Oststeinbek. Der Discounter Gewerbegebiet strebt 10.000 Mitglieder an. Dem Mitbewerber OSV muss aber nicht bange sein.

Das in der Politik lange umstrittene Fitnessstudio mit dem Namen Sportsfreund im Oststeinbeker Gewerbegebiet hat mit neunmonatiger Verzögerung eröffnet. Auf 3188 Quadratmetern in der ersten Etage des Ostkreuz-Centers am Willinghusener Weg sollen bis zu 10.000 Mitglieder Sport treiben. Für das Projekt musste der Bebauungsplan geändert werden. Die Entscheidungsträger zögerten jedoch. Sie fürchteten negative Auswirkungen für den Oststeinbeker Sportverein (OSV), der mit dem Medi-Terrain ebenfalls ein Studio betreibt und dem die Gemeinde Räume vermietet hat. Nachdem das Abendblatt über die Bedenken berichtet hatte und der Druck der Bürger groß wurde, änderten die Politiker ihre Meinung und stimmten zu. Heute ist von den befürchteten Konsequenzen nichts zu spüren. Im Gegenteil: Beim OSV ist die Mitgliederzahl gestiegen. Und das Angebot hat sich für Kunden bei unveränderten Preisen verbessert.

Jan-Oliver Wulf (34), neben Felix Seeliger (36) Geschäftsführer bei Sportsfreund, hat dafür eine einfache Erklärung: „Wir haben viel Werbung gemacht und das andere Studio zugleich befruchtet. Denn dadurch sind die Menschen auf das Thema Fitness aufmerksam geworden.“ Der Premium-Discounter hatte den Vorverkauf der Abonnements im Februar 2017 gestartet mit dem günstigsten Tarif von 14,99 Euro pro Monat. Das ist zwar wesentlich preiswerter als beim OSV, der Verein hat jedoch ein ganz anderes Konzept, das weniger auf Masse ausgerichtet ist.

Viele Sporstfreund-Kunden kommen aus Hamburg

Einen Kannibalismuseffekt hatten Wulf und Seeliger ausgeschlossen und genauso argumentiert, als sie die Politiker um Unterstützung baten. Die beiden Unternehmer, deren Oststeinbeker Team 35 Mitarbeiter zählt, schlossen einen Mietvertrag, ohne sich bei der Gemeinde vorher über den Bebauungsplan zu informieren. In dem war seinerzeit ein Sondergebiet mit großflächigem Einzelhandel festgelegt. Deswegen wurde es mit der Eröffnung im Juli vergangenen Jahres nichts. Jetzt sind die beiden Geschäftsführer, die 2,5 Millionen Euro investiert und bereits ein Studio in Wilhelmshaven betreiben, erleichtert. „Wir sind im Soll“, sagt Seeliger, der die genaue Mitgliederzahl nicht nennen will. Sie bewege sich im vierstelligen Bereich.

Weniger als 20 Prozent der Kunden kommen aus Oststeinbek, dafür nahezu die Hälfte aus Hamburg. Das Durchschnittsalter liegt bei 43 und damit sechs Jahre unter dem im OSV-Studio. Bei jenem kommt jedes zweite Mitglied aus Oststeinbek, viele auch aus Reinbek, Glinde und Barsbüttel.

OSV-Studio bietet an vier Tagen Kinderhort an

Rund 500 Meter Luftlinie entfernt vom Ostkreuz-Center befindet sich die Walter-Ruckert-Sporthalle. Dort ist im ersten Stock das Medi-Terrain beheimatet. Das Studio wurde 2005 eröffnet. „Ich weiß zwar von einigen Personen, die uns in Richtung Sportsfreund verlassen haben. Aber im März hatten wir mit rund 1250 Mitgliedern den höchsten Bestand seit Bestehen“, sagt Geschäftsführer Thomas Muhle.

Thomas Muhle ist Geschäftsführer des Medi-Terrain in Oststeinbek
Thomas Muhle ist Geschäftsführer des Medi-Terrain in Oststeinbek © HA | René Soukup

Kunden zahlen ab 44 Euro im Monat für Fitness- und Kursangebote inklusive Sauna. Dafür bekommen sie einiges geboten. Die Geräte sind allesamt auf neuestem Stand und mit High-Tech ausgestattet. Laufbänder für 17.500 Euro haben einen integrierten Multimedia-Bildschirm, auf dem Sporttreibende zum Beispiel Bundesliga live auf Sky schauen können. Oder sie wandern virtuell in den Rocky Mountains. Auch gibt es an vier Tagen in der Woche einen Kinderhort. All das hat die Konkurrenz im Ort nicht.

Besonders intensive Betreuung beim OSV

Muhles Team umfasst 20 Mitarbeiter plus ein Dutzend freiberuflicher Trainer. Auf die intensive Betreuung wird hier besonders Wert gelegt. Allein die Eingangsuntersuchung dauert zwei Stunden. Dazu gehören Anamnese, Blutdruckmessung, Muskelfunktions- sowie Herz-Kreislauftest plus Körpersegmentanalyse. „Unsere Trainer können medizinische Befunde lesen und ein entsprechendes Programm erstellen“, so Muhle. „Wir haben auch schon Leuten mit gesundheitlichen Problemen nach dem Belastungstest den Eintritt verweigert und sie erstmal zum Arzt geschickt.“ Es sei nicht das Ziel, das Maximale aus der Anlage herauszupressen, sondern „bei gleichen Preisen das Angebot zu steigern“. Das Limit liege bei 1300 Mitgliedern.

Auf den 1800 Quadratmetern im freundlichen Ambiente – hellgrüne und beige Wände sowie hellbrauner Boden, dazu Holzbalken unterhalb der Decke – herrscht schon am Morgen reges Treiben. Die Musik ist leise, ältere Mitglieder, viele von ihnen Rentner, sind in der Überzahl. Sie profitieren von einigen Neuerungen. Zuletzt wurde in den Umkleiden ein neues Zutrittssystem inklusive größerer Schließfächer installiert. Und seit wenigen Tagen gibt es eine bessere Getränke-Flatrate, wobei Wasser schon immer kostenfrei war. Statt wie bisher zwei Euro pro Besuch für spezielle Mineralien-Drinks zu zahlen, kostet die Sache jetzt 5,50 Euro im Monat. Sportler können aber auch Getränke von zu Hause mitbringen.

Die Fläche im Ostkreuz-Center wurde übrigens auch Muhle vor Jahren angeboten. „Seinerzeit mussten wir uns vergrößern, um konkurrenzfähig zu bleiben“, sagt der Geschäftsführer. Er habe sich daraufhin den Bebauungsplan angeschaut – und das Thema sei erledigt gewesen. Schließlich vergrößerte die Gemeinde das Medi-Terrain in der Walter-Ruckert-Halle.