Ahrensburg. Viele Fragen in dem kuriosen Fall sind immer noch ungeklärt. Die Polizei hat aber inzwischen einen Verdachtsvorwurf formuliert.

Fünf Tage nach der Irrfahrt eines 84-Jährigen auf den U-Bahn-Gleisen bei Ahrensburg ist weiter unklar, wie es dazu kommen konnte. Der Senior ist am Montagabend, 20. November, gegen 18 Uhr mit seinem Hyundai vom Ahrensburger Ostring auf das nahe U-Bahn-Gleis geraten. Zwischen den U1-Stationen Schmalenbeck und Ahrensburg Ost legte er nach einer ersten Einschätzung der Polizei rund 500 Meter zurück.

Der Zusammenstoß mit einer entgegenkommenden U-Bahn konnte nur durch das geistesgegenwärtige Handeln des Zugführers verhindert werden. Er bremste den Wagen rechtzeitig. Die sieben Fahrgäste darin blieben unverletzt. Der 84-Jährige war nach dem Unfall ansprechbar und wurde dem Rettungsdienst übergeben. Der Senior wurde vorsorglich ins Krankenhaus gebracht.

HVV: Senior fährt auf U-Bahn-Gleis – jetzt soll er sich äußern

Die Polizei geht davon aus, dass ein neurologischer Notfall bei dem 84-Jährigen zu dem Unfall geführt hat. „Das war die erste Einschätzung des Personals im Krankenwagen vor Ort“, sagte Sandra Kilian, Sprecherin der Polizeidirektion Ratzeburg, unserer Redaktion am Dienstag. Diese Vermutung bestehe nach wie vor, wie Sprecherin Jacqueline Fischer auf Nachfrage mitteilte.

Wie es dem Senior aktuell gehe und ob er schon aus dem Krankenhaus entlassen worden sei, darüber habe die Polizei keine Erkenntnisse. Ebenso scheinen die Ermittler immer noch nicht zu wissen, wo genau das Auto auf die Gleise geraten ist. Fest steht aber, dass der alte Herr noch nicht vernommen worden ist. Fischer: „In Fällen wie diesen wird normalerweise eine schriftliche Anhörung gemacht.“ Das bedeutet, dass der Senior Post bekommt und sich schriftlich zu dem Geschehen äußern soll.

Ob Anhörungen schriftlich oder mündlich gemacht werden, richtet sich nach der Tat

„Ob Anhörungen schriftlich oder mündlich stattfinden, richtet sich nach der Schwere der Tat“, so die Polizeisprecherin. Bei Straftaten werden die Beschuldigten vernommen. Bei weniger schweren Verkehrsunfällen etwa sollen die Beteiligten sich meist schriftlich äußern und haben dafür in der Regel zwei bis drei Wochen Zeit. „Jeder hat aber das Recht, mündlich Stellung zu nehmen, falls ihm das lieber ist“, sagt Fischer.

Das entsprechende Schreiben sei aktuell noch nicht an den Senior herausgegangen. Dies werde in den kommenden Tagen passieren. Fischer: „Aufgrund seines Alters kann es auch sein, dass er doch persönlich angehört wird. Das entscheidet der zuständige Sacharbeiter.“ Die Anhörung würde dann in Hamburg stattfinden, da der Senior dort wohnt. Danach würde der Fall zurück an die Polizeidirektion Ratzeburg gehen.

Es besteht der Verdacht des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr

Aktuell bestehe der Verdacht des gefährlichen Eingriffs in den Bahn-, Schiffs- und Luftverkehr. Der Tatbestand wird mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet. Das Strafmaß hängt von den Umständen der Tat ab und davon, ob der Täter absichtlich oder fahrlässig gehandelt hat. Fischer: „Es könnte zum Beispiel sein, dass der Senior gar nicht hätte Auto fahren dürfen.“ Auch, dass es sich um Absicht gehandelt haben könnte, schloss Polizeisprecherin Sandra Kilian gegenüber unserer Redaktion noch nicht gänzlich aus.

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Genauso könne es aber sein, dass sich der Tatverdacht nicht bestätige. „Es kann sich im Laufe der Ermittlungen herausstellen, dass tatsächlich ein medizinischer Notfall vorlag“, so Fischer. So ist ja aktuell auch die Vermutung. In solchen Fällen könne es beispielsweise sein, dass ein Autofahrer beim Fahren einen Kreislaufzusammenbruch oder einen allergischen Schock erleide und deshalb nicht mehr Herr seiner Sinne ist. Dann handele es sich um einen Unglücksfall, und den Fahrer träfe keine Schuld.

Großer Schaden ist an den Gleisen der Hochbahn laut Sprecherin Constanze Salgues nicht entstanden. Die Bergungsarbeiten aber hatten sich kompliziert gestaltet. Während der Arbeiten war die Strecke zwischen den Haltestellen Ahrensburg-West und Großhansdorf gesperrt. Ein Ersatzverkehr mit Bussen und Taxis war bis zum Betriebsschluss eingerichtet worden. Die Feuerwehr Ahrensburg war mit rund 30 Einsatzkräften vor Ort. Eine von der Hochbahn beauftragte Bergungsfirma hob das Auto mit einem Kran aus den Gleisen. Die Bergung dauerte bis 4 Uhr am Morgen des Folgetages.