Ahrensburg. Lob und Applaus für ehrenamtliche Retter. Stadt investiert zweistelligen Millionenbetrag. Das sind die künftigen Standorte.
Die Freiwillige Feuerwehr (FF) aus dem Ahrensburger Stadtteil Ahrensfelde und die Löschgruppe Hagen ziehen in der neuen Wache Ahrensburg-Süd zusammen. Für die Löschgruppe Wulfsdorf entsteht der zentraler gelegene Neubau der Wache Ahrensburg-West, der auch Einsatzkräfte aus dem westlichen Stadtteil zur Verstärkung zugeschlagen werden. Geprüft wird zudem, ob der dritte Standort Ahrensburg-Mitte auf dem jetzigen Gelände in Schlossnähe nach modernen Erfordernissen erweitert werden kann oder ebenfalls einen Neubau im Gewerbegebiet bekommt.
Die Ahrensburger Stadtverordneten haben den Weg für die Investition im zweistelligen Millionenbereich freigemacht. CDU, SPD, FDP und Wählergemeinschaft WAB stimmten für den aktualisierten Feuerwehrbedarfsplan. Die Grünen waren in der Sache auch dafür, enthielten sich aber. Diesen Schritt erläuterte ihr Stadtverordneter Stefan Gertz so: „Der Plan ist richtig, sehr gut und zeitlich überfällig. Wir haben einzig Schwierigkeiten damit, dass die Fläche für den Neubau im Süden aus einem Landschaftsschutzgebiet herausgenommen wurde.“
Feuerwehr in Ahrensburg: Nur noch drei statt vier Standorte
Das Grundstück an der Ecke Brauner Hirsch/Hagener Allee (direkt am Sportplatz des SSC Hagen) gehört bereits der Stadt. Dort finden die Ortswehr Ahrensfelde und die Löschgruppe Hagen ein neues Zuhause. Beide sind derzeit nur dünn besetzt. „Es ist vorrangig, dass wir die Hilfsfristen einhalten können und vollbesetzte Fahrzeuge haben“, sagte Gemeindewehrführer Niels Pirck. Laut Plan zählen zur Einsatzabteilung in Ahrensfelde 26 Frauen und Männer, von denen nur sechs regelmäßig verfügbar sind. „Schon jetzt werden Hagen und Ahrensfelde abends immer gemeinsam alarmiert, und tagsüber kommt Unterstützung aus der Zentrale am Weinberg“, so Pirck.
Der Ahrensburger Feuerwehrchef ist optimistisch, dass lange bekannte Lücken bei Fahrzeugen und Ausrüstung endlich geschlossen werden. „Ich bin zuversichtlich, dass der Investitionsstau zügig aufgelöst wird“, sagte Pirck. Tatsächlich waren etliche Mängel bereits im letzten Feuerwehrbedarfsplan von 2012 aufgelistet – nur getan hatte sich wenig.
Brandherd zwischen Feuerwehr und Verwaltung wurde gelöscht
Offensichtlich ist es den Beteiligten gelungen, den seit Jahren schwelenden Brandherd zwischen Feuerwehr- und Verwaltungsspitze innerhalb kürzester Zeit zu löschen. „Wir haben durchaus einige sehr emotionale Runden gehabt“, sagte Niels Pirck. Mit dem jetzt im Rathaus erarbeiteten Plan sei man endlich auf einem guten Weg.
Für die freiwilligen Helfer gab‘s in der Sitzung dann auch Lob von allen Seiten – und sogar Applaus. Bürgermeister Eckart Boege zählte beispielhaft die Einsätze der vergangenen Woche auf, die vom Feuer über schwere Verkehrsunfälle und Türöffnungen für den Rettungsdienst bis zum herabfallenden Ast reichten. Selbstverständlich waren die Retter auch nachts und am Wochenende unterwegs.
Im Vorjahr rückten die Feuerwehrleute zu 427 Einsätzen aus
„Das Programm macht jeder Berufsfeuerwehr Ehre, doch hier wird das alles ehrenamtlich geleistet“, sagte Boege. Im Vorjahr rückten die Einsatzkräfte 427-mal aus. Die Statistik weist 71 Brände und 261 technische Hilfeleistungen aus – sowie 85 Fehlalarme.
