Oststeinbek. Nach etlichen Verzögerungen und einer Steigerung der Baukosten ist das Projekt auf der Zielgeraden. Eröffnungstermin unsicher.
Der Briefkasten ist schon angebracht an der Außenfassade der ehemaligen Filiale der Sparkasse Holstein an der Möllner Landstraße in Oststeinbek. Drinnen steht Tischler Timo Mittag an diesem Morgen auf einer Leiter und schraubt das Mobiliar zusammen, gerade ist er mit einem Schrank beschäftigt. Zwei Tage wird der Handwerker für solche und andere Stücke benötigen. Mit Staub und Schmutz behaftete Arbeiten, etwa das Einziehen von Wänden, sind getan. „Zu 99 Prozent ist alles fertiggestellt, noch in dieser Woche will ich die Endabnahme machen“, sagt Maik Reiser, Sachgebietsleiter bei der Gemeinde, der auf Stippvisite ist und diesmal von Bauamtschefin Jannike Harder begleitet wird. In den vergangenen Monaten wurden Erdgeschoss und Keller der Immobilie umgebaut. Hier wird die neue Polizeiwache untergebracht, auch ziehen Mitarbeiter aus dem Rathaus ein. Inzwischen wurde ein Zeitraum abgesteckt, in dem die Ordnungshüter den Dienst aufnehmen sollen.
„Für die Eröffnung ist die zweite Kalenderwoche 2024 angepeilt. Der genaue Tag im Januar steht noch nicht fest“, sagt Sandra Kilian von der Polizeidirektion Ratzeburg. Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin Waack (CDU) hat ihre Teilnahme zugesagt, berichtet Bürgermeister Jürgen Hettwer. Nach vielen Verzögerungen ist das Bauprojekt nun endlich auf der Zielgeraden. Der Tresen für die Polizeistation fehlt bislang. Erst wenn dieser geliefert ist, kann der Betrieb aufgenommen werden.
Besucher der Polizeistation müssen eine Schleuse queren
Die Dienststelle wird laut Kilian zu Beginn mit zwei Beamten besetzt. Yvonne Schulze wechselt von Glinde nach Oststeinbek und übernimmt die Leitung. Sie bekommt einen Kollegen an die Seite gestellt, der sich der Polizeidirektion Ratzeburg anschließt und sich von außerhalb beworben hatte. In den Räumen der Polizei sind Tüten abgelegt mit privaten Dingen, zudem Pflanzen in Kübeln neben einem weißen Sessel mit Stoffbezug positioniert. Die neue Chefin hat sich mit der Umgebung schon einmal vertraut gemacht.
Der vormals große Eingangsbereich ist jetzt geteilt. Es gibt zwei Türen. Geht man auf das dreigeschossige Gebäude zu, ist die rechte für Gäste, die zum Beispiel nach einer Straftat eine Anzeige erstatten möchten. Sie müssen noch eine zusätzliche Schleuse passieren, um mit den Beamten zu sprechen. Die wiederum haben durch eine schusssichere Fensterfront Blick auf die Hauptstraße. Der Boden in den Zimmern der Wache, ausgestattet unter anderem mit einer schmucken Küchenzeile, ist in grauem Farbton gefliest.
Gemeinde bringt in Büros Standes- und Ordnungsamt unter
Zum Bereich der Gemeindeverwaltung gibt es eine Verbindungstür. Diese nutzen die Ordnungshüter für den Gang in den Keller, wo Duschen und Personaltoiletten sind, und in die Tiefgarage. Besucher beider Einrichtungen steht im Verwaltungstrakt ein behindertengerechtes WC zur Verfügung. In den Büros und im Flur ist ein blauer Kunststoffboden verlegt. Oststeinbek bringt hier Mitarbeiter von Standes- und Ordnungsamt unter. „Den Umzug machen wir im Dezember. Die Kollegen und Kolleginnen starten dann im Januar am neuen Standort. Wir eröffnen unabhängig vom Termin der Polizei“, sagt Harder.
- Übung: So setzt die Polizei einen Amokläufer außer Gefecht
- Polizei beobachtet „Trend“ bei Kriminellen: Taschendiebstahl im Discounter
- Glinde rüstet auf: Patrouilliert Ordnungsdienst mit Waffen?
Ihr Kollege Reiser hat die Fortschritte beim Umbau zuletzt zwei- bis dreimal pro Woche begutachtet. Neben den Zuschnitt der Räume wurden die Wasserleitungen komplett erneuert. Für die Lüftungsanlage verlegten Spezialisten rund 60 Meter Rohre. Bei der Elektronik musste mehr gemacht werden als ursprünglich geplant. „Bei Sanitär- und Haustechnik kamen erst keine Angebote, Firmen waren ausgelastet. Deshalb hat es sich in die Länge gezogen“, sagt der Sachgebietsleiter.
Das Land Schleswig-Holstein zahlt 58 Prozent der Monatsmiete
Das Projekt kostet rund 680.000 Euro. Oststeinbek und das Land Schleswig-Holstein teilen sich diese Summe. Veranschlagt waren ursprünglich 420.000 Euro. Hettwer sagt, er gehe fest davon aus, dass das Personal auf drei Personen aufgestockt werde. „Auf diese Stärke sind die räumlichen Gegebenheiten ja ausgelegt. Ich freue mich jedenfalls, dass wir wieder eine Polizeistation im Ort und an zentraler Stelle haben“, so der Bürgermeister.
Die 9000-Einwohner-Gemeinde im Süden des Kreises Stormarn hatte bis Mitte 2016 eine Polizeiwache im Feuerwehrgebäude an der Stormarnstraße. Sie wurde aufgegeben. Grund war eine von der SPD-geführten Landesregierung verordnete Strukturreform und maßgeblich dabei eine Empfehlung der Polizeidirektion Ratzeburg. Unter CDU-Ministerpräsident Daniel Günther wurde dann die Wiedereröffnung geschlossener Dienststellen geprüft. Im Juni 2021 bekam Oststeinbek die Zusage aus dem Kieler Innenministerium. In die früheren Räume konnte man nicht mehr zurück, andere Liegenschaften der Gemeinde erwiesen sich als ungeeignet.
Für eine Wache mit maximal drei Beamten ist die Ex-Sparkassen-Filiale jedoch zu groß. Deshalb kooperiert die Kommune. 82 Quadratmeter mit drei Büros sind für sie bestimmt, 109 für die Polizei. Hinzu kommen 92 Quadratmeter Gemeinschaftsfläche. Oststeinbek hat den Bereich gemietet, der Eigentümer jüngst die Heizung ausgewechselt. Das Land ist Untermieter und zahlt an Oststeinbek erst nach offizieller Übergabe der Räume. Pro Monat kosten die beiden Ebenen samt Stellplätze in der Tiefgarage rund 3000 Euro, 58 Prozent davon übernimmt Schleswig-Holstein.