Bad Oldesloe. Alle anderen Kreise in Schleswig-Holstein melden höhere Zahlen. Agenturchefin appelliert, mehr Schwerbehinderte einzustellen.

Im Kreis Stormarn verharrt die Arbeitslosenquote im dritten Monat in Folge bei 3,9 Prozent. Ende November waren genau 5223 Menschen bei den Arbeitsagenturen in Bad Oldesloe, Ahrensburg und Reinbek sowie dem Jobcenter Stormarn erwerbslos gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist das allerdings eine deutliche Zunahme: Im November 2022 waren knapp 4600 Menschen betroffen. Die Quote lag seinerzeit bei 3,5 Prozent.

„Nach einer kurzen Herbstbelebung zeigt sich der Arbeitsmarkt auch im November insgesamt mit wenig Veränderung“, sagt Steffi Koppitz, Geschäftsführerin Operativ bei der Agentur für Arbeit Bad Oldesloe, zu den Daten für Stormarn. Die Zunahme um 39 arbeitslose Menschen bleibe ohne Einfluss auf die Quote. „Zugänge in und Abgänge aus der Arbeitslosigkeit halten sich derzeit im Wesentlichen die Waage. Mit der konstanten Quote sehe ich den Arbeitsmarkt angesichts der konjunkturellen Entwicklung weiterhin robust“, so Koppitz.

Arbeitsmarkt in Stormarn: Noch immer mehr als 2200 freie Stellen

Neue Stellenmeldungen und der Stellenbestand seien tendenziell rückläufig. Das sei mit Blick auf das Jahresende und die Wintermonate allerdings nicht ungewöhnlich. „Aber wir beobachten insgesamt eine Zurückhaltung im Hinblick auf neue und weitere Mitarbeiterbedarfe, gerade im Vergleich zum Vorjahr“, stellt die Geschäftsführerin fest. Trotz rückläufiger Zahlen sei der Personalbedarf in den Unternehmen mit mehr als 2200 vakanten Stellen jedoch weiterhin auf einem hohen Niveau.

Im Hinblick auf den internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am Sonntag, 3. Dezember, appelliert Steffi Koppitz an Unternehmen, dieser Gruppe eine Chance zu geben. „Arbeitslose Menschen mit Behinderung sind häufig gut qualifiziert und besonders motiviert und sollten bei der Personalsuche einbezogen werden“, sagt sie. „Fast 60 Prozent der jobsuchenden Menschen mit einer Schwerbehinderung haben einen Ausbildungs- oder akademischen Abschluss.“ Auch mit Blick auf die demografische Entwicklung sei es wichtig, die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsleben zu fördern.

Aktuell sind im Kreis Stormarn 261 Menschen mit einer Schwerbehinderung ohne Beschäftigung. Im Jahr 2022 waren es durchschnittlich 258. „Unsere Erfahrung ist, dass der Zugang zum Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung – einmal arbeitslos geworden – trotz des Arbeits- und Fachkräftebedarfes oftmals schwieriger ist als für diejenigen ohne Behinderungen“, sagt die Geschäftsführerin der Oldesloer Agentur.

Wer Schwerbehinderte einstellt, bekommt Beratung und Zuschüsse

Per Gesetz waren im Jahr 2021 (das sind die aktuellsten Daten) 635 Unternehmen aus Stormarn mit mindestens 20 Arbeitsplätzen dazu verpflichtet, Menschen mit Behinderung zu beschäftigen. 242 Firmen erfüllten diese Vorgabe. „393 und damit gut 62 Prozent hatten ihre Beschäftigungspflicht jedoch nicht oder nicht vollständig erfüllt und eine Ausgleichsabgabe gezahlt“, berichtet Koppitz.

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Die Arbeitsagentur fördert die Einstellung von Menschen mit Behinderung. Unternehmen bekommen nicht nur Beratung, sondern vielfach auch Zuschüsse zu Lohnkosten, Probebeschäftigungen oder für die behindertengerechte Ausstattung von Arbeits- oder Ausbildungsplätzen.

Im Landesvergleich weist Stormarn mit 3,9 Prozent weiterhin die niedrigste Arbeitslosenquote auf. Auch die Nachbarkreise Herzogtum Lauenburg (5,1) und Segeberg (4,9) liegen deutlich höher. In ganz Schleswig-Holstein stieg die Quote um 0,1 Punkte auf 5,5 Prozent. In der Nachbarstadt Hamburg sind es unverändert 7,6 Prozent.