Oststeinbek. Oststeinbek sucht Nachmieter für Sportfläche, weil das Medi-Terrain den Betrieb einstellt. Vier Veterinäre haben eine Idee.
Es ist relativ leer an diesem Morgen gegen 9.30 Uhr im Medi-Terrain in Oststeinbek. Rund ein halbes Dutzend Senioren nutzen die Geräte. Einige strampeln auf dem Ergometer, andere trainieren in Sitzposition ihre Armmuskulatur. Eines haben sie gemein: Ihre Mitgliedschaft endet zum 31. Dezember. Wie berichtet, stellt das Fitnessstudio nach 18 Jahren den Betrieb ein. Vermieter der in die Walter-Ruckert-Sporthalle integrierten Fläche ist die Gemeinde. Bei der haben sich inzwischen Interessenten gemeldet für eine Übernahme der Räume. Nach Informationen dieser Redaktion gehören dazu vier Tierärzte, die sich selbstständig machen und zusammen eine Tagesklinik gründen wollen. Mit Bürgermeister Jürgen Hettwer hat es bereits eine Führung gegeben.
„Ich bin mit Leuten durchgegangen“, sagt der Verwaltungschef. Namen und welcher Branche sie zuzuordnen sind, verrät er nicht. Nur so viel: Es gebe mehrere Interessenten. Dem Vernehmen nach sind auch zwei Personen dabei, die sich vorstellen können, dort ein Fitnessstudio zu betreiben – und zwar nicht im Verbund. Laut Hettwer wird Oststeinbek die Fläche ausschreiben, den neuen Pächter mithilfe eines Vergabeverfahrens ermitteln. Wer schlussendlich einziehen darf, entscheidet die Politik. In einer Fraktionsvorsitzendenrunde mit dem Bürgermeister wurde über potenzielle Mieter geredet.
Für Tierklinik müsste der Bebauungsplan geändert werden
Eines steht fest: Investitionen für einen möglichen Umbau will Oststeinbek nicht tätigen. Sollte die Tierklinik den Zuschlag bekommen, sind die Betreiber dafür zuständig. Außerdem müsste in diesem Fall der Bebauungsplan geändert werden. Die Veterinäre möchten in ihrer Einrichtung aufwendige Operationen anbieten, das Leistungsspektrum soll über jenes einer normalen Praxis für zum Beispiel Hunde und Katzen hinausgehen. Das berichten verlässliche Quellen.
Das Medi-Terrain ist eine Tochtergesellschaft des Oststeinbeker Sportvereins. Zu Höchstzeiten hatte es 1250 Mitglieder. Die Zahl hat sich nahezu halbiert. Seit 2018 gibt es Konkurrenz im Ort. Das Unternehmen Sportsfreund Fitness, untergebracht in der ersten Etage des Ostkreuz Centers am Willinghusener Weg im Gewerbegebiet, lockt mit günstigeren Beiträgen. Manch einer ist deswegen gewechselt. Beim OSV heißt es, „die Ansiedlung hat uns das Genick gebrochen“. Nach der Sportsfreund-Eröffnung verlor man in relativ kurzer Zeit 150 Mitglieder. Es ging immer weiter bergab. Die Medi-Terrain Oststeinbek Fit-& Wellness GmbH macht jeden Monat zwischen 4000 und 6000 Euro Verlust. Deswegen zog der OSV-Vorstand die Reißleine.
Fitnessstudio zahlt 6500 Euro Miete pro Monat an Gemeinde
Das Studio hat rund 800 Quadratmeter Fläche für Geräte und Kurse. Hinzu kommt ein 500-Quadratmeter-Wellnessbereich mit zwei Saunen, einem Dampfbad und Sonnenterrasse. Mieteinnahmen für Oststeinbek: 6500 Euro pro Monat. „Eventuell kann man künftig mehr erwirtschaften“, sagt der Bürgermeister. Die Kommune ist gut beraten, bei der Vermietung von Objekten das Maximale herauszuholen. Die Zeiten, wo man nicht auf jeden Cent schauen musste, sind vorbei.
Auf der einen Seite gibt es einen Einbruch bei den Gewerbesteuereinnahmen: Sie halbieren sich im Vergleich zum Vorjahr auf 20 Millionen Euro. 2024 sind weniger als zehn Millionen prognostiziert. Andererseits stehen kurz- und mittelfristig kostenintensive Bauprojekte an wie die Feuerwehrwache im Ortsteil Havighorst oder die Bauhofverlagerung. Die neue Grunschule für mindestens 26 Millionen Euro soll im kommenden Sommer fertiggestellt sein. Dafür wurde ein Kredit in Höhe von 15 Millionen Euro aufgenommen. Und bei der Gebäudesanierung mit Blick auf die Energiewende will man Vorreiter für die Bürger sein, die eigenen Liegenschaften modernisieren.
Politiker können sich andere Nutzung vorstellen
„In der aktuellen Lage ist es entscheidend, wie viel Miete wir einnehmen können. Wir sind froh, dass es Interessenten gibt“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Mielcarek. Seine Partei bevorzuge ein Fitnessstudio als Ersatz für das Medi-Terrain. Anderen Formen der Nutzung stehen die Sozialdemokraten allerdings auch offen gegenüber. Dass Tierärzte an die Gemeinde herangetreten sind, wollten die Politiker allesamt nicht bestätigen. Natürlich fragte diese Redaktion aber nach, ob eine Tagesklinik für sie überhaupt eine Option wäre. „Das hätte Charme. So eine Einrichtung kann sicherlich mit überregionaler Kundschaft rechnen“, sagt Grünen-Gemeindevertreter Jan Schwartz.
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Für den CDU-Fraktionsvorsitzenden Patrick Klose und seine Mitstreiter ist eine Tagesklinik nicht die erste Wahl, wohl aber eine Möglichkeit. „Unser Favorit ist eine sportliche Nachnutzung schon aufgrund der Gegebenheiten. Wenn das nicht klappt, muss man sich mit anderen Dingen beschäftigen, die einen Mehrwert für die Einwohner bieten. Es gibt in Oststeinbek viele Tierhalter, und die nächste Klinik ist nicht in unmittelbarer Umgebung“, sagt der Christdemokrat. Rudi Hametner, Fraktionschef der Wählergemeinschaft (OWG), geht nur im Allgemeinen auf die Nachverpachtung ein: „Ich will erst mal Konzepte von Bewerbern sehen. Klar ist, dass wir nichts zu verschenken haben in Sachen Miete.“