Bad Oldesloe. In Bad Oldesloe betreibt er erfolgreich ein privates Carsharing-Unternehmen. Die Idee enstand bereits vor langer Zeit.
Als Reiner Hinsch und seine Freunde 2001 beschlossen, sich mit drei Familien ein Auto zu teilen, konnten viele Menschen mit dem Begriff Carsharing wahrscheinlich noch nicht viel anfangen. Denn die Bad Oldesloer waren ihrer Zeit voraus, wollten schon damals einen Beitrag zum Umweltschutz leisten – und machten die Erfahrung, dass man ein Auto ganz wunderbar auch teilen kann.
Die Erfahrungen waren so positiv, dass Reiner Hinsch zehn Jahre später beschloss, das Carsharing auch für andere Menschen zu öffnen. Seitdem gibt es in Bad Oldesloe sein privates Carsharing-Angebot. Zwei Autos, ein Opel Astra Combi und ein Opel Corsa, die Hinsch privat angeschafft hat, stehen dafür in der Straße Weideblicken bereit.
Verkehr: Zuerst teilte sich die Familie mit Freunden ein Auto
„Kurz nach Gründung der Oldesloer Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs im Jahr 2000 fingen wir an, uns mit weiteren befreundeten Mitgliedern ein Auto zu teilen“, sagt Reiner Hinsch.
Das Auto stand immer bei dem, der es zuletzt genutzt hatte. Wer es danach brauchte, hat es abgeholt. An erster Stelle stand schon damals immer der Umweltgedanke. „Wir haben das Auto sowieso so wenig wie möglich benutzt. Aber wenn man zum Beispiel doch einmal etwas Großes Vom Baumarkt transportieren musste, war es sehr gut, die Möglichkeit zu haben.“
Mittlerweile ist Hinsch ADFC-Vorsitzender und großer Fan des Zweirades. Seine Mission, das Auto immer öfter stehen zu lassen und auch andere dafür zu begeistern, verfolgt er aber auch mit seinem Carsharing. „Nachdem wir uns privat eine Zeit das Auto geteilt hatten und das gut klappte, kam immer mal jemand aus dem Bekanntenkreis hinzu“, so Hinsch.
2011 weitete er das private Carsharing offiziell aus, meldete ein Gewerbe an, stellte allen, die wollten, die Autos zur Verfügung. „Ursprünglich hatte ich versucht, einen etablierten Anbieter für Bad Oldesloe zu gewinnen, das klappte aber damals nicht“, so Hinsch. Deshalb nahm er das Ganze kurzerhand selbst in die Hand.
Umfrage zeigte: Carsharing ist gefragter denn je
Bevor er das gewerbliche Carsharing offiziell ins Leben rief, machte Hinsch eine Umfrage, bei der er den Bedarf abfragte. Der war da. Zu Beginn nutzen etwa acht Leute das Angebot. Mittlerweile sind es 25. „Da ist noch Luft nach oben“, sagt Hinsch. Er würde sich freuen, wenn noch mehr Leute das Carsharing in Anspruch nehmen. Übrigens: Profit macht er damit nicht, das war auch nie das Ziel. „Am Ende freue ich mich, wenn eine schwarze Null da steht“, sagt er. Er betreibt das Carsharing aus idealistischen Gründen.
Wer Carsharing als Privatperson ins Leben rufen möchte, muss sich mit dem Bundesverband CarSharing in Verbindung setzen. Mittlerweile gibt es auch einen Leitfaden zur Gründung. Den gab es seinerzeit noch nicht, als Hinsch sein Vorhaben in die Tat umsetze. „Ich habe mich stattdessen an anderen Leuten orientiert, die genau das schon gemacht hatten“, sagt Hinsch.
Verkehr: Angebot ist günstiger als die in Lübeck und Hamburg
Wer das Carsharing von Reiner Hinsch nutzen möchte, kann sich auf der Internetseite www.cs-od.de anmelden. Dort finden sich auch die Tarife: 32 pro Kilometer und 2,20 Euro die Stunde kostet das Carsharing und ist damit etwas günstiger als in Hamburg und Lübeck. „Das sind die echten Kosten, die beim Fahren entstehen. Daran verdiene ich nichts“, sagt Hinsch. Begrenzungen, was Zeiten oder Strecke angeht, gibt es nicht. Jeder, der möchte, kann die Autos so lange wie gewünscht nutzen. „Eine Familie war damit zum Beispiel in Dänemark“, sagt Hinsch. Übrigens: Bislang übersteigt die Nachfrage noch nicht das Angebot. Mindestens ein Auto ist eigentlich immer verfügbar und kann flexibel genutzt werden.
