Lübeck/Reinfeld. Als zweites Unternehmen steigt der Konzern in Feldversuch auf A1 zwischen Lübeck und Reinfeld ein. Was den Lastwagen besonders macht.
Die Deutsche Post und DHL steigen in den Testbetrieb auf dem E-Highway auf der A1 zwischen Reinfeld und Lübeck ein. „Wir wollen unsere Emissionen weiter reduzieren und sind bereit, dafür auch neue Technologien zu testen“, sagte der Leiter der DHL-Niederlassung Kiel, Ingo Kutsch, zum Startschuss des Modellprojektes am Mittwoch.
Für den Feldversuch setzt das Unternehmen einen vollelektrischen Oberleitungs-Lkw des Herstellers Scania ein. Der Lastwagen soll täglich eine Strecke von rund 80 Kilometern zurücklegen und Brief- und Paketsendungen zu drei verschiedenen Verteilzentren zwischen Hamburg und Lübeck transportieren. Insgesamt kann der 29-Tonner laut Post 750 bis 900 Paketsendungen laden.
E-Highway auf A1: Deutsche Post beteiligt sich an Feldversuch mit Oberleitungs-Lkw
Sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg erhält der Lkw auf dem fünf Kilometer langen E-Highway per Pantograf auf der Fahrerkabine über die Oberleitung zusätzlichen Strom. „Das Fahrzeug verfügt über neun Batterie-Pakete mit einer Gesamtkapazität von 297 Kilowattstunden“, sagt Stefan Ziegert, Projektmanager für nachhaltige Transportlösungen bei Scania Deutschland. Die maximale Reichweite betrage, abhängig von Beladung, Fahrbahnuntergrund und Wetter, bis zu 250 Kilometer.
Zu Beginn soll der Lastwagen von Dienstag bis Freitag eingesetzt werden, langfristig soll er an sechs Tagen die Woche auf der Strecke verkehren. Über Nacht wird er zusätzlich über eine mobile Ladestation am Briefzentrum der Post in Lübeck aufgeladen. Bundesweit setzt DHL nach eigenen Angaben bereits 13 Elektro-Lkw ein. Das neue Modell sei aber das erste mit Oberleitungsbetrieb.
Testbetrieb auf dem E-Highway auf der A1 läuft seit Anfang 2020
Insgesamt umfasst die Elektro-Flotte der Post laut dem Unternehmen mehr als 25.000 Fahrzeuge und 19.000 elektrische Lastenräder. Hinzu kommen 110 Biogas-Lkw. Damit werden die Brief- und Paketsendungen laut dem Bonner Konzern in über 50 Prozent der bundesweiten Zustellbezirke CO2-neutral ausgeliefert.
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Auf dem E-Highway zwischen Reinfeld und Lübeck pendeln seit Anfang 2020 täglich strombetriebene Lastwagen. Zum Start war lediglich ein Lkw der Reinfelder Spedition Bode auf der Strecke unterwegs, inzwischen sind es fünf. Im Gegensatz zu dem vollelektrischen Modell, welches DHL nun einsetzt, verfügen diese Lkw über einen Hybrid-Antrieb, sind zusätzlich mit einem Dieselmotor ausgestattet.
Bundesweit gibt es drei Teststrecken für Oberleitungs-Lkw
Die Teststrecke auf der A1 ist eine von bundesweit dreien. Die anderen liegen auf der A5 zwischen Darmstadt und Frankfurt am Main sowie auf der B462 in Baden-Württemberg. Die Idee dahinter: Die Fahrzeuge klinken sich auf dem E-Highway mit einem Stromabnehmer an die Oberleitung ein, um ihre Batterie für den Rest der Strecke zu laden.
Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Fachhochschule Kiel, der Hochschule Heilbronn und der Technischen Universität Dresden. Ziel des Feldversuches ist, das System technisch, ökologisch, ökonomisch und unter Verkehrsgesichtspunkten bewerten zu können. In die Teststrecke in Schleswig-Holstein hat das Bundesumweltministerium 19 Millionen Euro investiert.
Der Feldversuch wurde um zwei Jahre bis Ende 2024 verlängert
Ursprünglich sollte der Test bis Ende 2022 laufen, wurde inzwischen aber um zwei Jahre bis Ende 2024 verlängert. Aus Sicht von Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt hat sich das Konzept bewährt. „Nach drei Jahren können wir selbstbewusst sagen: Das Konzept E-Highway kann funktionieren“, so der Grünen-Politiker im Dezember vergangenen Jahres.
Es gibt aber auch Kritik. Der Steuerzahlerbund Schleswig-Holstein hält das Experiment für gescheitert und fordert ein Ende des Feldversuchs in Schleswig-Holstein. Technisch habe sich die Technik zwar als machbar erwiesen, doch an der Wirtschaftlichkeit gebe es erhebliche Zweifel, so der Verein.