Stapelfeld. Komplex in neuem Gewerbegebiet kostet rund 40 Millionen Euro samt Grunderwerb. Abschnitte werden an Firmen vermietet. Wann es losgeht.

Die Bagger sind abgezogen, Container für die Arbeiter von der Fläche an der Alten Landstraße in Stapelfeld an der Landesgrenze zu Hamburg ebenfalls entfernt. Die Erschließung des neuen Gewerbegebiets mit dem Namen Minervapark ist zu 90 Prozent erledigt. Das sagt Ulf Hahn, Geschäftsführer der zuständigen Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS). Erst wenn hier Gebäude errichtet sind, werden Asphaltdeckschicht der u-förmigen Straße sowie Gehwege fertiggestellt. Bis zum Start dauert es nicht mehr lange. Im kommenden Jahr wird der erste Komplex gebaut von der Projektgesellschaft PE Minerva Park Süd GmbH. Dahinter stehen Christopher Jebens sowie das in Hamburg ansässige Unternehmen RI Partners.

Auf einem 33.000-Quadratmeter-Grundstück entstehen drei Gebäude mit jeweils zwei Ebenen. Diese wiederum haben 17.000 Quadratmeter Lager- und Produktionsfläche sowie 3000 für Büros. Das Ganze ist in zehn Einheiten aufgeteilt, die zwischen 1000 und 3000 Quadratmeter groß sind und Firmen zur Miete angeboten werden. Jeder Abschnitt verfügt über Pkw-Stellplätze, eine ebenerdige Zufahrt und mindestens eine Überladebrücke. Das Investitionsvolumen inklusive Grunderwerb beziffert Jebens auf rund 40 Millionen Euro.

Gebäude haben KfW-40-Standard und Solarmodule auf dem Dach

„Wir werden das Objekt langfristig im Bestand halten und mit der Mietersuche starten, wenn der Bauantrag eingereicht ist“, sagt der Immobilienökonom. Er möchte dort zum Beispiel Technologie- und Pharmaunternehmen unterbringen. Ziel sei es, Mitte 2024 anzufangen. Die Gemeinde habe dem Projekt zugestimmt. Stapelfeld hat Vetorecht trotz eines Bebauungsplans, der diesen Umfang zulässt. „Der Antrag auf KfW-Förderung ist gestellt. Der Gewerbehof entsteht in Massivbauweise, hat den KfW-40-Standard“, berichtet Jebens. Vorteil dieser Variante: Gebäude verlieren kaum Wärme und decken den geringen Bedarf höchst effizient. Auf den drei Dächern werden zahlreiche Solarmodule für die Stromerzeugung angebracht.

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Jebens und seine Geschäftspartner hatten bereits Grund von einem Stapelfelder Landwirt erworben. Für das erste Bauprojekt kaufte man nochmal 1,6 Hektar von der WAS hinzu. Beide Seiten verfügen jetzt über ungefähr den gleichen Flächenanteil im Minervapark, der ein kleines Stück über die Landesgrenze ragt und rund 14 Hektar umfasst. Die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn wird ihren Bereich an Unternehmen veräußern. Nach dem Deal mit Jebens hat sie keinen weiteren Kontrakt unterzeichnet. „Wir haben reichlich Nachfragen, werden bei der Vermarktung jetzt noch aktiver. Zugleich ist auf dem Markt eine gewisse Zurückhaltung zu verzeichnen wegen gestiegener Baupreise und Zinsen. Unternehmen müssen ihre Projekte neu rechnen“, sagt Hahn.

WAS verkauft Grundstücke an bis zu neun Unternehmen

Der Geschäftsführer sieht aber keine Probleme, eine Vollauslastung hinzubekommen. Auf WAS-Gelände sind nach seinen Angaben vier bis neun Firmen möglich. Die Grundstücke schneidet man entsprechend zu. Hahn: „Es ist wohl realistisch, dass der Hochbau bei uns erst 2025 startet.“ Interessenten müssen bei ihm ein Konzept vorlegen unter anderem für Gebäude. Gründächer und Solaranlagen sind Pflicht. Stormarns oberster Wirtschaftsförderer hat das Gewerbegebietsprojekt von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen zertifizieren lassen mit dem „Gold Standard“. Weitere Kriterien bei der Auswahl sind die Zahl der Arbeitsplätze in einem Betrieb und wie viel Gewerbesteuer eine Ansiedlung in die Kasse der Gemeinde spült. Einigen Unternehmen, die bei der WAS angefragt hatten, wurde eine Absage erteilt.

Ein Schild an der Alten Landstraße in Stapelfeld weist auf den Minervapark hin. Die Firmengebäude im Hintergrund liegen auf Hamburger Gebiet.
Ein Schild an der Alten Landstraße in Stapelfeld weist auf den Minervapark hin. Die Firmengebäude im Hintergrund liegen auf Hamburger Gebiet. © René Soukup | René Soukup

Das ist allerdings auch in umgekehrter Richtung passiert. Wie berichtet, war man in Stapelfeld fest davon ausgegangen, Hauni in den Minervapark zu holen. Für den führenden Anbieter von Analyse- und Messinstrumenten für die Tabak-, Hanf- und Vapingindustrie, inzwischen Körber Technologies GmbH genannt, wurde sogar das Tempo der Erschließungsarbeiten reduziert. Sowohl auf der Jebens-Fläche als auch auf WAS-Gebiet sollte die „Fabrik der Zukunft“ mit einem Investitionsvolumen von mehr als 100 Millionen Euro entstehen und der Bebauungsplan nochmal geändert werden. Ende November 2022 stellte ein Unternehmensvertreter das Projekt im Stapelfelder Bau- und Umweltausschuss vor. Zwei Wochen später entschied sich die Vorstandsetage für einen Verbleib in Bergedorf. Hauni wechselt den Standort im Bezirk. Das sorgte in Stapelfeld für Entsetzen.

Drei Firmenparks bilden länderübergreifendes Gewerbegebiet

Gespräche hatte Jebens auch mit der Eppendorf-Gruppe geführt, die im Geschäftsjahr 2022 den Umsatz auf 1,23 Milliarden Euro steigerte. Der Konzern mit Hauptsitz in Hamburg produziert und vertreibt Systeme für den Einsatz in Laboren. Er hat weltweit mehr als 5000 Mitarbeiter. „Eine Übersiedlung nach Stapelfeld ist eher unwahrscheinlich“, sagt der Projektmanager. Es gebe aber andere Kaufinteressenten für die noch freien 3,7 Hektar. Namen will Jebens zum jetzigen Zeitpunkt nicht nennen.

In der 1900-Einwohner-Gemeinde sowie im Bezirk Wandsbek entsteht das erste grenzübergreifende Gewerbegebiet der Bundesländer Schleswig-Holstein und Hamburg. In den 90er-Jahren wurde bereits der Merkurpark auf dem Gebiet der Hansestadt entwickelt. Zwei Areale sind jetzt angedockt: der in Rahlstedt liegende 34 Hektar große Victoria- sowie der Minervapark in Stormarn. Auf Hamburger Seite hat sich jüngst unter anderem die Sund-Gruppe angesiedelt, die vorwiegend Müllbeutel und Haushaltshelfer aus Recyclingmaterial herstellt. Sie investierte 70 Millionen Euro in das neue Logistikzentrum.