Bad Oldesloe. Bürger berichten vom wochenlangen Warten auf wichtige Briefe. Problem nicht neu: Im Sommer kam eine Weihnachtskarte vom vorigen Jahr.
„Ja, ist denn heut‘ schon Weihnachten?“, hat Ralf Klesch sich in diesem Sommer gefragt. Als die Sonne vom Himmel knallte, das Thermometer über 30 Grad kletterte und das Getränk der Stunde wohl eher eine kühle Piña Colada statt heißer Glühwein war, fischte der Oldesloer eine Weihnachtskarte aus dem vergangenen Jahr aus dem Briefkasten.
Nun ist tatsächlich fast Weihnachten – und die verspätete Karte war bei Weitem nicht der einzige Fauxpas bei der Postzustellung, den Klesch in der Vergangenheit erlebt hat. Immer wieder gebe es massive Probleme, doch seit einigen Wochen habe das Ganze ein neues Ausmaß angenommen. Klesch wohnt im Steinfelder Redder in Bad Oldesloe, sagt, Nachbarn hätten ihm ebenfalls von einer allenfalls sporadischen Postzustellung berichtet.
Bürger berichten von massiven Problemen bei der Postzustellung
Zwischen dem 28. November und Mitte Dezember sei bei ihm und seinen Nachbarn keine Post mehr zugestellt worden, berichtet Klesch gegenüber unserer Redaktion. Damals hatte Deutschland zwar mit Eis und Schnee zu kämpfen. Doch: „Probleme bestehen seit Wochen, sind also nicht allein der aktuellen Wetterlage geschuldet.“ Entweder komme die Post überhaupt nicht, unregelmäßig – oder lande im falschen Briefkasten. „So war vor einigen Wochen in unserem Briefkasten Post für zahlreiche Nachbarn“, sagt Klesch.
Der Oldesloer fragte nach, wie das alles sein kann. „Mir wurde von Mitarbeitenden der Post erzählt, dass einige Zusteller die Arbeit nicht mehr schaffen und deshalb auch Post im Verteilzentrum liegen bleibt“, so Klesch. Einer seiner Nachbarn hat sich seine Post im DHL-Verteilzentrum an der Elly-Heus Knapp-Straße in Bad Oldesloe abgeholt.
Winter, Weihnachten und Corona sollen Schuld an den Einschränkungen sein
„Ferner soll die Zustellung bei einigen Kunden bevorzugt werden und die Zustellenden entscheiden selber, was sie an Post verteilen beziehungsweise wer wann Post erhält“, so Klesch über das, was er von Postmitarbeitern gehört habe. „Die Gründe der fehlerhaften Postzustellung sollen auch krankheitsbedingt sein und an fehlendem Personal liegen.“
Für Klesch sei die Situation besonders ärgerlich, da er aktuell auf wichtige Briefe warte. Er habe bereits die Post und die Bundesnetzagentur eingeschaltet. Die Bundesnetzagentur ist Anlaufstelle für Bürger, die mit ihren Anliegen beim Postunternehmen keinen hinreichenden Widerhall gefunden haben. „Da wird aber nicht viel passieren“, so seine Vermutung. Und tatsächlich zeigt ein Blick in den Schriftverkehr, der unserer Redaktion vorliegt, kaum mehr als Standardantworten.
Deutsche Post und Bundesnetzagentur können nicht weiterhelfen
So schreibt die Post: „Es tut uns sehr leid, dass Sie Briefsendungen noch nicht erhalten haben, die Ihnen bereits durch die Briefankündigung digital angekündigt wurden. Da die Briefankündigungen bereits bei der maschinellen Bearbeitung im Briefzentrum generiert wird, kann es in Einzelfällen bis zur Zustellung verschiedene Faktoren für eine Verzögerung geben. Die konkrete Ursache dafür können wir jedoch leider nicht ermitteln.“
Und die Bundesnetzagentur antwortet auf die Anfrage von Ralf Klesch: „Mit Ihrer Eingabe helfen Sie uns, Zustellmängel oder andere Verschlechterungen der Postversorgung in Deutschland frühzeitig zu erkennen.“ Man habe die eingehenden Beschwerden im Blick und werde bei Auffälligkeiten tätig werden. Vor allem Zustellprobleme, so die Bundesnetzagentur weiter, treten häufig auf. Dann solle die Bundesnetzagentur erneut informiert werden. Mit anderen Worten: Im konkreten Fall kann jetzt auch niemand so richtig etwas machen.
Rechtliche Möglichkeiten der Bundesnetzagentur, im Einzelfall zu helfen, seien begrenzt
Weiter heißt es in dem Schreiben: „Die rechtlichen Möglichkeiten der Bundesnetzagentur, bei Qualitätsmängeln im Einzelfall für Abhilfe zu sorgen, sind allerdings beschränkt. Es gibt kein gesetzliches Instrumentarium, mit dem wir einen Postdienstleister durch eine behördliche Anordnung oder ähnliches verpflichten können, eine bestimmte Qualität einzuhalten. Ebenfalls können wir vorübergehende Mängel nicht entsprechend sanktionieren.“
Bei der Deutschen Post nach den Problemen gefragt, sagt Sprecher Stefan Laetsch: „Wir hatten in Bad Oldesloe diverse Herausforderungen.“ Der starke Wintereinbruch kürzlich mit viel Schnee und Eis habe in Schleswig-Holstein zu erheblichen Einschränkungen des öffentlichen Lebens geführt.
Deutsche Post hat in Bad Oldesloe Mitarbeiter anderer Standorte eingesetzt
„Vor allem nicht geräumte Straßen hatten zur Folge, dass wir nicht alle Haushalte anfahren konnten. Zudem konnten einige Kolleginnen und Kollegen aufgrund der teilweisen Einstellung des Öffentlichen Personennahverkehrs nicht zur Arbeit kommen“, so Laetsch.
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Aktuell befinde sich die Post zudem mitten im Weihnachtsgeschäft mit enorm hohen Sendungsmengen. „Gleichzeitig sind auch wir nicht von der allgemeinen Erkältungs- und Coronawelle verschont geblieben“, sagt der Sprecher. „Insofern ist es in Bad Oldesloe vereinzelt zu Verzögerungen gekommen.“ Die Post habe nun in der Kreisstadt zusätzliches Personal aus anderen Standorten eingesetzt.
Den Vorwurf, dass Kunden bevorzugt werden, weist die Deutsche Post zurück
Ralf Kleschs Vorwurf, dass einige Kunden bei der Postzustellung bevorzugt würden, weist Laetsch zurück. „Wir behandeln selbstverständlich alle Empfängerkunden gleich.“ Wenn es Fragen oder Probleme gibt, sollen Bürgerinnen und Bürger sich unter der Telefonnummer 0228/4333112 an das Servicetelefon der Post wenden.
Mittlerweile, so der Sprecher weiter, sollten alle Sendungen, die zum Bereich Steinfelder Redder gehören, zugestellt worden sein. Für Ralf Klesch und seine Nachbarn indes ist das wohl nur ein schwacher Trost. Er selbst, berichtet er, hatte vor ein paar Tagen tatsächlich mal wieder Post im Briefkasten. Aber, so Klesch: „Es waren auch mal wieder zwei Briefe für meine Nachbarn dabei.“ Ein anderer Nachbar, der seit drei Wochen auf Briefe warte, sei indes leer ausgegangen.