Die Autos stehen direkt bei ihm vor der Haustür. „Wer sie nutzen möchte, kommt einfach vorbei, klingelt und holt sich die Schlüssel ab“ so der ADFC-Vorsitzende. Auch, wenn er mal nicht zu Hause ist, kann der Schlüssel abgeholt werden. Durch den direkten Kontakt kennt Hinsch alle seiner Carsharing-Nutzer persönlich, das ist ihm auch wichtig. Zwischen 30 und 70 Jahren sind sie alt. Die meisten sind seit vielen Jahren überzeugt dabei. „Einige Leute kommen sogar von den Dörfern hierher“, so Hinsch. „Eine Familie aus Rümpel zum Beispiel nutzt eines der Carshaing-Autos für Erledigungen. Der Mann kommt dann immer mit dem Fahrrad her.“
In Bargteheide war die Umsetzung zuletzt gescheitert
Viele seiner Nutzer wollen nachhaltiger leben. Doch abseits von Bad Oldesloe sieht das Carsharing-Angebot in Stormarn dürftig aus. „Ich kenne einen Anbieter in Stormarn. Das bin ich“, sagt Hinsch. In verschiedenen Kommunen, zum Beispiel in Bargteheide, habe es immer wieder Überlegungen gegeben, Carsharing einzuführen. Umgesetzt wurden diese bislang nicht. 2018 hatte eine Arbeitsgruppe E-Mobilität in Bargteheide den Vorschlag für ein von der Stadt initiierten Carsharing-Angebots unterbreitet.
„Dabei war die Zielsetzung, die eigenen Dienstfahrten der Stadt zukünftig über Carsharing-Fahrzeuge zu erledigen und in den übrigen Zeiten die Fahrzeuge der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Auch lokale Unternehmen und Immobilienmakler hatten Interesse an dem Projekt gezeigt“, so Pressesprecher Alexander Wagner. Doch das Ganze scheiterte: „Die Stadtvertretung hat mit Beschluss vom 25. März 2021 die Umsetzung eines Carsharing-Angebots in Bargteheide mit der Begründung zu hoher Kosten für die Stadt abgelehnt – seinerzeit mit knapper Mehrheit von 13 zu zwölf bei sechs Enthaltungen“, so Wagner weiter.
Hinsch schwärmt von Vorteilen des Carsharings
Dabei seien die Vorteile des Carsharings vielfältig. Hinsch: „Man braucht keinen Parkplatz vor dem Haus, die Parkumgebung in der Nachbarschaft wird entlastet. Man braucht sich nicht um Dinge wie TÜV oder Reparaturen kümmern. Man spart Kosten und tut natürlich etwas für den Klimaschutz.“ Carsharing ist auch mit dem blauen Engel ausgezeichnet. Das Siegel zertifiziert die Umweltfreundlichkeit. Autos zu teilen, sei einfach sinnvoll: „Im Schnitt wird ein Auto eine Stunde am Tag bewegt, die übrigen 23 Stunden steht es herum“, so Hinsch. Auch über Internetplattformen wie SnappCar können Menschen ihr privates Auto zum Teilen zur Verfügung stellen. Auch das sei ein Schritt in die richtige Richtung.
Das System sei laut Hinsch eine optimale Ergänzung, um vom eigenen Auto wegzukommen. „Es wäre schön, wenn es noch besser angenommen werden würde und auch anderswo etabliert wird“, so Hinsch. Das würde er sich wünschen. In Ahrensburg, Bargteheide oder Trittau wäre Bedarf seiner Einschätzung nach auf jeden Fall vorhanden. Deswegen möchte er auch Privatpersonen, die etwas für den Klimaschutz tun wollen, motivieren, es ihm gleich zu tun. Hinsch: „Es ist gar nicht so schwer.“