Bad Oldesloe. Sieben Verkäufe im Gebiet Beimoor-Süd in Ahrensburg. Investor für Autohof Hammoor steht bis Mai fest. Vorjahresergebnis übertroffen.
Drei für die Stormarner Wirtschaft wichtige Großprojekte kommen dieses Jahr entscheidend voran: die neuen Gewerbegebiete in Ahrensburg und Stapelfeld sowie der Autohof Hammoor direkt an der A 1. Auch deshalb ist Detlev Hinselmann, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS), optimistisch, die „sehr gute“ Vorjahresbilanz fortführen zu können. „Die Anziehungskraft Stormarns ist ungebrochen“, sagt der oberste Wirtschaftsförderer im Kreis. „Und es gibt kein einziges Signal, dass die Nachfrage sinken könnte.“
Die WAS konnte im Vorjahr Verträge mit 26 Unternehmen schließen. 17 Firmen kamen von außerhalb nach Stormarn, sechs weitere zogen innerhalb der Kreisgrenzen um und drei erweiterten ihren Betrieb. Die Ansiedlungen lösten Investitionen von rund 50 Millionen Euro in Neubauten aus – und damit auch viele Aufträge für Firmen aus der Region. „380 Arbeitsplätze sind neu entstanden und 330 gesichert worden“, sagt Hinselmann. Noch kurz vor Weihnachten wurde der Vertrag mit einem Produktionsbetrieb für Braak unterschrieben, der mehr als 100 Mitarbeiter hat.
Hohe Nachfrage nach Gewerbeflächen
Die Zahlen übertreffen noch einmal das schon gute Ergebnis 2017. In jenem Jahr begleitete die WAS 22 Firmen, die sich neu ansiedelten oder vergrößerten. Sie steckten rund 26 Millionen Euro in den Neu- und Ausbau ihrer Gebäude. Zusammen boten sie rund 585 Arbeitsplätze. 2016 und 2015 verzeichnete die WAS jeweils 28 Vertragsabschlüsse.
Erhebliche Veränderungen erwartet Detlev Hinselmann im neuen Ahrensburger Gewerbegebiet Beimoor-Süd II, das seit einem knappen Jahr erschlossen wird. In dem rund 21 Hektar großen Areal haben bereits im Vorjahr die ersten sieben Betriebe – überwiegend aus den Bereichen Handel und Produktion – Grundstücke gekauft. „Die Nachfrage ist sehr gut“, sagt Hinselmann, „einige weitere interessante Firmen stehen schon in der Pipeline.“
Minervapark in Stapelfeld soll Vorbildfunktion haben
Eine ähnliche Entwicklung erwartet der WAS-Geschäftsführer für das erste länderübergreifende Gewerbegebiet von Hamburg und Schleswig-Holstein in Stapelfeld und Rahlstedt. „Wenn alles planmäßig läuft, können wir im Frühjahr 2020 baureife Grundstücke anbieten“, sagt er. Am Montag, 4. Februar, will die Gemeindevertretung den Bebauungsplan für den rund zwölf Hektar großen Minervapark beschließen. Der Victoriapark auf Hamburger Seite umfasst circa 27 Hektar.
Für Detlev Hinselmann hat das Projekt nicht nur wegen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bundesweit Vorbildfunktion. „Die gesamte Entwicklung unterliegt umwelt- und naturschutzverträglichen Kriterien“, sagt er. So sollen Parkplätze für Autos in Tiefgaragen unter der Erde liegen, um den Flächenverbrauch zu reduzieren, und Dächer begrünt werden. Die Heizung der Gebäude erfolgt mit Fernwärme aus der nahen Müllverbrennungsanlage Stapelfeld.
Parallel wird das Landschaftskonzept „Große Heide“ für den Raum von Rahlstedt über Stapelfeld bis Barsbüttel erstellt. Es soll sowohl Naturschutz- als auch Naherholungsgebiete sichern. „Das reicht von Wegen auch für Reiter bis zum Schulwald in Stapelfeld“, sagt Hinselmann. Die Aussichten seien gut, dass die „Große Heide“ ein sogenanntes Leitprojekt in der Metropolregion Hamburg werde.
Qualifiziertes Personal wird für Betriebe immer wichtiger
Eine wichtige Entscheidung fällt beim Autohof Hammoor. „Im April/Mai wird der Investor feststehen“, so Hinselmann. Auf eine erste Vorstellung des Projekts hatten sich 16 Interessenten gemeldet. Nun hat die WAS dazu aufgefordert, konkrete Pläne vorzulegen. „Dabei erwarten wir Zahlen zum Verkehr und zu Kosten, aber auch, was wo stehen soll.“
Der Autohof ist zwischen der Autobahn eins sowie den beiden Hauptstraßen (L 89 und L 90) direkt an der Grenze zu Lasbek vorgesehen. Zunächst sollte zu dem etwa sechs Hektar großen Rastplatz noch ein mehr als acht Hektar großes Gewerbegebiet für Dienstleistung und Gewerbe (zum Beispiel ein Motel oder Werkstätten) hinzukommen. Nach Protesten aus Lasbek sowie dem anderen Nachbarort Todendorf wird das Areal wohl etwas kleiner. „Wir werden die Unterlagen auch den Nachbarn frühzeitig vorstellen“, sagt Hinselmann.
Der Autohof soll die oftmals überfüllten Stormarner Rast- und Parkplätze an der A 1 entlasten. Immer mehr Lkw-Fahrer weichen in die Gewerbegebiete von Ahrensburg über Bargteheide bis Reinfeld aus. Dort gibt es aber keinerlei Sanitäranlagen.
Noch mehr Platz für die Firmen
Die Planung weiterer Gewerbeflächen soll dieses Jahr unter anderem in Barsbüttel, Reinbek und Trittau vorangebracht werden. „Künftig wird sich der Fokus auf den Bestand verschieben“, sagt Detlev Hinselmann, „auf die Verdichtung und die Revitalisierung, wenn Betriebe aufgeben.“ Es sei wenig sinnvoll, wenn große Hallen nur noch kaum genutzte Lager seien.
Stormarns Wirtschaftskraft spiegelt sich auch bei den Jobs wider. Die Arbeitslosenquote ist mit 2,9 Prozent so niedrig wie nie, Experten sprechen von Vollbeschäftigung. „Wir müssen aufpassen, dass der Fachkräftemangel nicht zum Standortnachteil wird“, sagt der WAS-Aufsichtsratsvorsitzende, Landrat Henning Görtz. Der Kreis arbeite an den Rahmenbedingungen, beispielsweise mit der neuen Fachklasse für E-Commerce-Kaufleute in seiner Berufsschule in Ahrensburg oder dem Bündnis für Wohnungsbau.
WAS-Chef Hinselmann beobachtet auch wegen der Personalknappheit einen Kulturwandel in vielen Firmen. „Betriebe erkennen, dass qualifizierte Mitarbeiter immer wichtiger werden“, sagt er. So werde mehr Wert auf ein angenehmes Miteinander gelegt. Das reiche von flexiblen Arbeitszeiten und großzügigen Regelungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bis zur Kaffeebar oder dem Billardtisch.