Aktion gerade genau darauf aufmerksam“, so der ADFC-Vorsitzende. Er selbst übrigens fühlt sich im Straßenverkehr als Radfahrer meistens wohl. Hinsch: „Dass Autofahrer die Abstände nicht einhalten, ist meiner Erfahrung nach eher nicht der Regelfall.“