Stapelfeld. Die Alte Landstraße und die Anschlussstelle Stapelfeld der A1 sollen für acht Millionen Euro ausgebaut werden.
Ende 2022 sollen Autos, Lastwagen und Motorräder auf der dann verbreiterten Landesstraße 222 in Stapelfeld schneller vorankommen und an der dortigen Autobahnanschlussstelle besser abbiegen können. Für diesen Zeitpunkt ist die Fertigstellung des Acht-Millionen-Euro-Projekts geplant, das eng mit dem ersten grenzübergreifenden Gewerbegebiet der Bundesländer Schleswig-Holstein und Hamburg in der 1700 Einwohner zählenden Gemeinde sowie Rahlstedt verbunden ist. Den entsprechenden Vertrag haben jetzt Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP), Detlev Hinselmann, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS), sowie die Bürgermeister von Stapelfeld und Braak, Jürgen Westphal (WGS) und Hans-Ulrich Schmitz (CDU), unterzeichnet.
Gemeinden machten sich für den Ausbau der L 222 stark
Angestoßen hatte das Vorhaben die WAS, die zudem das Gewerbegebiet auf Stapelfelder Seite erschließt und dafür mit der Gemeinde verhandelte, was nicht immer leicht gewesen ist. „Eine Vernachlässigung dieser Umsetzung von Maßnahmen hätte nicht nur negative Folgen für den Kreis Stormarn und die betroffenen Gemeinden, sondern mittelbar auch für die Wachstumsdynamik der Region und des Landes insgesamt“, sagt Hinselmann. Konkret gestaltet sich das Projekt so: Die Alte Landstraße wird von Braak auf Höhe des Gasthauses Braaker Krug in Richtung Hamburg auf einem 1,6 Kilometer langen Abschnitt bis zur Kreuzung an der Müllverbrennungsanlage (MVA) Stapelfeld zweispurig. In der Gegenrichtung bleibt es bei einem Streifen. Auch bekommen die Rampen an der A-1-Anschlussstelle eine zusätzliche Abbiegespur. Damit sollen die oft kilometerlangen Staus im morgend- und abendlichen Berufsverkehr am überlasteten Verkehrsknoten ein Ende haben.
Grundlage ist ein Verkehrskonzept gewesen. Stapelfeld und auch Braak hatten sich für einen vierspurigen Ausbau der Landesstraße 222 stark gemacht, deshalb sprach Buchholz beim Signieren des Kontrakts in der Kratzmannschen Kate in Stapelfeld von einem „vernünftigen Kompromiss“. Der Verkehrsminister sagte auch: „Die kommunale Einigkeit war nicht leicht herzustellen.“ Eine vierstreifige Variante wäre zu teuer gewesen.
„Es wurde eine Lösung gefunden, die schnell umsetzbar ist“
Der Kreis, die WAS, Müllverbrennungsanlagenbetreiber EEW Energy from Waste und der Unternehmer Klaus-Peter Jebens, der sich um die Firmenansiedlung auf Rahlstedter Seite des grenzübergreifenden Gewerbegebiets kümmert, zahlen zu je einem Viertel 250.000 Euro Planungskosten. Die Summe für den Bau bringt zu einem Drittel der Bund auf, den Rest trägt das Land.
Stormarns Landrat Henning Görtz, der wie Jebens bei der Vertragsunterschrift vor Ort war, sagt: „Es wurde eine Lösung gefunden, die schnell umsetzbar ist.“ Ein jahrelanges Planfeststellungsverfahren ist nicht erforderlich und für die Erweiterung der Landesstraße auf drei Spuren unter der Autobahnbrücke genügend Platz. Zudem müssen keine Grundstücke gekauft werden. Hinselmann rechnet mit einem Baubeginn nicht vor Ende des kommenden Jahres. Dann wird der 60-Jährige nicht mehr an der Spitze der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn stehen. Er hört im März 2021 auf.
Bereits 2017 unterschrieben Funktionäre eine Absichtserklärung
Derzeit ist der oberste Wirtschaftsförderer des Kreises mit der Erschließung des neuen Gewerbeareals in Stapelfeld beschäftigt, womit er in diesem Herbst beginnen möchte. Der sogenannte Minervapark sollte eigentlich 13 Hektar umfassen, wird nun aber rund ein Drittel kleiner. Ein Landwirt will seinen Grund nicht verkaufen. Die größten Chancen für eine Ansiedlung in Stapelfeld haben Firmen, die viele Arbeitsplätze schaffen und mit Gewerbesteuern die Gemeindekasse füllen. Ausgeschlossen vom Vergabeverfahren sind Speditionen und Einzelhandelsunternehmen. Die Gemeinde hat ein Vetorecht.
Das Gewerbegebiet entsteht im Anschluss an den Merkurpark in Rahlstedt. Der Abschnitt südlich der Stapelfelder Straße in Hamburg heißt Victoriapark, wo der erste Hochbau gestartet ist. Die Grundlage für dieses Projekt wurde ebenfalls in der Kratzmannschen Kate geschaffen. Im November 2017 unterschrieben unter anderem Buchholz und der damalige Hamburger Wirtschaftssenator Frank Horch eine Absichtserklärung. Den Bebauungsplan beschlossen Stapelfelds Gemeindevertreter aber erst im Februar 2019 – mit neun Ja- und drei Nein-Stimmen.
WAS zahlt Umbauten an Ortsdurchfahrt
Hauptargument für die Befürworter des Gewerbegebiets war die Möglichkeit, bei der Verkehrsführung mitzureden. Bürgermeister Westphal präsentierte sich dabei als harter Verhandlungspartner gegenüber Hinselmann. Der Gemeinde ging es vor allem darum, zusätzlichen Verkehr auf der Ortsdurchfahrt zu vermeiden und entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Dafür wollte sie kein Geld ausgeben.
Jetzt kommt die WAS für Umbauten auf. „Wir haben Ideen aus der Politik und von Bürgern gesammelt, die nun von einem Fachbüro geprüft werden“, sagt Westphal. Diese reichten von einem Durchfahrverbot für Schwerlastverkehr über Einbahnstraßenregelungen rund um den Stapelfelder Hof, Verschwenkungen bis hin zur Verlegung von Busbuchten auf die Straße.