Bad Oldesloe. Angelika Sandmann und Nancy Pinto wollten gegen Verkehrslärm auf Oldesloer Hauptstraße vorgehen. Doch es lief nicht nach Plan.
Diesen Termin im Rathaus hatten Nacy Pinto und Angelika Sandmann sich anders vorgestellt: Wie berichtet, hatten die beiden Anwohnerinnen der Lorentzenstraße (B75) in Bad Oldesloe im Oktober eine Petition gestartet und forderten Tempo 30 auf der Umgehungsstraße der Kreisstadt. Der Grund: In den vergangenen Jahren habe der Verkehrslärm stetig zugenommen, sei in den vergangenen Monaten nahezu unerträglich geworden. Vor allem der Lkw-Verkehr sei eine Belastung für die Anwohner. Die Frauen berichteten von vibrierenden Wänden, Rissen in der Tapete und Lärm, der sie trotz Lärmschutzfenstern nachts vom Schlafen abhalte und tagsüber aufs Gemüt schlage.
Motiviert waren die Frauen damals von Haus zu Haus gegangen, hatten viel Zuspruch von ihren Nachbarn erfahren. „Am Ende sind dann doch nur 53 Unterschriften zusammengekommen“, sagt Nany Pinto. „Ich hätte mir gewünscht, dass es mehr gewesen wären.“ Es hätten ausschließlich Anwohner eines bestimmten Bereiches unterschrieben, nämlich jene, die zwischen Ecke Schützenstraße und Theodor-Storm-Straße wohnen. „Die Häuser der Bürgerinnen und Bürger, die hinter diesem Abschnitt wohnen, sind weiter von der Straße entfernt“, so Pinto. „Sie leiden weniger unter dem Verkehrslärm und wollten die Petition nicht unterstützen.“
Die Aussichten auf Erfolg sind wahrscheinlich sehr gering
Das war aber nicht der einzige Grund, weshalb der Termin im Rathaus enttäuschend gewesen sei. „Der Bürgermeister Jörg Lembke und der Bürgeramtsleiter Thomas Sobczak haben uns deutlich gemacht, dass die Aussichten auf Erfolg gering sind“, so Pinto. „Laut Bürgermeister gibt es für uns nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Fenster doppelt und dreifach verglasen oder auszuziehen.“
Laut dem Lärmaktionsplan, der in der aktuellen Fassung 2019 beschlossen wurde, soll die Verwaltung für insgesamt sechs Straßenabschnitte die verkehrsrechtliche Anordnung von Tempo-30-Zonen prüfen. Dazu gehört auch die Lorentzenstraße. 2022 wurde die Prüfung des Straßenabschnitts Ratzeburger Straße abgeschlossen und in einem Teilabschnitt Tempo 30 verkehrsrechtlich angeordnet.
2024 soll die Lorentzenstraße laut Lärmaktionsplan geprüft werden
Die laufende Prüfung eines weiteren Straßenabschnitts wird voraussichtlich in 2023 abgeschlossen. „Die Prüfung der Lorentzenstraße ist für 2024 vorgesehen“, sagte Sobczak unserer Redaktion bereits im Oktober. An diesem Vorgehen ändere sich auch mit der Petition nichts, teilte Stadtsprecherin Agnes Heesch auf die Frage mit, wie es nun weitergehe.
Pinto: „Bei der Übergabe der Unterschriften teilte Herr Sobczak uns mit, dass er es für möglich hält, dass zwischen 22 und 6 Uhr Tempo 30 angeordnet wird.“ Alle anderen Forderungen und Vorschläge, also eine 30er-Zone, die rund um die Uhr gilt, oder eine mögliche Umgehungsstraße seien nicht durchzusetzen. „Die Begründung war, dass die B75 die Verkehrsstraße schlechthin in Bad Oldesloe ist, die schlicht benötigt wird“, so Pinto.
Nancy Pinto überlegt, nach neun Jahren aus ihrer Wohnung auszuziehen
Was diese Nachricht mit ihr macht? „Ich bin enttäuscht“, sagt Pinto. Als sie nach dem Termin im Rathaus nach Hause gekommen seien, hätte ihre Mitstreiterin gesagt, sie müsse das erst einmal verdauen. Wie es für die Frauen nun weitergeht? „Bei mir ist es schon so, dass ich darüber nachdenke auszuziehen“, sagt Nancy Pinto. Sie wohnt seit neun Jahren in ihrer Wohnung an der Lorentzenstraße, ihre Nachbarin Angelika Sandmann seit 28 Jahren.
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Sandmann will noch nicht aufgeben und weiterkämpfen. „Vielleicht hören wir uns um, ob jemand uns rechtlich beraten und unterstützen kann“, sagt Nancy Pinto. Auch eine Demonstration sei nach wie vor denkbar. Aber: „Das sind erst einmal alles nur Überlegungen. Ich befürchte ehrlich gesagt, dass wir damit nicht weit kommen. Ich habe die Hoffnung etwas verloren.“
Bevor eine 30er-Zone eingeführt wird, müssen viele Parteien beteiligt werden
Laut Thomas Sobczak gestaltet sich das Verfahren zur Einführung einer 30er-Zone aufwendig. Es müssen Prüfungen durchgeführt und Gutachten angefertigt werden. Zahlreiche Parteien wie die Polizei, der Öffentliche Personennahverkehr und die Fachaufsicht des Landes müssen beteiligt werden.
Ob Nancy Pinto ihrer geliebten Wohnung nach fast einem Jahrzehnt nun Lebewohl sagt, bleibt abzuwarten. „Man kann nicht mal mehr auf der Terrasse sitzen“, sagt sie. Die Oldesloerin arbeitet im Homeoffice, braucht für Meetings und konzentriertes Arbeiten Ruhe. Nicht nur für sie, auch für ihre Nachbarn seien die schlechten Aussichten deprimierend. Sie und ihre Mitstreiterin würden nach der Unterschriftensammelaktion oft auf der Straße angesprochen, ob es etwas Neues gibt. Pinto: „Die müssen wir nun leider alle enttäuschen.“