Der Verwaltungschef ging auch auf die in der Einwohnerfragestunde geäußerten Sorgen einiger Dorfbewohner aus Ahrensfelde ein, die die Verlegung der Feuerwache um rund 1400 Meter kritisierten. „Der übergeordnete Aspekt ist die Sicherheit aller Bürger in Ahrensburg“, sagte Boege. Ein komplett besetztes und damit voll einsatzfähiges Feuerwehrauto sei besser als zwei halb besetzte Fahrzeuge, in denen möglicherweise wichtige Positionen fehlten. Auch für die Jugendwehr ergäben sich am neuen Standort bessere Perspektiven.
Die Kommunalpolitiker betonten außerdem, dass das Gebäude der Ahrensfelder Wehr als Treffpunkt für die Dorfbewohner erhalten bleibe. Einig waren sich die Stadtverordneten auch darin, nicht noch einmal zehn Jahre Funkstille wie nach dem Plan von 2012 zu halten. „Wir laden die Feuerwehr künftig alle drei Jahre zu Gesprächen ein“, sagte der Hauptausschussvorsitzende Detlef Levenhagen (CDU), „und jederzeit bei Bedarf.“
FDP-Stadtverordneter Buchholz will mehr Tempo beim Neubau
Die Gemeindewehrführung, zu der Niels Pircks Stellvertreter Michael Mey (ist auch Ortswehrführer in Ahrensfelde) und Florian Stephani zählen, habe „richtig überzeugende Argumente“ für die Neustrukturierung geliefert, meinte Bernd Buchholz (FDP). „Es gibt viele Menschen, die nur über andere nörgeln, statt selbst etwas zu tun“, sagte er. „In der Feuerwehr ist das anders, deshalb unser großer Dank.“
Es sei erfreulich, dass es sich nach dem seit 2012 aufgebauten Investitionsstau jetzt positiv nach vorn entwickele. Mehr Tempo sollte bei der Wache am Braunen Hirsch gemacht werden, wo die Verwaltung den Baubeginn frühestens 2027 angekündigt hat. Buchholz: „Es sollte unser gemeinsamer Anspruch sein, dass es schneller geht.“
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Finanzexperte Peter Egan (WAB) sicherte ebenfalls volle Unterstützung zu, blickte aber sorgenvoll auf die Gesamtausgaben „von 30 bis 50 Millionen Euro“. Allein der Neubau des Schulzentrums Am Heimgarten (jüngste Schätzung 105 Millionen Euro) werde den Schuldenberg steigen lassen. „Wir wollen alle keine Diskussion, ob Investitionen in Schulen oder Feuerwehr besser sind, da müssen wir uns irgendwie durcharbeiten“, sagte er.
Bau der S4 bringt neue Herausforderungen für die Feuerwehr
Einen weiteren Aspekt sprach der SPD-Fraktionsvorsitzende Belá Randschau an: „Wir müssen uns kritisch mit den zusätzlichen Herausforderungen durch den Bau der S4 auseinandersetzen.“ Wie könnten Feuerwehreinsätze ablaufen an einer Bahnstrecke mit zwei weiteren Gleisen, die von bis zu sechs Meter hohen Lärmschutzwänden eingezwängt werde? „Durch die kleinen Türen in den Wänden landen die Helfer direkt am Gleis, dort passt nicht einmal eine Rettungstrage durch“, sagte Randschau.
Wie die Gebäude in Ahrensfelde und im Hagen erfüllt auch das abseits am Bornkampsweg gelegene Wulfsdorfer Gerätehaus nicht mehr den Sicherheitsanforderungen der Hanseatischen Feuerwehr-Unfallkasse (HFUK). Ein Neubau der Wache Ahrensburg-West steht an zweiter Stelle der Prioritätenliste. Im Entwurf für den Flächennutzungsplan ist dafür ein Grundstück an der Hamburger Straße (L82) eingezeichnet, auf dem jetzt der Übungsplatz vom Gebrauchshundesportverein liegt.
Als Letztes ist die Hauptwache im Rettungszentrum an der Straße Am Weinberg an der Reihe. Dort stellt sich die Frage, ob der Platz für eine nötige Erweiterung ausreicht. Falls nicht, wäre ein dritter Neubau im nahen Gewerbegebiet Kornkamp-Süd/Ostring/Am Hopfenbach erforderlich.