Bad Oldesloe. Fast 440 Erwerbslose mehr als vor einem Jahr. Auf der anderen Seite stehen weiterhin mehr als 2500 freie Stellen.
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Kreis Stormarn im November im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegen. Genau 4587 Frauen und Männer waren bei der Arbeitsagentur Bad Oldesloe und dem Jobcenter Stormarn gemeldet. Im Vorjahresmonat waren es fast 440 weniger. Die Erwerbslosenquote erhöhte sich von 3,1 auf 3,5 Prozent. Bei diesem Wert, der der mit Abstand niedrigste in Schleswig-Holstein ist, verharrt sie seit drei Monaten.
„Mit der konstanten und recht niedrigen Quote sehe ich den Arbeitsmarkt weiterhin robust“, sagt Kathleen Wieczorek, Chefin der Agentur für Arbeit im Kreis. Zwar hätten die Unternehmen im November weniger neue Stellen gemeldet, und der Stellenbestand sei seit den Höchstständen in den Sommermonaten um rund acht Prozent gesunken. „Aber er liegt mit über 2500 sozialversicherungspflichtigen Stellen weiterhin auf einem hohen Niveau“, so Wieczorek. Mit nur 15 neuen Anzeigen von Kurzarbeit bleibe auch dieser Bereich unauffällig.
Arbeitslosenquote bleibt im Vergleich zum Oktober konstant
Im Vergleich zum Oktober hat sich auf dem Stormarner Arbeitsmarkt nur wenig getan. Unter dem Strich sank die Arbeitslosenzahl minimal um 65. „Wir haben eine geringere Dynamik registriert“, sagt Kathleen Wieczorek. Auf der einen Seite wurden weniger Menschen neu in der Statistik erfasst, auf der anderen Seite meldeten sich auch weniger in eine Beschäftigung ab.
Leicht gesunken ist die Zahl der Menschen mit einer Schwerbehinderung ohne Beschäftigung. 246 sind es aktuell, nachdem es im vergangenen Jahr durchschnittlich noch 263 waren. „Erfreulich ist, dass annähernd der Stand vor Ausbruch der Corona-Pandemie erreicht ist“, so die Agenturchefin. „Unsere Erfahrung bleibt jedoch, dass Menschen mit Behinderung – einmal arbeitslos geworden – trotz des Arbeits- und Fachkräftebedarfes immer noch schwerer zurückfinden.“
Appell an Unternehmen: Gebt schwerbehinderten Menschen eine Chance
Mit Blick auf den internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am Sonnabend, 3. Dezember, sagt Wieczorek: „Unternehmen verpassen hier Chancen bei der Personalplanung und -rekrutierung. Arbeitslose Menschen mit Behinderung sind häufig gut qualifiziert und besonders motiviert.“ Fast 60 Prozent der jobsuchenden Menschen mit einer Schwerbehinderung haben einen Ausbildungs- oder akademischen Abschluss.
Laut Gesetz wurden im Jahr 2020 – das sind die aktuellsten Daten – in Stormarn 624 Unternehmen mit mindestens 20 Arbeitsplätzen dazu verpflichtet, Menschen mit Behinderung zu beschäftigen. Nur 234 Firmen erfüllten die Vorgabe komplett und mussten keine Ausgleichsabgabe zahlen. „390 und damit rund 63 Prozent waren ihrer Beschäftigungspflicht jedoch nicht vollständig nachgekommen“, sagt Wieczorek. 168 Unternehmen beschäftigten nicht einmal einen einzigen schwerbehinderten Menschen.
In den meisten Branchen suchen Firmen dringend Personal
Die Arbeitsagentur unterstützt die Betriebe mit individuellen Förderinstrumenten. Neben der Beratung können dies Zuschüsse zu Lohnkosten, Probebeschäftigungen oder Zuschüsse für die behindertengerechte Ausstattung sein.
Nach wie vor suchen viele Branchen dringend Personal. Die Zahl der freien Stellen liegt mit mehr als 2500 um drei Prozent über dem Vorjahr. Eine Ausnahme seien die Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe und im Großhandel. „Dort gibt es aktuell eine Zurückhaltung im Hinblick auf weitere Mitarbeiterbedarfe“, so Wieczorek. „In allen weiteren Bereichen bleibt der Personalbedarf unverändert groß.“