Oststeinbek. Innenministerium fällt Entscheidung: Polizeiwache in Oststeinbek wird wiedereröffnet. Jetzt gilt es, einen Standort auszuwählen.
Spätestens im Mai 2022 wird Oststeinbek wieder eine Polizeiwache bekommen, in der drei Beamte ihren Dienst verrichten. Das hat jetzt das Innenministerium in Kiel entschieden. Bis Mitte 2016 war eine solche Einrichtung im Gebäude der Feuerwehr an der Stormarnstraße untergebracht, wurde aber im Zuge einer Strukturreform geschlossen. Seitdem ist ein Ordnungshüter der Station in Glinde für die 9100 Einwohner zählende Gemeinde zuständig. Das Thema schlug seinerzeit hohe Wellen. 832 Bürger unterzeichneten eine Petition, kämpften für den Erhalt der Wache und protestierten damit gegen die Entscheidung der für Stormarn zuständigen Polizeidirektion Ratzeburg.
Auch wenn die Aktion in Zeiten, als die Landesregierung von der SPD geführt wurde, nicht von Erfolg gekrönt war, gab es mittlerweile berechtigte Hoffnungen auf eine Rückkehr: Weil sich die politischen Machtverhältnisse geändert haben und die Christdemokraten an der Spitze des Dreier-Bündnisses mit Grünen und FDP stehen. Im Koalitionsvertrag heißt es unter anderem: „In einer umfassenden Standort- und Personalbedarfsanalyse werden wir prüfen, ob und wo die Eröffnung neuer oder die Wiedereröffnung bereits geschlossener Dienststellen geboten ist.“
CDU-Landtagsabgeordneter Lukas Kilian war treibende Kraft
Es braucht allerdings Menschen, die immer wieder auf die Dringlichkeit hinweisen und vor allem Einfluss haben. Dazu gehört Lukas Kilian, CDU-Landtagsabgeordneter mit Wahlkreisbüro in Glinde. Der 34-Jährige war die treibende Kraft, führte regelmäßig Gespräche mit Torsten Geerdts, dem Staatssekretär im Innenministerium. Kilian sagt über die Unterredungen: „Ich habe ihm sehr deutlich gemacht, dass ein Bedürfnis besteht, auf die Randlage der Gemeinde mit dem Autobahnanschluss hingewiesen.“ Einbrecher haben leichtes Spiel, sich schnell aus dem Staub zu machen. Die Arbeit der Glinder Dienststelle mit Blick auf die Übernahme von Aufgaben in Oststeinbek will der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion nicht kritisieren, „ich habe aber Anrufe von Menschen bekommen, die sagten, sie haben lange keinen Streifenwagen mehr in ihrer Umgebung gesehen“.
All das hat auch Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) registriert und jetzt gehandelt. Sie sagt: „Mich haben die Argumente für eine Schließung der Polizeistation Oststeinbek nicht überzeugt.“ Als zweite Wache in Schleswig-Holstein wird jene in Wacken (Kreis Steinburg) wiedereröffnet. Die Landespolizei wird laut Sütterlin-Waack unverzüglich mit der Auswahl geeigneter Standorte und der Umsteuerung des erforderlichen Personals beauftragt. Wie berichtet, gab es schon vor Monaten konkrete Überlegungen eines Polizeiwachen-Comebacks in Oststeinbek. „Es war ein Fehler, der jetzt korrigiert wird. Ich glaube nicht, dass sich künftige Landesregierungen wieder an das Thema Schließung hier heranwagen“, so Kilian. Polizeiwachen seien kein politischer Spielball.
Die Nachricht aus Kiel stimmt auch die Ortspolitiker zufrieden. Vor Kurzem hatte die CDU um ihren Fraktionsvorsitzenden Patrick Klose einen Antrag gestellt, dass die Verwaltung Liegenschaften auf Eignung prüft und gegebenenfalls dem Land Kontakte zu Immobilieneignern vermittelt zwecks Anmietung. Er wurde in der Gemeindevertretung einstimmig angenommen. Sollte Oststeinbek Räume zur Verfügung stellen, gibt es dafür Geld aus Kiel.
Eine Rückkehr in das Haus der Freiwilligen Feuerwehr, in dem die Polizisten zuletzt im Erdgeschoss untergebracht waren, hält Bürgermeister Jürgen Hettwer zumindest kurzfristig für unwahrscheinlich. Die Räume wurden umgebaut für die Jugendwehr. Allerdings soll die Feuerwache in einigen Jahren erweitert werden.
150-Mitglieder-Verein macht Kontrollgänge in Gemeinde
Es läuft wohl auf eine Übergangslösung hinaus. Der Verwaltungschef bringt die Begegnungsstätte im Zentrum an der Möllner Landstraße ins Spiel, die frühere Bücherei im Ortsteil Havighorst und das ehemalige Restaurant im Sportlerheim am Barsbütteler Weg. „Wir müssen aber erstmal die Anforderungen kennen, ob zum Beispiel Duschen für weibliche und männliche Beamte benötigt werden und die Anzahl der Stellplätze“, sagt Hettwer und formuliert die Bedeutung einer Polizeiwache für seine Gemeinde so: „Die Sicherheit in Oststeinbek steigt. Ein Ansprechpartner vor Ort ist gerade für unsere Senioren wichtig.“
Das findet auch Britta Peth Semic, Vorsitzende des Vereins „Sicherheit für Oststeinbek“ mit seinen rund 150 Mitgliedern. Die Bürger machen Kontrollgänge, melden Auffälligkeiten bei der Polizei oder im Rathaus. „Es gibt einen Austausch mit der Polizeistation in Glinde. Es ist aber ein großer Vorteil, wenn sich die Beamten ortsbezogen aufhalten“, sagt Peth Semic. Sobald die Polizisten in Oststeinbek sesshaft geworden sind, wird sich die Ehrenamtlerin auf der neuen Wache vorstellen.